Nicht mal kaputt machen können wir noch!

vor etwa 1 Monat

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Bildquelle: NiUS

Wer die Berichterstattung über die Sprengung der Kesselhäuser in Moorburg bei Hamburg nur in den Öffentlich-Rechtlichen verfolgt hat, könnte denken: Na ja, ist halt nur ein Turm umgefallen, kann ja mal passieren. Beim zweiten Turm wird es irgendwann auch klappen.

Mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Der ganze Vorgang ist eine Schande. Ein hochmodernes Kohlekraftwerk, 2015 für drei Milliarden Euro Baukosten in Betrieb genommen, wird zehn Jahre später in die Luft gesprengt.

Moorburg war in der Lage, große Teile Hamburgs mit Strom zu versorgen. Es verfügte, wie Ingenieure feststellten, über „einen für die deutsche Kraftwerkslandschaft einzigartigen hohen Wirkungsgrad von über 46 Prozent“. Zur Erklärung: Der Wirkungsgrad eines Kraftwerkes gibt an, in welchem Maße die darin eingesetzte Primärenergie als Nutzenergie verfügbar gemacht wird. Bei Kernkraftwerken sind es ca. 35 Prozent, bei modernen Steinkohlekraftwerken wie Moorburg bis über 46 Prozent.

Moorburg war ein Kraftwerk, um das uns die halbe Welt beneidete. In vielen Ländern werden solche Kraftwerke jedes Jahr neu gebaut. In Deutschland wird ein solches Kraftwerk – quasi neu – einfach in die Luft gesprengt. Begründung: zu hoher CO2-Ausstoß. Und der passt nicht in die schöne neue grüne Welt, in der sich alles um Windräder dreht, wenn sie sich denn drehen. Und was nicht passt, wird passend gemacht. Zumindest wird das versucht.

Abrissarbeiten an den Kraftwerksanlagen des Heizkraftwerkes Vattenfall Tiefstack in Hamburg Moorburg. Moorburg war ein hochmodernes Kohlekraftwerk.

Und da sind wir beim zweiten Teil dieser Kraftwerks-Schande. Man kann die mutwillige Zerstörung von Eigentum, das der deutschen Bevölkerung gehört, nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen. Und da ist das Wort Kopfschütteln wirklich eine milde Vokabel.

Und eine Groteske, die man nicht erfinden kann: Das zweite Kesselhaus denkt gar nicht daran, in die Luft zu gehen. „Die Ursache, wieso das zweite, baugleiche Kesselhaus nicht zu Boden ging, wird aktuell noch geprüft“, schreiben die Hamburger Energiewerke und das westfälische Abbruchunternehmen Hagedorn in einer gemeinsamen Mitteilung. Wochenlang habe man die Sprengung der insgesamt 24.000 Tonnen schweren Türme vorbereitet. Es wurden Sicherheitskonzepte umgesetzt, Rohrverbindungen gekappt und die Gebäude entrümpelt. Mehr als 150 Personen waren an diesen Arbeiten beteiligt. Um die Staubentwicklung zu reduzieren, wurden sogar 30 Pools mit Wasser rund um das Gelände errichtet. Durch die Zündung von Sprengschnüren im Wasser sollte parallel zur Sprengung der Kesselhäuser eine Wasserwand entstehen, um den aufwirbelnden Staub zu binden. Aber es passierte nichts. Der zweite Turm rührte sich nicht – vollgepackt mit Sprengstoff.

Die Sprengung der zwei Kesselhäuser des Kohlekraftwerks Moorburg war nur zum Teil erfolgreich. Das zweite Kesselhaus konnte aus noch unbekannten Gründen nicht gesprengt werden und blieb stehen.

Jetzt muss ein Ingenieur ins Kesselhaus, in dem 600 Kilogramm Sprengstoff scharf geschaltet wurden, aber nicht zündeten, um festzustellen, warum das Ding nicht hochgegangen ist. Ich sehe ihn hinein tapsen, mit weißem Helm voran. Er muss ausbügeln, was links-grüne Politik angerichtet hat: ein Kraftwerk zu sprengen, das nicht einmal zehn Jahre Zeit hatte, Kraft zu spenden. Selbst das misslang.

Wir können nicht einmal mehr kaputt machen. Eine Schande.

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