
Im Streit um die neue Reportagesendung Klar des NDR meldet sich nun auch der Rundfunkrat zu Wort. Der Programmausschuss habe „scharfe Kritik“ an Format und Moderatorin Julia Ruhs geäußert, teilte Rundfunkrätin Jessica Leutert am Freitag auf der Plattform Bluesky mit. „Die Debatte in der letzten Sitzung ist aber noch nicht abschließend“, schrieb Leutert weiter. Eine formelle Bewertung durch das Gremium stehe noch aus. Zudem seien bislang 40 Programmbeschwerden eingegangen.
Die Pilotfolge von Klar, produziert von NDR und BR, hatte sich kritisch mit der Migrationspolitik auseinandergesetzt. In der Folge warfen NGOs, einzelne ARD-Journalisten sowie eine Petition auf der Plattform Campact Ruhs vor, „rassistische Klischees“ zu bedienen und „rechtsextreme Talkingpoints“ zu wiederholen.
Die Initiative „Neue deutsche Medienmacher*innen“ rief öffentlich zum Versand von Protestbriefen an NDR und BR auf. Die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann kommentierte auf X: „Wenn du für dein Format damit wirbst, wer dich alles doof findet, bist du entweder innerlich noch ein Teenie, oder dein Vertrauen in dich und dein Produkt ist nicht besonders groß.“ Satiriker Jan Böhmermann griff die Sendung ebenfalls in seiner ZDF-Show auf.
In einem internen Brandbrief wandten sich auch NDR-Mitarbeiter an die Senderspitze. Die Verfasser stammen nach eigener Aussage „aus allen Programm- und Tätigkeitsbereichen des NDR“. „[Die Sendung] verletzt in unseren Augen eine Reihe von Grundsätzen unserer journalistischen Arbeit und kommt unserem öffentlich-rechtlichen Auftrag (…) nicht nach“, heißt es im Brief. Man distanziere sich folglich von der Produktion und fordere eine „Aufarbeitung der Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass dieser Film so über den Sender gegangen ist.“
Eine öffentliche Stellungnahme des NDR steht bislang aus. Die Äußerung von Jessica Leutert markiert nun die erste institutionelle Reaktion. Leutert sitzt im Programmausschuss für die CDU Schleswig-Holstein und ist zugleich Mitglied der Grünen.