
Tausende Polizeibeamte treten täglich ihren Dienst an, um Deutschland sicherer zu machen. Manuel Ostermann, Vize-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), gibt diesen Beamten und Angestellten in Polizeibehörden eine Stimme. Und diese wird besonders deutlich, wenn die Kollegen Gefahr für Leib und Leben erfahren, etwa Ostermanns Kollege Rouven Laur, der in Mannheim bei einem Messer-Attentat auf einen Islamkritiker ebenfalls zum Opfer wurde.
„Alle fünf Minuten wird ein Polizeibeamter Opfer einer Straftat in Deutschland – jeden Tag“, betont Ostermann die Dramatik der aktuellen Lage bei „Schuler! Fragen, was ist“. „Rouven Laur ist deswegen so bewegend für die Menschen, weil sie es visualisiert bekommen haben – traurigerweise.“ Denn diese „bestialische Tat“, wie Ostermann sagt, konnte man in einem Livestream und in vielen Social-Media-Videos quasi live miterleben.
Die enthemmte Gewalt gegenüber Polizisten bereitet dem Gewerkschafter Sorge.
Der Top-Polizist glaubt den Politikern, dass sie bestürzt und persönlich betroffen waren. „Aber das reicht nicht. Und am Ende des Tages, ein Jahr später, versammelt man sich wieder zum Gedenken an unseren Kollegen. Und passiert ist aber gar nichts. Einfach überhaupt nichts! Und ehrlich gesagt finde ich das verantwortungslos und ich ertrage diese politische Rhetorik dahinter auch nicht mehr“, sagt Ostermann.
Das ganze Interview mit Manuel Ostermann können Sie hier als Video ansehen:
In seinem neuen Buch „Deutschland ist nicht mehr sicher“ schildert Ostermann alltägliche Situationen, die seine Kolleginnen und Kollegen erlebt haben. Sie lassen den Leser zum Teil sprachlos zurück. Der Polizeigewerkschafter wünscht sich einfach mehr Ehrlichkeit in der Funktionärsebene: „Dann soll man sich ehrlich machen und sagen, man kann es nicht oder man will es nicht bezahlen.“ Denn die explodierende Gewalt gegen Polizisten hatte keine Konsequenz: „Wo fangen wir an? Aus- und Fortbildung. Es ist wichtig, gerade in so lebensbedrohlichen Einsatzszenarien Handlungsautomatismen zu schaffen. Das schafft man nur, wenn man es immer wiederkehrend trainiert. Dafür braucht man die Zeit, die Räumlichkeiten und auch die finanziellen Ressourcen.“
Ostermanns neues Buch trägt den Titel „Deutschland ist nicht mehr sicher: Wie unsere Polizei zwischen Politik und Straße aufgerieben wird“ (22 Euro)
Besonders aktuelles und bezeichnendes Beispiel ist die Debatte um das Elektrodistanzimpulsgerät, im Volksmund „Taser“ genannt. Das sei bis heute nicht flächendeckend beschafft. Aber selbst „schnitt- und stichschutzhemmende Einsatzmaterialien, Uniformteile, Schals – da gibt es ja diverse Materialien – sind nicht flächendeckend beschafft.“
Manuel Ostermann (35) im Gespräch mit NIUS-Politikchef Ralf Schuler
Ostermann adressiert im Gespräch mit NIUS-Politikchef Ralf Schuler auch die Kritiker, die die Polizei gerne als „schießwütig“ bezeichnen. „Das ist ja mitnichten der Fall, sondern es ist notwendig geworden, denn allein 79 Messerdelikte pro Tag in Deutschland, 43 davon gegen Leib und Leben, bedeuten, dass natürlich die Wahrscheinlichkeit eines Schusswaffengebrauchs immens in die Höhe schnellt“, sagt Ostermann. „Ich bin sehr dankbar, dass die Kolleginnen und Kollegen mittlerweile dementsprechend reagieren. Was ist die andere Option? Die andere Option ist möglicherweise der eigene Tod. Und das ist keine Option.“
Das gesamte Interview mit Manuel Ostermann finden Sie hier.