
Die Wohnungsbaukrise in Deutschland spitzt sich weiter zu: Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2024 nur noch 215.900 Wohnungen genehmigt – ein Rückgang von 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der niedrigste Wert seit 2010.
Besonders alarmierend: In den vergangenen drei Jahren sind die Baugenehmigungen um insgesamt 43 Prozent gesunken. Während die Politik ambitionierte Neubauziele verkündete, sieht die Realität auf dem Wohnungsmarkt düster aus.
Die amtierende Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz hatte in ihrem Koalitionsvertrag – damals noch als Ampel-Koalition – festgelegt, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, darunter 100.000 Sozialwohnungen. Stattdessen genehmigten die Behörden im Jahr 2024 nur gut die Hälfte dieser Zahl. Damit bleibt Deutschland weit hinter den eigenen politischen Zielen zurück.
Tatsächlich ist die Anzahl der gebauten Wohnungen gefallen und nicht wie angepeilt gestiegen. Im Jahr 2021 wurden noch 380.914 Wohnungen genehmigt. Seitdem ist die Anzahl der Baugenehmigungen kontinuierlich gefallen – mittlerweile um über 43 Prozent.
Noch schwerer wiegt die Tatsache, dass bereits heute ein massiver Mangel an Wohnraum herrscht. Laut Deutschem Mieterbund fehlen aktuell etwa 800.000 Wohnungen. Der Rückgang der Baugenehmigungen bedeutet, dass dieser Wohnraummangel in den kommenden Jahren weiter wachsen dürfte.
Die Krise trifft insbesondere den Neubausektor: 2024 wurden nur 172.100 Neubauwohnungen genehmigt – ein Minus von 19,4 Prozent im Vergleich zu 2023. Dabei entfallen rund 93 Prozent aller Neubauvorhaben auf Unternehmen und Privatpersonen.
Da es insbesondere Mehrfamilienhäuser sind, die einen Großteil der neu geschaffenen Wohnungen ausmachen, ist dieser Rückgang besorgniserregend. Wer in Deutschland auf bezahlbaren Wohnraum hofft, wird sich auf weitere Engpässe einstellen müssen.
Experten machen mehrere Faktoren für den dramatischen Einbruch der Baugenehmigungen verantwortlich:
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hatte bereits im vergangenen Jahr gewarnt, dass viele Bauvorhaben aufgrund der veränderten Finanzierungslage gestoppt werden.
Der Negativtrend betrifft nicht nur den Wohnungsbau, sondern auch den Bau von Nichtwohngebäuden, also Büro- und Handelsimmobilien.
Insgesamt sank das Bauvolumen in diesem Bereich um 2,9 Prozent auf 193 Millionen Kubikmeter – das niedrigste Niveau seit 2014. Besonders stark betroffen:
Der Neubau von Büroflächen ist seit der Coronazeit drastisch zurückgegangen. Seit 2021 ist das Bauvolumen in diesem Bereich – laut Statistischem Bundesamt – um 43 Prozent eingebrochen.
Die Aussichten für den deutschen Wohnungsmarkt bleiben düster. Laut Branchenexperten dürfte die Zahl der Baugenehmigungen auch im Jahr 2025 weiter sinken und möglicherweise unter 210.000 fallen.
Das ifo Institut rechnet beispielsweise mit nur 175.000 fertiggestellter Wohnungen im Jahr 2025. Noch nie haben so viele Bau-Unternehmen über fehlende Aufträge geklagt. Im Januar meldeten 57 Prozent der deutschen Bau-Unternehmen einen Auftragsmangel. Laut ifo Institut haben die Zinssenkungen der EZB bisher zu keiner Entspannung der Situation geführt.
Während immer mehr Menschen bezahlbaren Wohnraum suchen, bleiben bisher gezielte Maßnahmen, um dem gerecht zu werden, aus. Von der Zielsetzung im Koalitionsvertrag der ehemaligen Ampel-Regierung könnte die Realität kaum weiter entfernt sein.
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