„Demokratie-Offensive“ zur Kommunalwahl: „Aachener Zeitung“ diskutiert mit 69 Kandidaten – aber mit keinem der AfD

vor etwa 2 Stunden

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Bildquelle: NiUS

„Näher dran geht nicht: 16 AZ-Foren zur Kommunalwahl“: Unter diesem Titel kündigt die Aachener Zeitung eine Diskussionsreihe zur Kommunalwahl am 14. September an. Journalisten der Zeitung diskutieren mit verschiedenen Bewerbern um das Amt des Oberbürgermeisters; von CDU über BSW bis hin zu Vertretern von „Die Partei“, Volt und parteilosen Kandidaten ist alles dabei. Einzig und allein Vertreter der AfD wurden nicht eingeladen.

Ein fairer Streit um das beste Argument: Das ist es, was moderierende Journalisten verschiedenen Bewerbern im Streit um ein politisches Amt ermöglichen sollten. Durch eingreifende Moderation, faires Aufteilen der Sprechzeiten und kritisches Hinterfragen der Positionen und Behauptungen jedes einzelnen Bewerbers.

Doch bei der Aachener Zeitung (AZ) scheint das, was Robert Esser, einer der leitenden Redakteure des Blatts, im September 2023 auf einer Parteiveranstaltung der Aachener Grünen berichtete, noch immer Redaktionslinie zu sein. Esser sagte damals: „Was den Umgang mit der AfD angeht, auch das möchte ich zum Abschluss nochmal sagen: Wir berichten objektiv, so neutral wir es können, über all das, was passiert. Aber wir kommentieren sehr, sehr klar – und zwar gegen die AfD konsequent. Es gibt keine Kollegin, keinen Kollegen, der das nicht tut.“

Nun richtet die Zeitung 16 Gesprächsrunden aus, kündigt diese mit den Worten an: „Diese Kandidaten sollten Sie kennen: Mit ihren Wahlforen startet die Aachener Zeitung ab 20. August eine Demokratie-Offensive an der Basis. Es geht um die Leute, die sich in unserer Region um die höchsten politischen Ämter bewerben.“

Die Redaktion zeigt in ihrem Selbstbild „klare Kante“.

Warum kein einziger Gesprächsgast aus den Reihen der AfD angefragt wurde, wollte die AZ auf eine NIUS-Anfrage hin nicht beantworten.

Dabei könnte die Partei in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, laut einer Forsa-Umfrage von Anfang Juli landesweit bei 14 Prozent landen – ein Zuwachs von 9 Prozentpunkten im Vergleich zur Kommunalwahl im Jahr 2020 (5 Prozent). Die aktuell desaströse Regierungsarbeit der schwarz-roten Koalition in den letzten Wochen könnte der Partei zusätzlich Auftrieb geben, sodass sich einige Kandidaten durchaus Chancen ausrechnen, es zumindest in eine Stichwahl zu schaffen.

In einem digitalen „Freundeskreis-Forum“ diskutierte die Chefredaktion im Februar 2024 den Umgang mit der AfD. Chefredakteur Thomas Thelen sagte damals, man müsse in Kauf nehmen, dass Menschen ihr Zeitungsabonnement aufgrund der AfD-Leitlinie kündigten. Diese Vorgabe sei „nicht verhandelbar“.

Sehen Sie hier das Statement des Chefredakteurs Thomas Thelen:

Michael Winterich ist Bürgermeister-Kandidat der Stadt Eschweiler und nicht eingeladen. Da er selbst Abonnent der Aachener Zeitung ist, konnte er sich zu einer Veranstaltung anmelden. Er möchte die Moderatoren vor Ort fragen, warum er und andere Kandidaten der AfD nicht eingeladen wurden. Er werde zusammen mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Manuel Krauthausen vor Ort sein. „Man pocht ja immer auf Demokratie und Gerechtigkeit, aber in Wirklichkeit will man dann eben doch keine andere Meinung zulassen als die eigene“, sagte Winterich zu NIUS.

Michael Winterich ist OB-Kandidat für Eschweiler.

20. August:Tim Grüttemeier (CDU), Janine Köster (SPD), Karin Schmitt-Promny (Grüne), Christoph Pontzen (FDP), Darius Dunker (Linke), Hans-Hubert Franke (Die Partei), Stephan Pusch (CDU), Andrea Reh (SPD), Sabrina Grübener (Grüne) und Walter Leo Schreinemacher (Freie Wähler)

21. August: Sibylle Keupen (parteilos, von den Grünen nominiert), Michael Ziemons (CDU), Michael Servos (SPD), Alexandra Radermacher (Volt), Ellen Begolli (Linke), Wulf Pabst (FDP), Ute Haupts (UWG), Xenia Lehmann (Die Partei), Kirill Karasev (BSW) und Jörg Polzin (Einzelbewerber)

25. August: Patrick Haas (SPD), Martin Hennig (CDU), Dina Graetz (Grüne), Natalie Stercken (FDP), Andreas Dittrich (Linke), Pascal van den Berghe (Dein Stolberg), Marc Teuku (Volt), Nadine Leonhardt (SPD), Patrick Nowicki (CDU), Albert Borchardt (Linke), Dietmar Widell (Grüne), Christoph Häfner (BASIS), Stefan Schulze (FDP) und Andreas Wollermann (Freie Wähler)

26. August:Axel Fuchs (parteilos, Einzelbewerber), Frank Radermacher (CDU) und Alexander Marso (Einzelbewerber)

27. August:Pierre Froesch (CDU), Markus Schallenberg (SPD), Benjamin Fadavian (SPD), Florian Birken (CDU), Björn Bock (FDP), Florian Müller (Linke), Marcel Verkooyen (Volt), Roger Nießen (CDU), Dagmar Thorand (SPD), Alfred Reuters (Die Partei), Daniel Lange (Linke), Tim Krämer (SPD), Florian Weyand (CDU), Janine Ivancic (Grüne), Stefan Rohmann (FBA), Tizian Laut (Linke), Frank Peter Ullrich (SPD) und Georg Hamm (CDU)28. August:Jorma Klauss (SPD), Fabian Günther (Linke), Norbert Lamm (Einzelbewerber), Bernd Goffart (CDU), Alexander Zorn (UWG), Carmen Krämer (parteilos, unterstützt von den Grünen), Thomas Kuck (CDU) und Christian Stockem (SPD)3. September:Armin Leon (CDU), Rolf Apweiler (SPD) und Christian Kravanja (Bürgerliste)8. September: Ralf Nolten (CDU), Max Dichant (SPD) und Andreas Krischer (Bündnisgrüne)

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