NZZ-Journalist Morten Freidel kritisiert Habecks schmutzige Kohle-Kraftwerke: „AKW könnte man mit vertretbarem Aufwand wieder ans Netz holen“

vor 7 Monaten

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War der Ausstieg aus der Atomenergie ein Fehler und sollte Habeck deshalb zurücktreten? „Ich würde jetzt sagen, dass er nicht zurücktreten muss“, sagt NZZ-Journalist Morten Freidel im Gespräch mit Ralf Schuler. Schließlich sei die Energiewende nicht nur Habecks Projekt gewesen – da tragen viele andere ebenfalls Verantwortung, erklärt der Experte. „Man muss sagen, dass ja eigentlich alle Parteien durch die Bank weg, auch die Union hinter diesem Projekt standen.“

Freidel macht dem Minister dennoch klar Vorwürfe: Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine hätte man in der Energiepolitik gegensteuern müssen. „Das russische Gas ist irgendwann ausgeblieben, wir haben dann aus Nord Stream nichts mehr bekommen. Und es war völlig klar: Wir brauchen eigentlich eine andere Brücke hin zu dieser Traumwelt, dass irgendwann alles mit 100 Prozent Sonne und Wind in diesem Land funktioniert.“

Klartext: Klimaschonende Energie ist für Freidel auch Atomenergie.

Was nur tun, wenn kein Gas mehr kommt? Freidel und viele andere Experten erinnerten damals daran, dass es durchaus noch funktionierende Atomkraftwerke gab. „Und das waren nicht nur die drei, die im Moment noch laufen“. Man hätte auch noch die drei, welche im Jahr zuvor durch die Ampel abgeschaltet wurden, reaktivieren können.

Die Versorgung mit Wind und Sonne beschreibt Freidel als eine „deutsche Lebenslüge“. Wer möchte denn nicht daran glauben?

„Die könnte man wieder ans Netz holen, mit relativ vertretbarem Aufwand. Und dann hätte man schon mal 12 Prozent klimaschonende Energie, die am Band einfach mitläuft. Dann hätte man schon mal ein sehr großes Problem in diesem Lande gelöst. Jedenfalls erst mal für die kommende Zeit. Und das da hat Habeck sich partout geweigert, gegen alle Empfehlungen von Experten und Journalisten und der Öffentlichkeit“

Freidel hat über die Klimapolitik ein Buch geschrieben und gibt Empfehlungen mit gesundem Menschenverstand.

Allgemein lässt Freidel durchblicken, dass die Energiewende seiner Meinung nach an der Realität vorbei geplant worden sei. „Schon die technische Umsetzbarkeit ist schwierig“, konstatiert der Experte. Bereits daran werde es scheitern. Denn in der Theorie müsse Deutschland pro Tag vier bis fünf große Windräder bauen. „Mit groß sind Windräder gemeint, die über 200 Meter groß sind.“ Und dafür brauche es nicht nur die Flächen.

Freidel ist ein Befürworter des Emissionshandels, bezeichnet es im Gespräch mit Ralf Schuler sogar als „Lieblingsinstrument“ für Klimaschutz.

Freidel: „Für ein solches Windrad brauchen Sie bis zu 100 Schwerlasttransporter. Das heißt, es fahren 400 Schwerlasttransporte durch Deutschland jeden Tag für zehn Jahre am Stück, um nur allein die Ziele für den Windradausbau an Land zu schaffen. Und da würde ich sagen, ist schon die technische Umsetzbarkeit ein riesengroßes Problem.“

Von den enormen finanziellen Investitionen ganz zu schweigen. „Ich wollte einfach noch mal zeigen, was für eine gigantische Herausforderung Deutschland sich selbst auferlegt“, ergänzt Freidel und fügt noch einen zweiten Punkt hinzu: „Ja, ich würde auch sagen: Es wird schwierig irgendwann, wenn wirklich allen klar ist, wie tiefgreifend eigentlich die Erneuerbaren in die Naturlandschaft eingreifen, ob dann wirklich noch Mehrheiten vorhanden sind für diesen Weg.“

Morten Freidel vermutet hinter vielen energiepolitischen Entscheidungen eher Ideologie.

Das ganze Gespräch mit Morten Freidel finden Sie hier.

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