
Die Amerikaner wurden vor dem Amtsantritt Donald Trumps vier Jahre von einer Frau regiert – sie wussten es nur nicht. Ihre Präsidentin hieß Jill Biden. Die US-Bürger dachten, sie hätten ihren Ehemann Joe gewählt, aber in Wahrheit führte die Frau an seiner Seite die Amtsgeschäfte. Zu diesem Ergebnis kommt das Buch „Original Sin“ von den beiden Washington-Korrespondenten Jake Tapper und Alex Thompson, das zurzeit in Amerika für Aufsehen sorgt. Immer mehr Details kommen zum Vorschein.
Es begann während der Covid-Pandemie. In dieser Zeit gelang es seiner engsten Entourage, die zunehmende Altersschwäche des Präsidenten zu vertuschen. Die Videoaufnahmen des Präsidentschaftskandidaten wurden bearbeitet und in einem Fall wurden die Antworten für ein Interview diktiert, so das Enthüllungsbuch. Zum engsten Kreis gehörten die Chefberater Mike Donilon und Anita Dunn sowie der stellvertretende Stabschef Steve Ricchetti, alles loyale Akteure, die seit Jahrzehnten für Joe Biden gearbeitet hatten und deren Karrieren mit Bidens Weggang eng verknüpft sind, wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet. Nach dem Wahlsieg zog das Team-Biden in den West Wing des Weißen Hauses um. Unter Regierungsmitarbeitern war die Gruppe als „das Politbüro“ oder „die Firma“ bekannt. „Fünf Personen regierten das Land, und Joe Biden war bestenfalls ein leitendes Mitglied des Vorstands“, wird in dem Buch ein Insider zitiert.
Bidens stellvertretender Stabschef Steve Ricchetti
Im East Wing wirkt ein ebenso starkes Magnetfeld: die First Lady Jill Biden. Ihr widmen die Buchautoren ein ganzes Kapitel. Jill Biden habe als „mächtigste First Lady“ in der Geschichte der USA gegolten. Dr. Biden, wie sich die promovierte Lehrerin nennen lässt, habe enormen Einfluss auf den Präsidenten gehabt. Wörtlich heißt es: „Sie war zweifellos eine der wichtigsten Leugnerinnen seines Zerfalls.“ Sie war Teil der „Biden-Theologie“, einer loyalen Gruppe, die den Mythos eines unverwüstlichen Joe Biden aufrechterhielt und seinen Zustand vor der Öffentlichkeit abschirmte.
Je schwächer der alternde Präsident wurde, desto mehr wuchs der Einfluss von Dr. Biden über die üblichen Verpflichtungen einer First Lady hinaus. Sie half mit, den Zugang zu ihrem Gatten zu kontrollieren und mischt sich laut Augenzeugen öfter in die Angelegenheiten im West Wing ein. So gab sie dem Kommunikationsteam die Schuld, wenn sich Joe Biden in Pressekonferenzen verhedderte.
Je schwächer der alternde Präsident wurde, desto mehr wuchs der Einfluss von Dr. Biden über die üblichen Verpflichtungen einer First Lady hinaus.
Je härter die Angriffe der Republikaner auf die Familie Biden wurden, desto mehr rückte Jill Biden in den Vordergrund – als beinharte Verteidigerin ihres Mannes und dessen Sohn Hunter. Sie bemerkte einmal: „Ich erinnere mich an jede Kleinigkeit, die Leute meinen Liebsten antun.“ Jill Biden wurde von ihrem Chefberater Anthony Bernal sekundiert – der sei eine gefürchtete Figur im Weißen Haus gewesen. „Das würde Dr. Biden nicht gefallen“, sei seine wirksamste und oft gehörte Drohung gewesen.
Der geistige Zerfall von Joe Biden ist – und das konnte auch seine Frau nicht verhindern – wohl dokumentiert. Ab 2022 nahmen die Aussetzer bei seinen spärlichen Auftritten zu. Er verwechselte Namen, verlor mitten im Satz den Faden, wirkte räumlich orientierungslos, sein Gesicht erstarrte oft zur Maske, der Gang war schlurfend. Kürzlich wurde bekannt, dass Biden schon länger an einem aggressiven Prostatakrebs leidet. Der Leibarzt des Präsidenten hatte offenbar keine präventiven Untersuchungen vorgenommen, wie sie bei älteren Patienten in den USA üblich ist. Man fragt sich, warum.
Bemerkenswert: Der Ex-Präsident und seine Frau leugnen weiterhin, dass dessen Alter ein Problem für die Kandidatur gewesen sei. In der ABC-Talkshow „The View“ traten Joe und Jill Biden am 8. Mai auf, um kurz vor der Publikation des Buches „Original Sin“ ihre Sicht der Dinge darzustellen. Er sei während der Präsidentschaft in keiner Weise kognitiv beeinträchtigt gewesen, sagte Joe Biden. Kurz danach verlor er den Faden – Jill Biden sprang wie gewohnt ein und pries die Führungsqualitäten ihres Mannes.
Die jüngsten Enthüllungen spielen den Republikanern in die Hände. Die Aufsichtskommission des Repräsentantenhauses hat eine Untersuchung der Verschleierung eröffnet. „Das amerikanische Volk verdient es, zu erfahren, wann der Zerfall begann, wie weit er fortgeschritten war und wer für den Präsidenten die wichtigen Entscheidungen traf“, schrieb der vorsitzende Republikaner James Comer. Joe Bidens Leibarzt sowie mehrere Mitarbeiter sind zu einer Anhörung im Repräsentantenhaus eingeladen, unter ihnen die persönliche Assistentin von Joe Biden, Annie Tomasini, und Joe Bidens Chefberater Anthony Bernal.
Die Liste soll bald mit prominenten Namen erweitert werden – die Trump-Regierung macht Druck. Sie will auch die frühere First Lady Jill Biden vorladen, die Frau, die womöglich Amerikas heimliche Präsidentin war.
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