
Überraschendes Ergebnis einer neuen repräsentativen Studie der Karriere-Plattform Xing bei 2.000 volljährigen Arbeitnehmern in Deutschland: 64 Prozent der Teilnehmer sagten, dass sie gerade nicht glaubten, dass Mehrarbeit notwendig sei, um den Wohlstand zu erhalten, wie die Welt berichtet. 60 Prozent waren nicht bereit, Mehrarbeit zu leisten, 67 Prozent wollten ihre Arbeitszeit sogar reduzieren.
Die Zahlen zeigen einen klaren Trend: Die Einsatzbereitschaft der Beschäftigten nimmt ab – entgegen den Forderungen vieler Arbeitsmarktexperten. Nach Daten des Statistischen Bundesamts arbeiteten 2024 rund 4,4 Millionen mehr Stunden, als in ihren Verträgen vereinbart war. Ein Jahr zuvor waren es noch 200.000 mehr.
„Politik muss den Mut haben, den Menschen zu sagen, dass wir im wirtschaftlichen Abstiegskampf stecken und wieder mehr und produktiver arbeiten müssen“, sagt Christoph Ahlhaus, Bundesgeschäftsführer des Verbands Der Mittelstand. „Uns allen muss klar sein, dass wir im Chill-Modus international keinen Blumentopf mehr gewinnen.“ Die Politik müsse „Leistung belohnen und dafür sorgen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erfolgreich im Job und zu Hause sein können.“
Christoph Ahlhaus, Bundesgeschäftsführer des Verbands Der Mittelstand
Auch Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, sieht Handlungsbedarf. Ohne längere Arbeitszeiten fehle die „Grundlage für Wachstum“. Gleichzeitig gebe es jedoch „verhärtete Fronten“ zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Instrumente, um Beschäftigte zu längeren Arbeitszeiten zu motivieren, würden „verteufelt“. Dass der Wunsch nach Teilzeit oder reduzierten Wochenstunden neue Spitzenwerte erreicht, liegt dabei auch an veränderten Ansprüchen der jüngeren Generation. Unter Umfrageteilnehmern sagten 59 Prozent der 18- bis 25-Jährigen, dass sie Überstunden „nicht für notwendig“ hielten. Und drei Viertel (74 Prozent) der 26- bis 34-Jährigen wollten laut der Xing-Studie insgesamt weniger arbeiten.
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