
Hauptsache „Kanzler“ am Türschild, der Rest ist egal, die Partei und ihre lästigen Wähler sowieso. Dachte sich der lange Friedrich aus dem Sauerland und log im Wahlkampf, bis sich alle Balken verbogen hatten. Seine wichtigsten Wahlversprechen trat er gleich am Tag nach der Wahl mit der Schuldenbremse in die Tonne, den Rest bei Unterzeichnung des von den Sozis diktierten Koalitionsvertrags hinterher.
Meist faselt Merz von „neuen Realitäten“ und „veränderten Herausforderungen“ und so, wenn er sich überhaupt mal dazu äußerte, warum es denn nun doch nichts wird mit weniger Staatsausgaben, mit Steuersenkungen, Migrationswende, Abschaffung von Heizungsdiktat und anderen links-„grünen“ Wahnsinnsgesetzen, und was er noch so alles früher mal versprochen hatte.
Die Wahrheit ist viel simpler, klingt aber nicht so schön staatsmännisch. Fakt ist: Der bleiche Lars von der abgewählten Verliererpartei SPD hat ihn fest bei den Kronjuwelen gepackt und dirigiert ihn nach Belieben, wohin er ihn haben will. Das hat Merzens Fritz sich selbst eingebrockt, weil er sich eigenhändig mit dem Nasenring an die „Brandmauer“ geschmiedet hat.
Die verdammt ihn dazu, mit den Sozis und nur mit den Sozis und mit deren Freunden bei den „Grünen“ und der Mauermörder-SED zu regieren. Das macht ihn erpressbar. Beim leisesten Gedanken daran, dass es ja auch noch eine Partei gibt, bei der er seine ganzen Wahlversprechen abgeschrieben hat und mit der er sie sogar umsetzen könnte, ziehen Lars und seine Kumpel nur kurz am Nasenring, und schon kuscht der Fritz und legt sich wieder folgsam unters Klingbeil.
Dass es so kommen würde, hat er wohl irgendwie schon geahnt. Merz ist ja nicht dumm, auch wenn er sich damals von der Merkel wie ein Schulbub aus allen Ämtern mobben ließ. Das ist jetzt auch schon wieder ein Vierteljahrhundert her. Als Frühstücksdirektor bei Blackrock hat Merz aber immerhin gelernt, wie man davon ablenkt, dass man was nicht hinkriegt oder keine Ahnung davon hat: Indem man große Reden über ein ganz anderes Thema schwingt.
Für seine Kanzlerschaft sollte dieses große und ganz andere Thema die Außenpolitik sein. Das hat er sich im Wahlkampf schon so zurechtgelegt: Sollen der Klingbeil und seine Sozis halt weiter mit ihrem Sozial- und Umverteilungs- und NGO- und „Klimaschutz“- und „gegen Rechts“-Zeug machen, wenn sie ihn da sowieso nichts dran ändern lassen wollen.
Den Schuldenberg dafür hat Merz ihnen schon zum Einstand der Koalition spendiert, zusammen mit einem Zehn-Liter-Fässchen Sauerländer Bier für das ganze Kabinett; man muss es ja nicht in allen Dingen übertreiben. Der CSU-Dobrindt darf als Innenminister zur Ablenkung ein paar Nummern seiner „Migrationswende“-Show abziehen. Merz selbst aber verzieht sich vor dem ganzen Schlamassel in höhere Gefilde und gibt den „Außenkanzler“.
Was hatte Merz sich nicht alles vorgenommen: Die EU mit noch mehr deutschem Steuergeld wieder flottmachen, das Verhältnis zu den USA und ihrem neuen Boss Donald Trump reparieren, unerschütterlich an den finalen Sieg der Ukraine über die bösen Russen glauben und dem Selenskyj dafür auch die langersehnten „Taurus“-Marschflugkörper liefern, damit der endlich den dritten Weltkrieg entfesseln kann – na gut, dieses Wahlversprechen hat er wenigstens bislang auch noch nicht gehalten.
Aber sonst konnte das ja nicht so schwer sein. Merz hat schließlich schönere Anzüge als der schlumpfige Scholz, und besser Englisch als die nervige Baerbock kann er auch – wozu allerdings wiederum auch nicht so viel gehört. Der Start verlief denn auch ganz leidlich. Die EU-Kriegstreibertruppe war froh, dass mal wieder einer forsch nach vorne geht, sich wichtig macht und prahlt, dass er die ganze Rechnung übernimmt.
Das hat auch dem Donald Trump ganz gut gefallen. Der würde zwar den unnützen Stellvertreterkrieg mit Russland am liebsten sofort beenden, den er von seinem senilen Amtsvorgänger geerbt hat, der Deep-State-Marionette Joe Biden. Aber wenn die EU-Europäer und ihr Maskottchen Selenskyj partout seine Friedensdiplomatie sabotieren wollen, dann sollen die USA wenigstens daran verdienen, ohne einen einzigen Soldaten oder Steuerdollar dafür zu opfern.
