
Mit einem dramatischen Kampagnenvideo wendet sich das EU-Umweltbüro im Sommer 2022 an die Öffentlichkeit. „In der aktuellen Wirtschaftslage werden fast 50 Prozent der weltweiten Emissionen von den reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung verursacht. Die Klimakrise ist eine soziale Krise“, heißt es darin. Und weiter: „Wir fordern Klimagerechtigkeit für alle.“
Die Forderung der EU-eigenen Behörde klingt wie von Aktivisten formuliert. Im Video heißt es: „Wir fordern (...) eine Wohlstandswirtschaft, die sich um Gesellschaft und Natur kümmert, anstatt um große Konzerne.“ Dazu gibt es passenderweise das steuergeldfinanzierte EU-Projekt #ClimateOfChange, welches sogar eine Petition ins Leben gerufen hat, die sich gegen die EU richtet.
„Wir fordern, dass die Länder, die am meisten zur Umweltkrise beitragen, diejenigen entschädigen, die darunter leiden“, heißt es im dazugehörigen Video. Außerdem brauche es „rechtlichen Schutz, um sichere Migration überall auf der Welt zu ermöglichen“. Die NGOs inszenieren in Social-Media-Kampagnen dabei immer den „Globalen Süden“ als Opfer der europäischen Industrialisierung.
Die Petition zum Projekt sammelte 49.175 Unterschriften.
Die Petition schlägt ähnliche Töne an: Man fordere von der EU einen „Übergang zu einer sozial und ökologisch gerechten Ökonomie jenseits von BIP-Indikatoren, die die Interessen der Gesellschaft und der Natur über die der Unternehmen stellt“ sowie den „Schutz der durch den Klimawandel bedingten Migranten“.
All diese Forderungen richtet die Petition an die EU-Kommission, welche wiederum für die Kampagne zehn Millionen Euro Steuergeld zur Verfügung gestellt hat.
Das Projekt #ClimateOfChange entsandte damals sogar ein halbes Dutzend Studenten nach Ägypten zur Weltklimakonferenz, um als Stimme der Jugend dort auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Auf ihrer Webseite schreibt die Europäische Union über das 10-Millionen-Projekt:
„#ClimateOfChange untersuchte globale Zusammenhänge kritisch mithilfe innovativer und lernfördernder Ansätze, in Debatten mit über 10.000 Studierenden, 86 Workshops, Medientrainings, öffentlichen Foren und Aktionen. (...) Social-Media-Kampagnen umfassten Videos mit sozialen Experimenten und vier Folgen von #WonderWomen in Kenia, Tunesien, Deutschland und Italien – die Klima- und Sozialthemen, insbesondere Genderrechte, miteinander verknüpften.“
Nicht erwähnt wurden die kreativen Werbematerialien des deutschen Projektpartners „Finep“, welcher mit den EU-Geldern durch Streichhölzer auf den Klimawandel aufmerksam machen will.
Mit steuergeldfinanzierten Streichhölzern will eine deutsche NGO gegen den Klimawandel kämpfen.
„Als kostenfreies Mitnahmematerial sollen die Streichholzheftchen in Cafés, Bars und Jugendclubs neugierig machen auf das für uns oft Unsichtbare: Die Folgen der Klimakrise betrifft bereits heute Milliarden von Menschen“, heißt es auf Instagram.
Der Hashtag #dieerdebrennt attestiert der deutschen NGO Weltuntergangsstimmung.
Die NGO-Streichhölzer werden von der NGO „Finep“ auf Instagram mit zahlreichen Hashtags wie #checkyourprivilege, #globalersüden, #dieklimakriseistda oder #klimawandelistreal versehen.
Mit den Steuergeldern wurde parallel zu der oben genannten Petition eine dazugehörige Kampagne mit dem Hashtag #ClimateofChange bei Social Media initiiert. In mehreren Beispielen kommt dort etwa eine Klima-Kämpferin von Fridays for Future, Judith Scheytt, zu Wort.
Stolz berichtet die steuergeldfinanzierte NGO über weitere Aktivitäten: etwa die Teilnahme an einem „globalen Klimastreik“ in Esslingen, bei dem „wir von finep selbstverständlich auch dabei waren“, heißt es.
NIUS fragte bei der NGO „Finep“ nach:
Eine Antwort blieb bis zur Veröffentlichung dieses Artikels aus. Laut EU-Transparenzregister ist „Finep“ an zahlreichen Projekten mit einem zweistelligen Millionenvolumen beteiligt.
Sie wollen mehr über das NGO-Projekt #ClimateOfChange erfahren? Leider ist das Gesamtbudget von 10,25 Millionen Euro bereits erschöpft – das Projekt endete im Jahr 2023. Die dazugehörige Webseite climateofchange.info ist offline.
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