
Nach ihrem juristischen Teilerfolg im Streit mit dem RBB übernimmt die ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger eine neue Funktion in der Privatwirtschaft. Die frühere ARD-Vorsitzende gehört seit dieser Woche zum Netzwerk der Berliner Führungskräfteberatung Stella Circle. Dort soll sie Führungskräfte im Krisenmanagement beraten. Die Agentur Stella Circle wurde 2023 gegründet.
„Krisenkommunikation, der Umgang mit beruflichen Belastungen und der Aufbau von Resilienz angesichts der teils enormen Anforderungen an die Spitzenebene sind zentrale Führungskräfte-Themen in der Begleitung unserer Mitglieder“, heißt es in der Mitteilung auf LinkedIn. Geschäftsführerin Tanja Wielgoß erklärte: „Mit Patricia Schlesinger gewinnen wir eine Expertin, die nicht nur über tiefe Fachkenntnis verfügt, sondern auch mit den Dynamiken großer als auch öffentlicher und zudem in medialer Sichtbarkeit stehender Organisationen bestens vertraut ist.“
Schlesinger war von 2016 bis 2022 Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) und übernahm in dieser Zeit unter anderem den ARD-Vorsitz sowie Aufsichtsfunktionen bei der Degeto Film GmbH und dem Deutschlandradio. Nach dem Bekanntwerden interner Vorwürfe – darunter private Bewirtungen auf Senderkosten, ein Dienstwagen mit Massagesitzen und ein Büroausbau mit Eichenparkett und Wandbegrünung – legte sie im August 2022 sämtliche Ämter nieder.
Im Zentrum des juristischen Streits mit dem RBB steht ein Ruhegeldvertrag, der Schlesinger laut schriftlicher Vereinbarung monatlich rund 18.300 Euro zusichert. Der Sender stellte die Zahlungen im Dezember 2023 ein und forderte Anfang 2024 insgesamt rund 400.000 Euro zurück. Man habe sich auf eine „sittenwidrige Vereinbarung“ berufen, so RBB-Anwalt René Weißflog im März gegenüber Medien. Der Versuch einer außergerichtlichen Einigung war zuvor gescheitert.
Das Landgericht Berlin gab Schlesinger vergangene Woche in einem ersten Teilurteil Recht und sprach ihr die Rate für Januar 2023 zu. Die schriftliche Begründung liegt noch nicht vor. Parallel wurde dem RBB ein Teil seiner Schadensersatzforderungen gegen Schlesinger zugesprochen. Offen ist unter anderem noch der Ausgang eines Verfahrens rund um ein gestopptes Bauprojekt („Digitales Medienhaus“), das unter Schlesingers Führung initiiert wurde. Die Schadenshöhe wird intern mit rund sieben Millionen Euro beziffert.