
Künftig werden bei öffentlichen Veranstaltungen nicht mehr alle Menschen gleichermaßen vor Terroranschlägen geschützt. So sieht es das neue Sicherheitskonzept der Stadt Dorsten in Nordrhein-Westfalen vor. Wie die Stadt in einer Pressemitteilung schrieb, sollen Veranstaltungen künftig in drei Bereiche eingeteilt werden, in denen verschiedene Sicherheitsmaßnahmen gelten.
„Besucher_innen können dann mit ihrem Aufenthaltsort zugleich das individuelle Maß an Sicherheit selbst bestimmen“, heißt es. „Die Anschläge auf Veranstaltungen unter freiem Himmel“ hätten eine Diskussion darüber ausgelöst, wie Ordnungsämter noch „realistisch leistbar“ absichern können. In Zukunft soll es, abgestimmt auf die individuellen Begebenheiten, drei „Gefahrenräume“ geben: In Kategorie 3, „orange“ besteht das niedrigste Schutzniveau.
Die Gefahrenräume werden mit Schildern, auf denen Warndreiecke in entsprechenden Farben abgebildet sind, ausgewiesen. In der Kategorie „orange“ kann Überleben zur Glückssache werden. Sven Bartmann, der zuständige Abteilungsleiter im Ordnungs- und Rechtsamt, erklärt das Konzept am Beispiel des Rosenmontagsumzugs: „Hier könnte es künftig an einigen Stellen Schutz vor zufahrenden Autos geben, aber eben nicht an der gesamten Strecke.“
Die Kategorie 1, „grün“ hat die höchste Sicherheitsstufe. Hier könne es bei Veranstaltungen, die sich nicht fortbewegen, Maßnahmen wie Kontrollen von mitgeführten Gegenständen, Einlasskontrollen oder einen ständigen Sicherheitsdienst geben. Der Bürgermeister Tobias Stockhoff sagte in der Pressemitteilung: „Wir müssen hier unbedingt ein in mehrfacher Hinsicht vernünftiges Maß finden. Ein Maß, das für unsere Bürgerinnen und Bürger den leistbaren bestmöglichen Schutz bietet, Vereine und Veranstalter dabei nicht überfordert“.
Zugleich sollen die Besucher in die „Mitverantwortung für die eigene Sicherheit genommen werden“. Der Bürgermeister lobt seine Stadt: „Die Stadt Dorsten hat damit einmal mehr bewiesen, dass sie konstruktiv-kritisch mit solchen Herausforderungen umgeht.“ Das neue Konzept wird zum ersten Mal bei der Veranstaltung „Dorsten is(s)t mobil“ angewandt, die vom 4. bis zum 6. April stattfindet.
Wie das Regional-Medium dorsten-online.de berichtet, wird der größte Bereich bei dem Stadtfest der Kategorie „gelb“ zugeordnet werden. Hier werden Polleranlagen aufgestellt, um „ein ungewolltes Befahren durch Kraftfahrzeuge zu verhindern“. In dieser Zone gibt es auch einen ständigen Sicherheitsdienst. Beim Lippetorplatz befindet sich die „orange“ Zone. Hier kann nicht verhindert werden, dass fremde Fahrzeuge auf die Veranstaltung fahren.
Schon beim Rosenmontagsumzug kam es in Dorsten zu Einschränkungen: Es musste eine neue Strecke durch die Altstadt geben. Die zusätzlichen Maßnahmen wie aufgestellte Poller kosteten 10.000 Euro. Sicherheitsmaßnahmen entlang der Original-Strecke hätten Mehrkosten von 50.000 Euro für den Umzug verursacht. Nachdem der Rosenmontagsumzug in Dorsten nur mit erheblichem Mehraufwand stattfinden konnte, ist das neue Sicherheitskonzept der verzweifelte Versuch, es so aussehen zu lassen, als ob der Terrorgefahr etwas entgegengesetzt wird – ohne, dass die tatsächlichen Probleme gelöst werden.