
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nach Angaben seines Büros angeordnet, die Stadt Gaza schneller einzunehmen als bislang geplant.
Der „Zeitplan für die Eroberung der letzten Terrorhochburgen und die Niederlage der Hamas“ solle verkürzt werden, teilte sein Büro mit, ohne Details zu nennen. Netanjahus Anordnung sei erfolgt, bevor Israels Verteidigungsminister Israel Katz den Einsatzplan der Armee zur Einnahme Gazas gebilligt habe.
Katz' Büro hatte am Morgen mitgeteilt, dass der Minister die Einberufung von rund 60.000 weiteren Reservisten für die Einnahme der Stadt Gaza genehmigt habe. Außerdem solle der Reservedienst von rund 20.000 weiteren Soldaten verlängert werden, hieß es.
Die Israelis rücken auf Gaza-Stadt vor.
Armeesprecher Effie Defrin teilte am Abend mit, israelische Streitkräfte hätten bereits Außenbezirke der Stadt Gaza besetzt. Das israelische Sicherheitskabinett hatte Anfang August einem Plan zur Einnahme Gazas zugestimmt. Bislang ist unklar, wann die Bodenoffensive beginnen sollte. Medien berichteten davon, dass die Bewohner von der Stadt Gaza-Stadt bis Anfang Oktober in Flüchtlingslager im Zentrum des abgeriegelten Gazastreifens evakuiert werden sollten.
Als Voraussetzungen für eine Beendigung des Krieges im Gazastreifen ist vorgesehen: die Freilassung sämtlicher Geiseln, die Entwaffnung der Hamas, die Entmilitarisierung des Gazastreifens, die Kontrolle Israels über das Küstengebiet und die Einrichtung einer Regierung, die „in Frieden mit Israel leben wird“, also weder mit der Hamas noch mit der Palästinensischen Autonomiebehörde von Mahmud Abbas etwas zu tun hat.
Die Hamas ist nur zu stufenweisen Waffenstillstands- und Geiselabkommen bereit. Der Vorschlag, dem sie jetzt zugestimmt haben will, sieht eine 60-tägige Waffenruhe und die Freilassung von zehn lebenden Geiseln vor, während die Vermittler sich bemühen, eine Einigung zu erzielen, bevor Israel seine geplante Operation zur Eroberung von Gaza-Stadt beginnt. Die Gespräche fanden in Kairo unter ägyptischer Vermittlung sowie unter Beteiligung Katars und der Vereinigten Staaten statt, wobei auch Erdogans Türkei letzte Woche an der Wiederaufnahme der Gespräche mitwirkte.
Die Hamas hofft noch immer, der endgültigen Zerschlagung zu entgehen.
Eine Quelle innerhalb des Palästinensischen Islamischen Dschihad, einer Terrorgruppe, die an der Seite der Hamas kämpft, erklärte, dass nach der Freilassung der ersten zehn Geiseln die übrigen Gefangenen in einer zweiten Phase freigelassen würden, woraufhin sofort Verhandlungen über ein umfassenderes Abkommen folgen müssten.
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