NZZ-Journalist Freidel über Kohlemeiler, die in Deutschland abgerissen und in China gebaut werden: „So eine Art von Klimapolitik ergibt wenig Sinn“

vor 6 Monaten

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Geht es nach Klimaaktivisten von „Fridays for Future“ oder der „Letzten Generation“, dann entscheidet die Klimapolitik über nicht weniger als das Überleben der Menschheit.

Im Gespräch bei „Schuler! Fragen, was ist“ stellt Buchautor Morten Freidel, Vizechefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung in Deutschland, die Wirksamkeit der aktuellen Klimapolitik infrage. Er sei gar nicht gegen internationale Klimakonferenzen, sagte Freidel, auch wenn diese „teilweise zu Recht als abgehoben kritisiert werden, weil Eliten darüber verhandeln, welchen Weg die Welt einschlagen soll“.

„Allerdings glaube ich schon, dass es am Ende über verbindliche Zusagen laufen muss, auf die sich die Staatengemeinschaft einigt. Man kann aber die Frage stellen, wie realistisch die Ziele sind und mit welchen Folgekosten sie verbunden sind. Das Problem ist, dass es keinen internationalen Emissionshandel gibt. Gas ist jetzt in Europa teurer als in anderen Weltregionen, weil wir schon einen Emissionshandel im Energiesektor haben, sodass es bei uns teurer ist, ein Kohlekraftwerk in Betrieb zu nehmen, in China aber nicht. Deshalb ergibt es wenig Sinn, so eine Art von Klimapolitik zu machen, weil wir die Kohle einsparen, die dann in China besonders billig verbrannt wird.“

Freidel sieht wenig Sinn in der jetzigen Klimapolitik.

Den Effekt kann man jetzt schon sehen, sagt Freidel, der das Problem in seinem Buch „So rettet ihr das Klima nicht“ ausführlich beschrieben hat. „In China verbrennen sie munter weiter und bauen sogar noch unglaublich viele Kohlekraftwerke. Deswegen wäre es aus meiner Sicht sinnvoll, da dann eben auch zu so einer Art internationalem Emissionshandel zu finden. Das würde Sinn ergeben. Diese Ziele sind dann eher irrelevant für den Emissionshandel.“ Dann wird er deutlich: „Was überhaupt gar keinen Sinn ergibt, ist, dass man sich nationale Ziele setzt, so wie Deutschland. Wir werden 2045 klimaneutral, fünf Jahre vor der Europäischen Union. Das führt letztlich nur in die Verarmung unserer Volkswirtschaft.“

Auch den Satz, Deutschland müsse mit gutem Beispiel vorangehen, kann Freidel gut verstehen. Schließlich habe der reiche Nordwesten des globalen Nordens schon sehr lange fossile Brennstoffe benutzt und in die Luft geblasen. Sinnvoll sei dieser Ansatz dennoch nicht, sagt er: „Wenn wir jetzt aber sagen, wir fangen an, Energie bei uns immer teurer zu machen und dann noch mit diesem sehr eng geführten Weg, den wir haben, nur mit Sonne und Wind, also alles andere ist ausgeschlossen, dann geht das schlief. Wenn das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas aber in anderen Weltregionen immer noch so günstig ist wie vorher, dann treiben wir natürlich bei uns die Industrie aus dem Land. Dann kann es irgendwann sein, dass BASF sagt: Die Produktionsbedingungen hier im Land, die sind so teuer oder so schlecht, wir gehen einfach nach China. Genau das läuft derzeit ab. Es gibt eine schleichende Deindustrialisierung in Deutschland. Sie findet längst statt.“

Das ganze Gespräch finden Sie hier:

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