
Mehrere Monate nachdem Sulaiman A. in Mannheim den Polizisten Rouven Laur mit einem Messer ermordet und fünf weitere Menschen schwer verletzt hatte, begann in Stuttgart-Stammheim nun der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter.
Am Donnerstag stand der erste Verhandlungstag an. Der Angeklagte betrat mit einem Aktenhefter vor dem Gesicht den Gerichtssaal und hielt seine Verschleierung für die Dauer der Verhandlung aufrecht. Weder er noch seine Anwälte wollen sich zur Tat oder seinem Motiv äußern.
Zu Beginn sprachen sich die Verteidiger von A. gegen eine „Vorverurteilung“ ihres Mandanten aus – skurril vor dem Hintergrund, dass die Tat durch Aufnahmen dokumentiert und seine Schuld praktisch zweifellos ist. Die beiden Strafverteidiger erklärten zudem, der Terrorist sei ein „netter, junger, sympathischer Mann“. Er würde sehr gut Deutsch sprechen.
In der Anklageschrift ist vor allem eine brisante Passage zu finden: Der Angeklagte hege demnach „Sympathien für die ausländische terroristische Vereinigung ‚Islamischer Staat‘ und teile deren Ideologie.“ Auch wenn er selbst kein Mitglied einer Terrorgruppe war, soll er die Tat mit dem Ziel begangen haben, „Ungläubige“ zu töten.
Indessen steht der zum Tatzeitpunkt 25-jährige Afghane in einem Staatsschutzverfahren vor Gericht. Seit Monaten laufen intensive Ermittlungen mit tausenden Seiten an Erkenntnissen. Diese gilt es jetzt zu beurteilen. Es soll das Motiv von Sulaiman A. ergründet werden, auch die Tat selbst muss analysiert werden.
Der Prozess wird voraussichtlich lange andauern. Vorläufig wurden 50 Verhandlungstage, die bis in den Oktober reichen, angesetzt. Möglicherweise wird der Prozess sich sogar noch länger hinziehen. Für die Dauer des Verfahrens wird Sulaiman A. in Haft verbleiben. Sollte er vom Gericht verurteilt werden, droht ihm lebenslange Haft, bei besonderer Schwere sogar ohne Möglichkeit auf Bewährung nach 15 Jahren.
Die Gerichtsverhandlung findet in einem besonders gesicherten Raum statt. Nur eine Vereinzelungsdrehtür führt in den Saal. Dieser wird zusätzlich durch einen Röntgenscanner und einen Metalldetektor geschützt. Der Prozess ist jedoch trotzdem öffentlich und kann von Zuschauern besucht werden. Bereits am ersten Verhandlungstag waren Freunde und Familie des ermordeten Polizisten anwesend.
Am 31. Mai des vergangenen Jahres hatte Sulaiman A. auf einer Veranstaltung der islamkritischen Pax Europa auf Aktivisten und Polizisten eingestochen. Sein Ziel war es offenbar, den bekannten Islamkritiker Michael Stürzenberger zu ermorden. Er organisierte die Veranstaltung, zuerst stach der mutmaßliche Täter auf ihn ein. Stürzenberger überlebte den Anschlag auf sein Leben schwer verletzt.