NIUS Original: „Jeder Dritte“ – Warum so viele junge Menschen jetzt die AfD wählen

vor 6 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Eine blaue Welle geht aktuell durch das Land: Die AfD wird von Wahl zu Wahl stärker. Bei der Europawahl im Mai holte sie 15,9 Prozent der Stimmen. Bei den Landtagswahlen in Thüringen (32,8 Prozent) und Sachsen (30,6 Prozent) knackte sie sogar die 30-Prozent-Marke. Und auch in Brandenburg schnitt sie mit 29,2 Prozent stark ab.

Dass die AfD gerade im Osten der Bundesrepublik solche Wahlerfolge feiert, liegt nicht nur, aber auch an den Jungwählern. Im Alterssegment der 18- bis 24-Jährigen holte die AfD in Thüringen 38 Prozent (plus 15 Prozent im Vergleich zu 2019), in Sachsen (plus 11 Prozent) und in Brandenburg (plus 15 Prozent) jeweils 31 Prozent.

Damit steht fest: Die Jugend wählt zunehmend rechts. NIUS wollte wissen: Warum wählt inzwischen durchschnittlich jeder dritte Jungwähler die AfD? Dafür reiste NIUS-Reporter Marc Sierzputowski an verschiedene Orte der Bundesrepublik: nach Köln und Dresden, von Thüringen nach Brandenburg. In Berlin traf er Jungunternehmer – und auch Migranten, die sich als AfD-Wähler outeten.

Schauen Sie hier die ganze Reportage:

Der Trend deckt sich auch mit der Shell-Jugendstudie, die jüngst publiziert wurde. Aus dieser geht hervor: Der Anteil junger Männer, die sich politisch „eher rechts“ verorten, ist seit 2019 deutlich gestiegen. Demnach gaben bei der Befragung Anfang 2024 ein Viertel aller männlichen Jugendlichen in Deutschland an, „rechts“ oder „eher rechts“ im politischen Spektrum zu stehen. 2019 lag der Anteil noch bei 16 Prozent

Auf seiner Reise quer durch Deutschland führte NIUS-Reporter Marc Sierzputowski mit eben diesen Wählern, den Jung-Wählern, Gespräche über ihre Ängste, Sorgen, Hoffnungen und ihre Zukunft. Welche gesellschaftlichen Probleme sehen sie? Was denken sie, wenn sie sich im Stich gelassen, vielleicht sogar ausgeschlossen fühlen? Aber vor allem: Wie stellen sie sich vor, dass diese Probleme gelöst werden? Dabei begegnete er überzeugten Wählern der Rechtspartei auf Augenhöhe, um ihre Gründe und Motive für ihre politische Orientierung zu erfahren.

NIUS-Reporter Marc Sierzputowski und AfD-Wählerin Jenny vor der eingestürzten Carolabrücke in Dresden.

Eine Wählerin berichtet: „Ich bin ein sehr, sehr familienorientierter Mensch. Ich habe ein großes Herz für Kinder und ich finde die Familienpolitik in der aktuellen Politik nicht richtig.“ Es sei falsch, Hormonblocker an kleine Kinder zu geben wie Smarties. Außerdem stört sie die Kriminalität im Zusammenhang mit Migration: „Die illegale Einwanderung von ganz vielen Menschen. Und dass Menschen hier bleiben dürfen, obwohl sie sehr, sehr schlimme Straftaten begangen haben.“

Ohnehin ist Migration eines der dominantesten Themen, das jeder der jungen Menschen nennt, wenn er seine Wahlentscheidung begründet.

In Nordberlin treffen wir Leyla, eine junge Muslima, die Kopftuch trägt. Sie sagt: „Seit 2015, als sie die Grenzen geöffnet wurden und zu viele Syrer aus der Türkei und so viele Bulgaren hier nach Deutschland gekommen sind, hat es mir nicht mehr gefallen.“ Während sie und ihr Mann arbeiten, bekämen Migranten Geld vom Staat. „Ich möchte einfach nur, dass die Asylbewerber einfach abgeschoben werden. Die bekommen Geld, arbeiten aber schwarz, und das gefällt mir nicht. Und ich habe in meiner Familie und meinem Kreis viele Menschen, die das machen. Ich finde, das sollte mehr kontrolliert werden.“

Leyla, eine junge Muslima, wählt AfD: „Ich seh Deutschland in zwei Jahren tot.“

Ein dritter Grund ist das zunehmend repressive Meinungsklima in der Bundesrepublik. „Wir haben ja in Deutschland eigentlich eine Meinungsfreiheit, aber ich habe nicht mehr das Gefühl, als könne ich meine Meinung frei äußern“, erzählt uns ein junger Unternehmer. „Sobald man was gegen den Mainstream sagt, wird man sofort in die rechte Ecke gestellt und das kann soziale Folgen haben. Wenn man als Berufstätiger, als Unternehmer tätig ist, kann das Geschäftsbeziehungen beeinflussen. Und dieses Risiko bin ich nicht gewillt, einzugehen“. Auch deshalb sprechen wir mit ihm, ohne seine Identität preiszugeben. Er ist nicht der einzige, der Angst vor Konsequenzen hat – und dessen Identität wir schützen.

Auch die Dämonisierung der AfD durch die Medien, die Wirtschafts- und Außenpolitik spielen für junge Menschen eine wichtige Rolle. In jedem Fall zeigt der Querschnitt junger AfD-Wähler, dass das Klischee vom „dummen Nazi“ zu kurz greift und wir vielen reflektierten Menschen begegnen, die ihre Wahlentscheidung sehr gut begründen können. Die meisten von ihnen wählen AfD auch nicht etwa aus Protest oder als Denkzettel, sondern aus Überzeugung. Ihre politische Präferenz ist in jedem Fall kein Resultat eines TikTok-Algorithmus, wie manch Medienmacher das Phänomen zu erklären versucht.

Jeder dritte junge Wähler ... das ist eine ganze Menge. Es sind zum größten Teil Überzeugungswähler, die ihren Sorgen Ausdruck verleihen. Sie werden nicht von heute auf morgen verschwinden, sie sind gekommen, um zu bleiben.

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