
Heiße Triebwerke, ohrenbetäubender Lärm, fast 5.000 Matrosen. Es ist das Symbol der US-amerikanischen, aber auch der NATO-Präsenz auf den Weltmeeren. NIUS durfte einen Tag dabei sein – auf dem größten Kriegsschiff der Welt. Der USS Gerald R. Ford.
Donald Trump entsendete sein Vorzeige-Kampfschiff inklusive etwa eines Dutzends Begleiter (Zerstörer, Fregatten, U-Boote) erst vor wenigen Tagen in die Nordsee. Denn Russland will an der Grenze zu Litauen und Polen ein Manöver abhalten. Der Westen präsentiert entsprechend Stärke!
Unser NIUS-Reporter ging an Bord und schildert seine Eindrücke im Video:
Bereits die Anreise zur USS Ford war ein Abenteuer für sich. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs befand sich die USS Ford im Mittelmeer. Von einer italienischen Basis aus ging es mit einem Transportflugzeug vom Typ C2 Greyhound zum Schiff. Der Standort? Irgendwo auf dem Meer – geheim. Etwa eine Stunde werde der Flug dauern, teilte man uns mit. Lange Kleidung an Armen und Beinen ist Pflicht.
Die C2 gilt als Rentner der US Navy, bereits seit 1964 ist der Propellerflieger im Dienst
Die Platzverhältnisse im Versorgungsflieger sind alles andere als üppig. Die Altersspuren waren für uns deutlich zu sehen: abgerissene Verkleidungen, tropfendes Hydrauliköl. Doch wegen der Einfachheit wird dieser Flieger von den Crews geliebt.
An Bord angekommen, bemerkt man gleich das rege Treiben auf der fahrenden Stadt. Die tausenden Seeleute verteilen sich hier auf 25 Decks. 75 Flugzeuge und Helikopter kann die USS Ford transportieren. Entsprechend riesige Ausmaße hat der Hangar unter dem Flugdeck, der vor allem Flugzeuge des Typs „F18 Super Hornet“ beherbergt. Das Schiff wird von zwei Atomreaktoren an Bord mit Energie versorgt, welche sowohl die Schiffsmotoren als auch den Bordstrom generieren.
Es gibt keine offizielle Bestätigung, doch nach Branchenberichten soll der Träger auf See schneller als 50km/h fahren können
Zusammengeschaltet liefern die zwei Kraftwerke mehr als 300.000 PS sowie 250 Megawatt emissionsfreien Strom. Damit könnte man rund 600.000 Haushalte, etwa in der Stadt Köln, problemlos versorgen. Im Gespräch mit NIUS zeigt sich der Kapitän der USS Ford, David Skarosi, von der Technologie überzeugt: „Ich denke, dass etwas Überschuss-Energie nie etwas Schlechtes sein kann. Gerade zukünftig erschließen sich für uns zahlreiche Möglichkeiten – auch für humanitäre Zwecke. Überschussstrom ist etwas, das jeder gerne hätte. Wir könnten etwa im Katastrophenfall vor Ort mit dem Schiff ein Stromnetz an Land aufrechterhalten.“
Der Kapitän der USS Ford, David Skarosi, im Gespräch mit NIUS-Reporter Philippe Fischer
Durch die kurze Landebahn ist ein sehr präziser Anflug erforderlich. Landende Flugzeuge haken sich beim Erstkontakt mit dem Schiff an ein Bremsseil, welches die Flieger innerhalb weniger Sekunden zum Stillstand bringt.
Ein Kampfjet landet auf der USS Ford (Quelle: US Navy)
Wer sich auf den Außendecks des Flugzeugs bewegen will, muss immer eine Schutzausrüstung anlegen. Jeder Seemann trägt eine Schwimmweste mit integriertem Ortungssystem sowie einen Helm. Und auf dem Außendeck herrscht reges Treiben für alle Sinne: Überall sieht man Menschen, man riecht das Kerosin, man hört den Lärm der Jets.
Die NIUS-Reporter Philippe Fischer und Luka Ljubicic auf dem Flugdeck der USS Ford
Und der Lärm ist nicht vergleichbar mit dem von Verkehrsflugzeugen. Kampfjets haben in der Regel noch eine Abgaseinspritzung. Heißt: Der Abgasstrahl der Turbine wird noch einmal mit Kerosin zur Explosion gebracht. Die Folge: Unfassbare Hitze von 2.000 Grad am Ende der Turbine und 50 Prozent extra Schubkraft.
Start einer F18 Hornet – unsere NIUS-Reporter waren nur wenige Meter entfernt
Einzigartig macht die USS Ford ihr elektromagnetisches Katapultsystem. Das spart 25 Prozent Personal ein und ermöglicht eine deutlich höhere Frequenz an Starts – man kriegt also mit weniger Aufwand mehr Jets in die Luft als die Konkurrenz. Und es ist materialschonend: Die Zugkraft kann Flugzeuggenau eingestellt werden und linear zunehmen. Bei bisherigen, dampfbetriebenen Katapulten nimmt die Leistung mit dem Laufweg des Flugzeugs eher ab und auch die Zugkraft ist kaum dosierbar.
Ähnlich wie Verkehrspolizisten sorgen die Seeleute in Gelber Kleidung auf dem Flugdeck für Ordnung
Die fahrende Stadt hat neben den üblichen Einrichtungen wie Arzt, Fitnessstudio auch einen eigenen kleinen, internen Fernsehsender, der über Neuigkeiten an Bord informiert. Und Bordhund „Sage“ sorgt als beinahe ältester Matrose an Bord für gute Stimmung.
Bordhund Sage ist einer der Matrosen, welcher bereits am längsten auf der USS Ford ununterbrochen im Dienst ist
13 Milliarden US-Dollar hat dieses Schiff der neuesten Generation gekostet. 100.000 Tonnen Stahl fahren im Ernstfall schneller als 50km/h durch die Weltmeere für den Schutz der westlichen Welt.
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