
Im Fall der geplatzten Staatsförderung für den Batteriehersteller Northvolt gerät der frühere Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck weiter unter Druck. Ein nun öffentlich gewordenes PwC-Gutachten zeigt: Die Unternehmensführung von Northvolt hielt dem Bundeswirtschaftsministerium offenbar zentrale Informationen zur Finanzlage vor. Das berichtet die Bild-Zeitung.
Demnach bemängeln die Prüfer von PwC unter anderem, dass Northvolt dem Ministerium keine vollständige Kapitalflussrechnung vorgelegt habe. Auch Informationen zu Schuldendienst und Finanzierungsplanung fehlten. Wörtlich heißt es laut Bild im PwC-Bericht: „Die zur Verfügung gestellte Unternehmensplanung von Northvolt verfügt über keine vollständige Kapitalflussrechnung.“ Zudem kritisieren die Prüfer, dass die Geschäftsführung des Unternehmens „Informationen zurückhalte“.
Das 94-seitige Gutachten, das am 15. Juni 2023 dem Bundeswirtschaftsministerium vorgelegt wurde, enthält nachweislich deutliche Warnungen. So heißt es darin, dass Northvolt zur Deckung seiner Ausgaben auf „externe Kapitalgeber angewiesen“ sei. Weiter warnen die Prüfer vor einem „erhöhten Ausfallrisiko“, unter anderem wegen unklarer Produktionsverhältnisse in den bestehenden Werken.
Trotz dieser Mängel entschied Habecks Ministerium im November 2023, Northvolt mit einer Wandelanleihe in Höhe von 600 Millionen Euro zu unterstützen. Die Bundesregierung und die Landesregierung Schleswig-Holsteins hatten zuvor unter Habecks Federführung das Projekt als strategisch bedeutsam für den Aufbau einer europäischen Batteriewirtschaft eingestuft. Das geplante Werk in Heide wurde als Begründung für die Förderung genannt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Northvolt den Kredit bis Juni 2028 zurückzahlen könne, bezifferte PwC auf 86 Prozent – allerdings ausdrücklich nur im Fall einer Wandlung in Unternehmensanteile. Eine Rückzahlung in bar sei hingegen laut Gutachten „voraussichtlich nicht möglich“.
Im März 2025 erklärte Northvolt in Schweden die Insolvenz. Das Werk in Heide wird nicht gebaut. Laut Bundesrechnungshof hat das Bundeswirtschaftsministerium bei der Kreditvergabe zentrale wirtschaftliche Risiken „systematisch unterschätzt“. Auch interne Prüfmechanismen seien vernachlässigt worden. Das Ministerium habe „faktisch allein bewertet“ und damit das Mehraugen-Prinzip verletzt, heißt es im Prüfbericht.
Nach dem Scheitern des Projekts wurde das PwC-Gutachten vom Bundeswirtschaftsministerium zunächst als geheim eingestuft. Erst die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) gab das Dokument jetzt frei.