Netanjahu will Gaza-Offensive „so schnell wie möglich“ beginnen

vor etwa 4 Stunden

Blog Image
Bildquelle: NiUS

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Sonntag in Jerusalem, er wolle den Krieg gegen die Hamas „so schnell wie möglich“ beenden – mit einer neuen Gaza-Offensive. Diese sei „ziemlich schnell“ abzuschließen, wie Reuters berichtet. Netanjahu habe das Militär angewiesen, den Zeitplan zur Einnahme der Stadt Gaza zu verkürzen – und bezeichnete den Plan als den besten Weg, den Konflikt schnell zu entschärfen. Zuletzt hatte er außerdem in einem Interview bei Fox News Stellung zu den gängigen Vorwürfen bezogen.

Das Sicherheitskabinett unter Leitung von Benjamin Netanjahu hat am Freitag beschlossen, dass das Militär die Stadt Gaza einnehmen soll – möglicherweise mit dem weitergehenden Ziel, die Kontrolle über das gesamte Küstengebiet zu übernehmen. Medienberichten zufolge rechnet die Armee für die notwendigen Vorbereitungen mit etwa zwei Monaten. Rund eine Million Palästinenser, die derzeit in der Stadt Gaza leben, müssten in Gebiete umgesiedelt werden, die nicht vom geplanten Kampfeinsatz betroffen sind. Dort wäre dann eine funktionierende Infrastruktur mit Unterkünften, Nahrungsmittel- und Wasserversorgung sowie medizinischer Betreuung aufzubauen. Nach fast zwei Jahren Krieg ist der Gazastreifen in erheblichem Maße zerstört.

Für die Offensive müsste Israels Armee Hunderttausende Reservisten einberufen und beschädigtes oder verschlissenes Kriegsgerät instand setzen, ersetzen und in Stellung bringen. Der Generalstab will die „Grundideen“ für den Einsatz gegen Gaza-Stadt bis Ende der Woche verabschieden, berichtete das Nachrichtenportal ynet am Sonntag. Medienberichten zufolge steht Armeechef Ejal Zamir dem Vorhaben zunächst skeptisch gegenüber.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei einer Pressekonferenz in Jerusalem am Sonntag..

Netanjahu wies am Freitag in einem ausführlichen Fox-Interview den Vorwurf des Völkermords zurück: „Wer einen Völkermord begehen will, liefert nicht zwei Millionen Menschen Lebensmittel.“ Gaza solle nach dem Krieg an andere Kräfte übergeben werden, die den Menschen dort „ein gutes Leben“ ermöglichen – Ziel sei die vollständige Zerschlagung der Hamas.

In dem Interview machte der israelische Premier deutlich, dass sein Ziel nicht die dauerhafte Besetzung des Gazastreifens, sondern die vollständige Entmachtung der Hamas ist. „Wir wollen uns selbst und die Menschen in Gaza von der Herrschaft der Hamas befreien – und die Verwaltung an eine Regierung übergeben, die weder Hamas ist noch Israels Zerstörung fordert“, sagte Netanjahu. Das 25-minütige Video lässt sich auf X in Gänze anschauen.

Die Offensive diene einzig dazu, „diese Neonazi-Armee von Monstern loszuwerden“. Die Hamas halte nicht nur israelische Geiseln fest, sondern „zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen als Geiseln“.

Auf die Frage, ob Israel die vollständige Kontrolle über den Streifen übernehmen werde, erklärte Netanjahu: „Wir wollen ihn nicht behalten. Wir wollen Sicherheit – aber keine Regierung dort stellen. Wir wollen, dass es eine Verwaltung gibt, die ordentlich regiert, ohne uns zu bedrohen, und den Menschen ein gutes Leben ermöglicht. Das ist mit der Hamas nicht möglich.“

Außenminister Johann Wadephul (CDU) traf am 31. Juli Benjamin Netanjahu zu einem Gespräch in Jerusalem.

