
Karol Nawrocki hat die polnische Präsidentschaftswahl am Sonntag für sich entschieden. In der Stichwahl konnte der konservative Politiker mit 50,89 Prozent sich gegen seinen pro-europäischen Kontrahenten Rafal Trzaskowski durchsetzen, der nur 49,11 Prozent erzielen konnte. Ein überraschender Wahlerfolg – hatten doch die meisten Umfragen den liberalen Kandidaten leicht vorne gesehen und auch die erste Umfrage nach der Wahl Trzaskowski für den Sieger erklärt.
Der Sieg Nawrockis zeigt ein knappes, aber klares polnisches Votum gegen die Öffnung Polens für linke Ideologien und eine grundlegende Skepsis gegenüber der Europäischen Union und einer weltoffenen Diversitätspolitik, wie sie zuletzt Ministerpräsident Donald Tusk unterstützt hatte. Eine Tatsache, die die linke Medien- und Politikblase am Montagmorgen, einen Tag nach der Wahl, offenbar noch nicht wahrhaben will. Stattdessen wird das östliche Nachbarland samt der dortigen Wähler wüst beschimpft.
Ganz vorne mit dabei: Der Chef des ARD-Magazins Monitor, Georg Restle. Der ARD-Journalist schrieb auf seinem Account auf X zum konservativen Wahlsieg in Warschau: „Das Wahlergebnis in Polen ist eine Katastrophe: Für Demokratie und Rechtsstaat in Polen. Für ein Europa, das immer tiefer gespalten ist. Für die Ukraine, die auf die Unterstützung Polens angewiesen ist.“
Der demokratisch gewählte Präsident also eine „Katastrophe“ für die Demokratie und den Rechtsstaat – ein komisches Verständnis, finden auch einige Kommentatoren unter seinem Post. Grund genug, dass Restle darauf mit noch härteren Worten eingeht. Auf einen Kommentar: „Es ist das Ergebnis einer rechtmäßig durchgeführten, demokratischen Wahl, lieber Georg Restle. Und daher kann es keine ‚Katastrophe für die Demokratie‘ sein“, antwortete Restle mit einem kruden Nazi-Vergleich. So schrieb er: „Auch der Sieg der Nazis in Deutschland war das Ergebnis einer Wahl und deren Folgen. Demokratie ist mehr als nur ein Verfahren.“ Inzwischen hat Restle die Kommentare unter seinem Post geschlossen.
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Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt hat mit der Entscheidung der Polen ebenfalls ein Problem. Sie schrieb auf X: „Polen hat sich entschieden, knapp, ein gespaltenes Land, mitten in Europa. Es werden schwere Zeiten sein für alle, die die Freiheit lieben.“
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In eine ähnlich absurde Richtung geht auch die Einschätzung von Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP. Sie sei „enttäuscht“ über das polnische Wahlergebnis und sprach von „keinem guten Morgen für das größte Friedensprojekt der Welt: Europa“. Ähnlich äußerten sich die meisten großen Zeitungen in Deutschland. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland sprach von einer „Katastrophe für das liberale Europa“, die Zeit unterstellt Nawrocki, er spiele die „Trump-Karte“.