
Maschinenbauer Hüller Hille aus Mosbach-Diedesheim in Baden-Württemberg befindet sich seit geraumer Zeit in einer wirtschaftlichen Krisenlage: Die Verbindlichkeiten des 1923 gegründeten Werkzeugspezialisten belaufen sich mittlerweile auf einen zweistelligen Millionenbetrag, wie die Merkur München berichtet.
Laut der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ), die die Entwicklungen rund um das Unternehmen seit Monaten verfolgt, sei die Produktion aufgrund der Unternehmenskrise bereits seit einiger Zeit eingestellt worden. Zudem habe ein Teil der ehemals 170 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Durchschnittlich halten sich anscheinend nur noch um die 15 Mitarbeiter im Betrieb auf, während sich der Großteil der Belegschaft freigestellt, in einer Art „Sonderurlaub“ befindet.
Die Ursprünge der Hüller Hille GmbH lassen sich auf mehrere traditionsreiche Vorgänger zurückführen: Dazu zählt die Karl Hüller GmbH, gegründet 1923 in Ludwigsburg, ebenso wie die Maschinenfabrik Diedesheim, die 1947 aus den Resten einer ehemaligen Produktionsanlage des damaligen Daimler-Benz-Konzerns hervorging, und Hille Herschel, ein Werkzeugmaschinenhersteller aus dem Portfolio des Thyssen-Konzerns.
Im Laufe der Jahrzehnte wechselte Hüller Hille innerhalb des Thyssen-Konzerns mehrfach die Zugehörigkeit, bevor der Stahlriese das Unternehmen an die Zuse Holding GmbH veräußerte. Immer wieder geriet der Werkzeugmaschinenbauer an den Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs, doch jedes Mal gelang die Rettung. Seit dem Jahr 2019 befindet sich die Hüller Hille GmbH nun im Besitz des chinesischen Finanzinvestors Visionmax Asset Management Co. Ltd. mit Sitz in Peking.
Doch auch unter dessen Führung blieb die erhoffte wirtschaftliche Erholung aus. Zwar konnte das Unternehmen nach der Corona-Krise zunächst einen kurzen Aufschwung verzeichnen, dieser hielt jedoch nicht lang. Mittlerweile ist die Traditionsfirma erneut in wirtschaftliche Turbulenzen geraten, und der chinesische Eigentümer hat sich gegenüber der Belegschaft weitgehend aus der Verantwortung zurückgezogen.
Die Belegschaft wartet seit Monaten, um genau zu sein, seit Februar auf die Auszahlung ihres Lohns. Schon zum Jahreswechsel hatte Hüller Hille mit ähnlich negativen Schlagzeilen für Aufsehen gesorgt: Das November-Gehalt der Mitarbeiter wurde erst verspätet im Januar überwiesen, und das auch nur unter Anwendung richterlichem Drucks.
Rund 100 Mitarbeiter sahen sich Anfang des Jahres gezwungen, das Arbeitsgericht Mannheim anzurufen, um ihrem Arbeitgeber ein Ultimatum zu stellen – mit dem Ziel, ihren ausstehenden November-Lohn sowie das Weihnachtsgeld endlich zu erhalten.
Angesichts des Umgangs mit den Beschäftigten und den hohen Schulden, die das Unternehmen angehäuft hat, sieht die IG Metall nur noch einen letzten Ausweg: die Einleitung eines Insolvenzverfahrens. „Es ist beschämend, wie die Geschäftsführung die Beschäftigten hinhält und auf Zeit spielt“, kritisierte Thomas Bohlender von der IG Metall Heidelberg gegenüber der RNZ. Die Gewerkschaft fordert, dass die Unternehmensleitung den Weg für neue Investoren freigibt.
Die Krise bei Hüller Hille ist jedoch kein Einzelfall. Deutschlandweit stehen Maschinenbauer vor wachsenden Problemen. Die Ursachen dafür sind vielfältiger Natur. Vor allem aber die unternehmensfeindlichen Rahmenbedingungen des Wirtschaftsstandorts Deutschland belasten die Betriebe. Der größte Kostentreiber für Maschinenbauer sind die stetig steigenden Energiekosten, da Energie – wie in der gesamten Industrie – einen zentralen Produktionsfaktor darstellt. Besonders in energieintensiven Bereichen wie der Metallbearbeitung oder beim Einsatz großer Maschinen ist der Stromverbrauch erheblich.
In Deutschland befindet sich der Industriestrompreis seit Jahren in einem konstanten Aufwärtstrend. Der durchschnittliche Strompreis bei Neuverträgen für kleine bis mittlere Industriebetriebe (inklusive Stromsteuer) liegt 2025 bei 18,31 ct/kWh. Zwar stellt das einen massiven Rückgang gegenüber den Höchstständen der Energiekrise zu Beginn der Dekade dar – 2022 lag der Preis noch bei rund 43,20 ct/kWh –, doch im Vergleich zu früheren Jahren ist das Niveau weiterhin extrem hoch. In den frühen 2000er-Jahren lag der Strompreis laut Energiechronik noch bei etwa 6 ct/kWh.
Damit hat sich der Strompreis in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr als verdreifacht. Eine enorme Belastung, vor allem für kleine und mittelständische Industrieunternehmen wie Hüller Hille. Zuletzt sind auch weitere Maschinenbauer dem deutschen Standort zum Opfer gefallen. Im Februar musste das – ähnlich wie Hüller Hille – ebenfalls auf Werkzeugmaschinen spezialisierte Unternehmen SMS Maschinenbau aus Albstadt Insolvenz anmelden. Inzwischen wurde das Unternehmen durch einen ausländischen Investor übernommen (Apollo News berichtete).
Ende Mai meldete zudem die TF Wickeltechnik GmbH, die Kunden in 30 Ländern belieferte, Insolvenz an. Das in Neulingen ansässige Unternehmen hatte sich auf die Automatisierung sogenannter Reel-to-Reel-Prozesse spezialisiert, bei denen bandförmige Materialien von einer Rolle auf die nächste übertragen werden.