
In einem Bericht der angesehenen Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) ist der erste Satz schon ein Programm. Er lautet: „Der deutsche Automarkt zeigt keinerlei Lebenszeichen.“ Es geht um den Absatz von E-Autos – und der ist in Deutschland eingebrochen. 2024 wurden zwischen Nordsee und Alpen laut dem Kraftfahrzeugbundesamt 2,8 Millionen Neuwagen zugelassen. Das war noch einmal 1 Prozent weniger als im bereits schwachen Vorjahr.
Vor der Pandemie – so die NZZ – hatten die Verkäufe stabil über 3 Millionen gelegen und 2019 sogar 3,6 Millionen erreicht. Seitdem notieren sie nur noch zwischen 2,6 und 2,9 Millionen. Dies trägt zur Krise der deutschen Autoindustrie bei. Dabei entfielen sogar mehr als zwei Drittel der Neuzulassungen auf Gewerbekunden. Der Rückgang der Neuzulassungen bei den Privatkunden war mit 2,1 Prozent doppelt so hoch wie im Gesamtmarkt.
Besonders schlecht liefen Elektroautos. Deren Neuzulassungen gingen um gut 18 Prozent auf 573.000 zurück. Hier dürfte sich der völlig überraschende Wegfall der staatlichen Kaufprämien besonders stark ausgewirkt haben. Die Bundesregierung mit dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte kurz vor Beginn des Jahres 2024 die Subventionen für Elektroautos über Nacht kassiert, da in der Staatskasse schon zu dieser Zeit gähnende Leere herrschte.
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Das traf das Segment der reinen Elektroautos besonders hart. Hier brachen die Neuzulassungen um 27 Prozent auf 380.000 Einheiten ein. Der Marktanteil ging dadurch von gut 18 Prozent auf nur noch 12,5 Prozent zurück. „2024 war ein verlorenes Jahr für die Elektromobilität in Deutschland“, sagt Constantin Gall, Leiter Mobility für die Region Westeuropa bei der Unternehmensberatung EY. Obwohl neue und attraktive Modelle auf den Markt kämen, seien die Absatzzahlen deutlich tiefer als von der Branche erwartet und von der Politik erwünscht. Der Auftragsbestand der deutschen Autobauer auf dem deutschen Markt liege auf einem Zehn-Jahres-Tief, sagt Ferdinand Dudenhöfer vom Center Automotive Research. Das neue Jahr dürfte kaum besser werden als das alte, erwartet Dudenhöffer.
Insgesamt seien die Preise für Elektroautos zu hoch, sagen Experten. Gerade im Vergleich zu ähnlich ausgestatteten mit Verbrennungsmotor. Zudem bestehe bei der Ladeinfrastruktur samt Ladekosten noch Nachholbedarf. Für den EY-Experten ist die Elektromobilität derzeit in erster Linie etwas für Besserverdienende, für weite Teile der Bevölkerung sei sie zu teuer.
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