
Die Ambitionen von Bundeskanzler Olaf Scholz, Deutschland zu einem bedeutenden Standort für die Halbleiterindustrie zu machen, haben einen erneuten Rückschlag erlitten. Der US-amerikanische Chiphersteller Wolfspeed hat seine Pläne, eine Chipfabrik im saarländischen Ensdorf zu errichten, auf unbestimmte Zeit verschoben. Damit steht ein weiteres Großprojekt der deutschen Industriepolitik vor dem Aus.
Bundeskanzler Scholz hatte das Projekt bei seiner Ankündigung im Februar 2023 noch als Symbol für die Rückkehr der industriellen Revolution nach Ensdorf gepriesen. In Zusammenarbeit mit ZF, einem großen deutschen Automobilzulieferer, sollte Wolfspeed Siliziumkarbid-Chips produzieren, die insbesondere in Elektrofahrzeugen Anwendung finden.
Die Investitionssumme für das Projekt lag bei etwa 3 Milliarden Euro, wovon 515 Millionen Euro aus staatlichen Mitteln stammen sollten. Doch nun wurde bekannt, dass Wolfspeed das Vorhaben aufgrund der schwächelnden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa auf Eis gelegt hat.
Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger äußerte sich im Rahmen einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei des Saarlandes in Saarbrücken zu den aktuellen Entwicklungen bei Wolfspeed.
Dieser Rückschlag folgt auf eine ähnlich desaströse Entscheidung von Intel, die ihre Pläne für eine 30-Milliarden-Euro-Chipfabrik in Magdeburg vor einigen Wochen ebenfalls auf Eis legten. Trotz fast 10 Milliarden Euro an staatlichen Zuschüssen zögert das Unternehmen, die Investition umzusetzen.
Die geplanten Fabriken von Wolfspeed und Intel galten als zentral für die europäische Strategie, die Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten zu reduzieren und Europas Anteil am globalen Chipmarkt von aktuell weniger als 10 Prozent auf 20 Prozent bis 2030 zu verdoppeln.
Die Bedeutung dieser Chipfabriken wurde nicht nur für Deutschland, sondern für die gesamte europäische Wirtschaft als entscheidend angesehen, um die fragile Lieferkette der Halbleiterindustrie zu stabilisieren. Doch nun zeigen die Absagen der Unternehmen, dass nicht einmal milliardenschwere Subventionen ausreichen, um Wettbewerbsanteile in diesem Bereich zu gewinnen.
Auch der US-Chip-Gigant Intel hat den Bau seiner Mega-Fabrik in Magdeburg auf Eis gelegt.
Kritiker der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung sehen in den Entscheidungen von Wolfspeed und Intel den Beweis, dass die milliardenschweren Subventionen allein nicht ausreichen, um Investitionen langfristig zu sichern. Statt staatlicher Förderungen bedürfe es einer Verbesserung der allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, um nicht nur Großinvestitionen, sondern auch kleinere und mittelständische Unternehmen zu unterstützen.
Die strukturellen Probleme der saarländischen Wirtschaft, die stark von der Automobilindustrie abhängig ist, sind nun durch das Ausbleiben solcher Großprojekte noch gravierender geworden.
Wolfspeed ist nur eines von mehreren Projekten, die in der Chipindustrie für Deutschland von entscheidender Bedeutung waren. Die Fabriken in Ensdorf und Magdeburg sollten nicht nur dringend benötigte Arbeitsplätze schaffen, sondern auch als Leuchtturmprojekte für die Industriepolitik der Ampel-Regierung dienen.
Mit der Verschiebung des Baus der Wolfspeed-Fabrik auf unbestimmte Zeit bleibt fraglich, ob Deutschland und Europa ihre ambitionierten Ziele im Halbleitersektor erreichen können. Die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft sind enorm: hohe Energiekosten, Produktionsprobleme und die Krise der deutschen Autohersteller.
Es ist vielsagend, dass selbst mit Milliarden-Subventionen Investitionen in Deutschland nicht zustande kommen.
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