Amerika liefert dann zwar weiter Waffen, lässt sich aber alles, was in die Ukraine geht, bis zur kleinsten Schraube und zur letzten Patrone von den EU-Europäern bezahlen. Und wenn eine „Friedenstruppe“ gebraucht wird, dann sollen die Nato- und EU-Prahlhänse das auch selbst erledigen. Die, die am lautesten schreien, zuerst. Was im Klartext soviel heißt wie: Germans tot he Front.
Der Fritz wird’s schon richten, meinen sie wohl in Washington, er ist ja ganz besoffen von seiner neuen Welthilfspolitikerrolle und klopft einen strammen Spruch nach dem anderen. Wahrscheinlich, weil er nicht so recht überreißt, dass seine ohnehin kaum noch vorhandene Beliebtheit zu Hause noch weiter in den Keller geht, wenn er erst mal davon anfängt, deutsche Soldaten in die Ukraine schicken zu wollen.
Eigentlich mag Donald Trump den drolligen deutschen Lulatsch aber ganz gern. Bei seinem ersten Besuch als frischgebackener Kanzler saß er brav auf seinem Stuhl und hat artig zugehört, wie die US-Erwachsenen über amerikanische Politik diskutiert haben. Leicht über dem Teppich schwebend fuhr der Fritz dann nach Hause und kam sich vor wie ein bedeutender Weltpolitiker, der im Alleingang die transatlantischen Beziehungen gerettet hat.
Bei seinem nächsten Besuch, als einer von den sieben europäischen Zwergen, die samt Selenskyj im Stuhlkreis um den Kommando-Schreibtisch des US-Präsidenten herumsaßen, hat der Merz dann allerdings doch wieder vom „Waffenstillstand“ angefangen, den Trump schon längst abgehakt hatte. Die kleine Italienerin, die Meloni, die dem Trump immer so schöne Augen macht, konnte da auch nur noch genervt mit den Pupillen rollen, als der Donald den Fritz daraufhin kurz abbürstete.
Richtig sauer war Trump natürlich nicht. Er mag den Fritz halt irgendwie, weil er den so schön veräppeln kann. Zum Beispiel, indem er ihn für seine schöne „Sonnenbräune“ lobt. Gemeint hat er wohl: Ich jage hier von Gipfel zu Gipfel, um Frieden in der Welt zu stiften, aber so ein kleiner Provinzfürst, der kann ja ruhig ausgiebig Urlaub machen.
Donald Trump setzte sogar noch einen drauf. Vor versammelter Mannschaft lobte er Merz als „starken Anführer“, als „very strong leader“, der daheim in Deutschland „sehr hoch angesehen“ sei. Die deutsche Hofjournaille hat das natürlich sofort begeistert in die Heimat gefunkt. Natürlich weiß Donald Trump genau Bescheid über den steilen Umfrage-Absturz des Friedrich Merz, der so unbeliebt ist wie noch kein Bundeskanzler nach hundert Tagen im Amt vor ihm. Mit anderen Worten: Der US-Präsident hat sich über Merz nach Strich und Faden lustig gemacht, und die deutschen Journos haben es nicht mal gemerkt.
Jetzt allerdings ist ohnehin erst mal Schluss damit, als Außen-Kasper vor der Krise im eigenen Land davonzulaufen. Die Sommerpause ist vorbei, der Haushalt muss langsam mal beschlossen werden, die Koalition ist noch genauso zerstritten wie vorher, die Sozialdemokraten wollen endlich ihren Staatsstreich mit der Kaperung des Bundesverfassungsgerichts zu Ende bringen, und Merz weiß immer noch nicht, wie er ihnen eine Mehrheit mit der eigenen Fraktion für die nächste linksaktivistische Kandidatin organisieren soll.
Merz versucht es noch einmal mit dem alten Trick und verspricht das Blaue vom Himmel herunter. Er tut so, als hätte er jetzt erst gemerkt, was „mit diesem System los“ ist, ruft den „Herbst der Entscheidungen“ aus, kündigt einschneidende Sozialstaatsreformen an und fordert vom Koalitionspartner mehr Einsicht und Entgegenkommen in der Wirtschafts- und Migrationspolitik.
Natürlich weiß er auch diesmal, dass die Sozis gar nicht daran denken und auch von ihrem Drängen auf noch mehr Steuererhöhungen nicht ablassen werden. Deshalb verspricht Merz vorsichtshalber auch nur, die „Einkommensteuer für mittelständische Unternehmen“ nicht zu erhöhen – eine Steuer also, die es so gar nicht gibt.
Die Sozialdemokraten sind zwar in den Umfragen ebenfalls auf Talfahrt und auf dem Weg in die Einstelligkeit, aber solange die „Brandmauer“ steht und der Nasenring hält, haben sie keinen Grund, den Griff um die Kronjuwelen des Kanzlers zu lockern.
Wird also nichts mit dem Eintrag in die Geschichtsbücher als „Reform“-Kanzler und Architekt einer „Politikwende“. Aber vielleicht schafft Friedrich Merz ja einen anderen historischen Rekord: Als der am spektakulärsten Gescheiterte mit der kürzesten Regierungszeit aller Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.