
Ostern wird zum Fest einer Minderheit. Drei Gründe gibt es: Die Zahl der Christen nimmt ab, woran die Kirchen keineswegs unschuldig sind. Unter den verbliebenen Christen schwindet zweitens der Osterglaube, der ein Auferstehungsglaube ist. Und drittens wird der Westen Jahr um Jahr islamischer. In manchen Vierteln, manchen Schulen gibt es eine muslimische Dominanz.
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Gerade deshalb ist Ostern ein wichtiges Fest. Es erinnert uns alle daran, warum das Christentum einmal in die Welt kam. Und was auf dem Spiel steht, wenn dieses Wissen verloren geht.
Drei Tage umfasst der Höhepunkt im christlichen Jahreskreis: Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern. Da ist also ein letztes Mahl mit Freunden, das die feste Zusage enthält, man werde einander wiedersehen. Es folgt ein schmachvoller Tod am Kreuz, ein Justizdrama, ein Fehlurteil und doch auch eine notwendige Schmach.
In der Osternacht öffnet sich die Pforte zum Unerklärlichen. Der tote Christus steht auf, konkret und leiblich. Er beglaubigt seine göttliche Herkunft und schenkt allen, die an ihn glauben, eine Hoffnung: dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Dass das Leben weitergeht, ohne Leid, ohne Schmerz, in Liebe. In der Osternacht heißt es zweimal: Fürchtet euch nicht.
Ostern ist ein religiöses Fest. Das erregt Anstoß. Es ist ein christliches Fest. Damit wissen viele nichts anzufangen, innerhalb und außerhalb der Kirchen. Dann wird Ostern billig herabgestuft zum Symbol für einen Neuanfang, zum Frühlingfest, zum Sitzhasenfest. Jeder darf Ostern begehen, wie er will – säkular, religiös oder gar nicht. Zur Religionsfreiheit gehört auch die Freiheit von Religion.
In den Kirchen aber sollte man nicht um Ostern betrogen werden. In den Kirchen sollte wenigstens am höchsten Fest der Christenheit das billige Moralisieren Pause haben, die Instrumentalisierung von Religion zu tagespolitischen Zwecken. Die Falschmünzer des Glaubens sollten schweigen. Das wäre schön. Doch dem ist nicht immer so. Das römisch-katholische Erzbistum Hamburg betreibt auch an Ostern geistliche Insolvenzverschleppung.
Der Herr, der hier von Ostern spricht wie der Blinde von der Farbe, heißt Stefan Heße. Er ist Erzbischof in Hamburg und zugleich Sonderbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen und Vorsitzender der Migrationskommission. Böse Zungen könnten behaupten: Heße ist ein Apostel der Asylindustrie.
So zumindest redet er hier und übersieht: Die Israeliten zogen aus Ägypten in die versprochene Heimat. Die heutigen Migranten verlassen ihre Heimat, weil sie auf ein besseres Leben in der Fremde hoffen. Die Israeliten setzten auch nicht auf die Segnungen eines hoch entwickelten Sozialstaats oder einer migrantenfreundlichen Gesetzgebung. Sie waren – glaubt man der Thora – Heimkehrer, nicht Auswanderer.
Und Ostern ist nun schon rein gar nicht eine Aufforderung, jeden Fremden mit dem Geld anderer Leute willkommen zu heißen. Zum Christentum gehört die Nächsten-, nicht die Fernstenliebe und schon gar nicht die politische Unvernunft.
Ostern ist anders, Herr Bischof. Die Kirchen sollten ihr Publikum, ihre Mitchristen nicht um die wichtigste Botschaft überhaupt betrügen: Ostern bedeutet die Überwindung des Todes. Ostern meint leibliche Auferstehung hinein in den Frieden.
Niemand muss das glauben, niemand. Aber ohne Ostern kein Christentum, und ohne Osterbotschaft weniger Trost, weniger Hoffnung, weniger Zuversicht. Darum ist es gut, dass Ostern gefeiert wird – und sei es von einer Minderheit.
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