
Die Selbstkritik war ein Ritual des Stalinismus. Bei Säuberungen des Parteiapparats war die Selbstkritik die Methode, der sich alle zu unterwerfen hatten. Die Selbstbeschuldigungen der in Ungnade gefallenen Kandidaten fanden sich dann in der Regel in der Anklageschrift wieder.
Die interne Nachbesprechung zur ersten Sendung geriet zur Abrechnung. Drei Stunden dauerte das „Gründonnerstagstribunal“, wie Mitarbeiter die Sitzung heute nennen. Statt konstruktiver Kritik wurde ein Kesseltreiben gegen Ruhs und ihr Team veranstaltet. Besonders verdammungswürdig war für die das Tribunal organisiert habenden Kollegen, dass Ruhs nicht zur Selbstkritik im stalinistischen Sinne bereit war.
Binnen Tagen formierte sich dann der Widerstand gegen die, die es wagten, den grün-rot-woken Politkommissaren nur die Stirn zu bieten. 250 NDR-Mitarbeiter unterschrieben einen „Offenen Brief“, der Ruhs Spaltung und Einseitigkeit vorwarf. Ein Standardvorwurf der extremen Linken. Man warf ihr vor, Stimmen zu Wort kommen zu lassen, die im ÖRR sonst aus gutem Grund kaum vorkommen. Denn sie gelten als rechts, faschistisch und eben Nazi. Organisiert wurde die Aktion über Chatgruppen.
Daniel Bröckerhoff, NDR-Moderator und Correctiv-Trainer, unterstütze den Aufstand gegen Ruhs ebenfalls. Bröckerhoff hatte Konservativen zuvor pauschal Denkunfähigkeit mit einem Ausflug in astreine NS-Biologismen attestiert. Auch das hatte beim NDR natürlich keine Folgen für ihn.
„Klar“ war ein zaghafter Versuch, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht nur extreme linke Meinungen zu Wort kommen zu lassen. Ruhs zeigte Opfer von Migrantengewalt, ließ Landwirte über ihre Probleme sprechen, griff Unzufriedenheit im Land auf. Keine Sensation, eigentlich journalistische Normalität. Doch was beim Publikum als glaubwürdig und ehrlich ankam, empfanden linke Kollegen als nicht hinnehmbaren Tabubruch.
Nun wurde Ruhs vom öffentlich-rechtlichen Sender abserviert.
Mit ihr werden offenbar auch der Chefredakteur der Sendung Adrian Feuerbach und der Redaktionsleiter Thomas Berbner abgezogen, der sich schon zuvor in Tagesthemen-Kommentaren kritisch über grüne Politik geäußert hatte. Daran hat man sich beim NDR bei dieser Gelegenheit wohl gerne erinnert.
Der NDR plant nun, ihr Format mit einer anderen Moderatorin, die sich an die strikten politischen Vorgaben halten wird, fortzusetzen. Ein pikantes Detail ist, dass Ruhs vor die Kamera treten dürfte, wenn der BR die Sendung produziert. Aber der ist beinahe ebenso streng grün sortiert wie der NDR.
Eine weitere Lehre aus einem kommunistischen Lehrbuch wurde hier mustergültig vorexerziert. €Strafe einen – erziehe hunderte“. Jeder Mitarbeiter beim mit Milliarden bezahlten öffentlichen Rundfunk weiß nun, was die Stunde geschlagen hat.
Anpassung und Unterwerfung an das dort herrschende linke Dogma – oder er bzw. sie ist raus.