NGOs, Ungarn und die Vereinigten Staaten von Europa

vor 22 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Die Geschichte der EU zeigt, dass sie es immer verstanden hat, Krisen zu ihrem Vorteil zu nutzen. Und um Krisen optimal nutzen zu können, hat die EU mit der Zeit viele Institutionen und Programme geschaffen, deren wohlklingende Namen ihren eigentlichen Zweck verbergen. Die momentane Krise ist also ein Geschenk für die Adepten der EU. Sie wähnen sich der Verwirklichung ihres großen Traums der Vereinigten Staaten von Europa so nah wie noch nie zuvor.

Eines dieser Programme der EU ist CERV. Es besteht aus sehr schönen Worten: Citizens, Equality, Rights and Values Programme. Auf deutsch: Programm für Bürger, Gleichheit, Rechte und Werte. Und auf der Webseite erläutert die EU auch, um was es dabei angeblich geht:

„Ziel dieses Programms ist der Schutz und die Förderung der Rechte und Werte der Union, wie sie in den EU-Verträgen und der Charta der Grundrechte verankert sind. Es wird dazu beitragen, offene, auf Rechten basierende, demokratische, gleiche und integrative Gesellschaften auf der Grundlage der Rechtsstaatlichkeit zu erhalten und weiterzuentwickeln.“

Der gebürtige Ungar Frank Furedi, emeritierter Soziologie-Professor und Direktor des Think-Tanks MCC in Brüssel, schreibt darüber auf dem Blog roots & wings: „Ich leite ein Forschungsprojekt, das untersucht, wie Nichtregierungsorganisationen (NGOs) durch die Europäische Union instrumentalisiert werden. Nach sorgfältigen Untersuchungen veröffentlichten wir Berichte, in denen die zweifelhafte Vergabe von Milliarden von Euro an Institutionen beschrieben wird, die die Aufgabe haben, Propaganda im Sinne der Kommission in ganz Europa zu fördern. Dieser skandalöse und besorgniserregende Missbrauch von Steuergeldern zeigt, wie diese Art der Korruption die demokratische Entscheidungsfindung in den Mitgliedsstaaten der EU untergräbt. Die EU hat diesen Propagandakomplex und von der EU finanzierte NGOs benutzt, um Regimewechsel in Ungarn und Polen zu fördern.“

„Die EU hat im Rahmen des CERV-Programms beträchtliche Mittel an NGOs in Polen (38 Mio. EUR) und Ungarn (41 Mio. EUR) weitergeleitet.“

„Allein die ungarische Ökotárs-Stiftung“, so Furedi, „erhielt von der EU Zuschüsse in Höhe von 3,3 Millionen Euro.“

Diese NGOs in den postkommunistischen Gesellschaften wurden, nach dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs, von westlichen Intellektuellen und Politikern über die „Fallstricke“ des Nationalismus und die Vorzüge einer auf antisouveränen Werten basierenden Gesellschaft aufgeklärt. Denn man wusste, dass die ehemaligen Mitglieder des Warschauer Pakts eine starke Neigung zu nationalen Gefühlen und zum Patriotismus hatten.

Um diese Länder von diesen, für westliche One-World-Adepten schädlichen, Gefühlen zu befreien, wurde von der von George Soros finanzierten MTA-Stiftung im September 1991 in Krakau eine dreitägige Konferenz veranstaltet.

Der ungarische Emigrant Péter Kende hielt dort eine Rede mit dem Titel „Rückkehr zur Tradition … Welche Tradition?“. „Man muss die sogenannten nationalen Traditionen relativieren“, sagte Kende, im besten sozialistischem Duktus, „die mehr der Rhetorik und den frommen Wünschen entspringen als dem tatsächlichen Zustand des kollektiven Gewissens. Nichts ist unsicherer, flüchtiger und kränker als dieses Gewissen. Jetzt, wo der Moment der Heilung gekommen ist, muss man nicht in die Erforschung der Vergangenheit investieren, sondern in die Wiederherstellung des nationalen Kollektivs auf der Grundlage der bürgerlichen Tugenden, die einer Demokratie innewohnen.“

Für Kende bedeutet „Heilung“, eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu vermeiden. Seine Rede war von einem Mangel an Empathie für nationale Traditionen und Gefühle geprägt, die große Teile einer Gesellschaft haben. Deshalb stellte er den nationalen Traditionen den delegitimierenden Begriff „sogenannte“ voran. „Relativierung“ der nationalen Tradition bedeutet bei ihm, sie ihrer Bedeutung zu berauben. Sein Ziel war es, die Nationen Osteuropas von ihren Traditionen und ihrer Vergangenheit zu trennen.

Und um die Rückkehr zu dieser Form des „normaleren Liberalismus“ zu unterstützen, aktivierten die EU und global agierende NGOs Ressourcen, um die ihre Souveränität liebenden Osteuropäer in ihrem Sinne umzuerziehen. Aus der Sicht der EU-Oligarchie und ihrer kosmopolitischen Kollaborateure in Amerika musste das Streben der Menschen nach nationaler Unabhängigkeit in Frage gestellt und der Wert der Souveränität diskreditiert werden.