Zur Lage der Geiseln sagte Netanjahu: „Mit der richtigen Kombination aus militärischer Taktik und internationalem Druck können wir alle – oder zumindest die meisten – befreien. Bisher haben wir 105 von etwa 250 Geiseln freibekommen, die meisten von ihnen lebend. Niemand glaubte, dass wir das schaffen. Aber ohne militärischen Druck funktioniert gar nichts.“

Auf den Vorwurf, Israel betreibe Völkermord im Gazastreifen, reagierte Netanjahu scharf: „Wenn wir tatsächlich Völkermord begehen würden, dann würden wir uns dabei ziemlich dumm anstellen – denn wir hätten die Bevölkerung von Gaza auslöschen können. Stattdessen tun wir das genaue Gegenteil. Wir haben etwas getan, was keine Armee in der Geschichte getan hat: Wir gehen auf die Bevölkerung des Feindes zu, weil wir zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden – und liefern ihnen zwei Millionen Tonnen Lebensmittel. Wer einen Völkermord begehen will, liefert nicht zwei Millionen Menschen Lebensmittel.“

Dass viele Gebäude in Gaza zerstört sind, liege nicht daran, dass die IDF alles „plattgemacht“ hätte, sondern an den Kriegsmethoden der Hamas. Netanjahu:

„Der Grund, warum Sie zerstörte Gebäude sehen, ist: Hamas vermint jedes einzelne Haus. Wenn wir vorrücken, bringen wir die Bevölkerung aus den Kampfzonen, und dann bleiben nur noch Terroristen zurück. Wir schicken gepanzerte Fahrzeuge mit Sprengstoff hinein, um die Sprengfallen auszulösen – und dadurch stürzen die Gebäude ein. Das sind leere Häuser. Hamas hat Milliarden Dollar in ein unterirdisches Tunnelsystem gesteckt, statt Gaza aufzubauen. Wenn diese Tunnel explodieren, stürzen auch die Häuser darüber ein. Der Anblick von Trümmern kommt also nicht daher, dass wir wahllos alles zerstören, sondern daher, dass Hamas die Gebäude vermint. So sieht diese Art von Krieg aus.“

Israelische Soldaten arbeiten am Donnerstag, dem 7. August 2025, an einem Panzer in einem Stützpunkt der israelischen Streitkräfte im Süden Israels entlang der Grenze zum Gazastreifen.

Auch den Vorwurf, bei der Verteilung von Hilfsgütern würden israelische Soldaten auf Zivilisten schießen, wies Netanjahu zurück:

„Diese Geschichten werden endlos wiederholt. Jeder, der die Fakten prüft, sieht: Wir tun alles, um das zu vermeiden. Wir haben die Bevölkerung vorher evakuiert, Millionen Textnachrichten geschickt, Lautsprecherdurchsagen gemacht. Sie sind zu Fuß in sichere Zonen gegangen, und praktisch niemand wurde getötet. Das ist etwas, was keine Armee in der Geschichte so getan hat.“

Netanjahu verband die Gaza-Offensive mit einer größeren geopolitischen Strategie:

„Am 7. Oktober wurden wir von monströsen Tätern angegriffen: Männer wurden enthauptet, Frauen vergewaltigt, Babys verbrannt. Am zweiten Tag sagte ich: Wir werden das Gesicht des Nahen Ostens verändern. Wir haben zuerst gegen die Hamas-Mörder gekämpft. Dann gegen die Terror-Proxies des Iran. […] Jetzt müssen wir die letzte noch stehende iranische Proxy-Armee eliminieren.“

Der Premierminister betonte den Rückhalt in der Bevölkerung: „Unsere Soldaten sagen: Machen Sie weiter mit der Mission, Gaza zu befreien. Wir können die Zivilisten von den Kämpfern trennen. Wir können die verbliebenen Geiseln befreien. Lasst uns den Auftrag zu Ende bringen.“

Mit Blick auf den zunehmenden Antisemitismus an US-Universitäten und die schwindende Unterstützung bei jungen Amerikanern sagte Netanjahu: „Zuerst einmal: Man gewinnt, indem man den Krieg gewinnt. Präsident Trump unterstützt uns, damit wir diesen Krieg so schnell wie möglich beenden. Die Wahrheit braucht Zeit, um sich durchzusetzen. Die Menschen werden unsere humanitären Bemühungen sehen und vergleichen, was hier passiert, mit anderen Stadtkämpfen.“

Netanjahus Fazit: „Was dem Test der Zeit standhalten wird, ist: Eine Demokratie, die in einer existenziellen Bedrohungslage siegt – und den Frieden danach ausweitet, um einen anderen Nahen Osten zu schaffen. Das ist hart, aber machbar – und wir werden es tun.“

Lesen Sie auch: Zweifel an Kanzler Friedrich Merz: Bislang unterstützt kein Landesverband der Union den Waffenboykott gegen Israel

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von NiUS

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von NiUS zu lesen.

Weitere Artikel