In den folgenden Jahrzehnten führten NGO-Aktivisten einen stillen Krieg gegen die nationalen Traditionen der mitteleuropäischen Gesellschaften. Die EU förderte „Vielfalt und Minderheitenrechte“ als Gegenpol zur Autorität der Nation. Nach Ansicht dieser Kreise stünden die Rechte von Minderheiten über dem Souveränitätsprinzip. Moralisch überlegen wären sie ohnehin. Die Bejahung der Identitätspolitik und die Abwertung des Nationalgefühls bildeten den Dreh- und Angelpunkt in einem nicht erklärten Kulturkrieg.

In den letzten 15 Jahren wurde Ungarn zum Hauptziel der EU-Bürokratie und des anti-souveränistischen Netzwerks globalistischer NGOs. Lokale Politiker wurden mit der Absicht gefördert, das ungarische Nationalgefühl zu brechen. Die Begriffe illiberal, autoritär, antidemokratisch, faschistisch und sogar rassistisch wurden auf alles angewandt, was nicht der Sichtweise der EU-Oligarchie entsprach.

Doch Ungarn ist nur eine Etappe der EU auf dem Weg zu den Vereinigten Staaten von Europa. Die EU-Kommission, allen voran die maternalistisch-autoritäre Merkel-Vertraute Ursula von der Leyen, träumt von einer EU, die so groß, so mächtig und so unabhängig wie die USA sein soll. Der Krieg in der Ukraine und Donald Trump, der keine Trittbrettfahrer mehr in der NATO dulden will, sind da ein willkommener Vorwand, diesen Traum endlich realisieren zu können.

Aber, wie Boris Kálnoky in Tichys Einblick schrieb, „wurden die großen Nationalstaaten nur durch Gewalt geeint. In der EU läuft es ähnlich: Um Großmacht zu werden, muss sie Rebellen unterjochen. Da wird brutale politische Gewalt angewendet.“

Der amerikanische Bürgerkrieg, dessen Hauptziel die Entmachtung der Länder und die Stärkung der zentralistischen Regierung war, wurde dann zu einem der blutigsten Kriege der neueren Geschichte. Der amerikanische Ökonom, Historiker und Präsident des amerikanischen Ludwig-von-Mises-Institute, Thomas DiLorenzo schreibt in seiner Lincoln-Biografie von 2002: „Bedenkt man die enormen Kosten des Krieges – 620.000 tote Soldaten, tausende von zivilen Opfern in den Südstaaten, hunderttausende von lebenslang verkrüppelten Männern, die fast totale Zerstörung von etwa 40 Prozent der nationalen Wirtschaft und dazu die direkten Kosten des Krieges selbst – hätten sich die meisten Amerikaner wahrscheinlich für eine andere Lösung der Sezession entschieden. Es hätte sie nur einen winzigen, fast trivialen, Bruchteil der Kosten dieses totalen Krieges gekostet. Aber Lincoln hatte den Amerikanern nie eine Wahl gelassen.“

„Um das ungeheure Ausmaß dieses Krieges zu verstehen, lohnt es sich, die toten Soldaten in Relation zur damaligen Bevölkerung zu stellen.“

„620.000 tote Soldaten bei einer Bevölkerung von 30 Millionen entsprächen heute 5 Millionen toten Soldaten bei einer Bevölkerung von 300 Millionen. Das wären also fast hundertmal soviel, wie die 58.000 amerikanischen Soldanten, die im zehnjährigen Vietnam-Krieg getötet wurden. Dabei sind aber die Tausende von Zivilisten nicht mitgezählt, die in den Südstaaten getötet wurden, als die Bundesarmeen Städte und Ortschaften von Vicksburg, Mississippi, bis Charleston, South Carolina, und Atlanta, Georgia, bombardierten. Jeder vierte weiße Südstaatler im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, kam während des Krieges ums Leben. Bei einer Bevölkerung von 10 Millionen, waren das etwa 3 Prozent der Bevölkerung. Drei Prozent der heutigen Bevölkerung der USA entsprächen ungefähr erschreckenden 8,4 Millionen Todesopfern.“

Es wäre zu hoffen, dass EU-Größen, allen voran die demokratisch zweifelhaft legitimierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und andere Politiker der EU – die sich gerade in ihrer Kriegsrhetorik gegenseitig zu übertreffen suchen – gelegentlich auch diesen möglichen Aspekt ihres Traums von den Vereinigten Staaten von Europa bedenken würden.

Denn überall erklingt bereits wieder das „Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben“. (Hier ein Artikel der Süddeutschen Zeitung von 2014, also lange vor der ReArm 2030 Kampagne und deshalb noch pazifistisch).

Und wenn die Politiker nicht darüber nachdenken, sollten es zumindest die Mütter tun. Denn ihre Söhne werden die Gefallenen sein. Die grünen Wehrdienstverweigerer, Liberalallas und die neuen kalten Krieger der Christlichen werden nicht mehr zustande bringen, als diese toten jungen Männer und ihre Mütter an deren Gräbern mit empathielosen, KI-gefertigten, lustlos abgelesenen Trauerreden auch noch zu verhöhnen.

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