„Oval-Ossi“: Warum Donald Trump der erste Präsident der Ostdeutschen ist

vor 3 Monaten

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Amerikas Stärke werde sich künftig an der Zahl der Kriege zeigen, in die es gar nicht erst ziehen müsse, sagte Donald Trump in seiner ersten Rede der zweiten Amtszeit. Ein Satz, für den ihm die Herzen vieler Ostdeutscher zufliegen dürften. Bei der Ankündigung, den Ukraine-Krieg alsbald zu beenden, hat der Mega-Kapitalist im Weißen Haus die NFL (Neue Fünf Länder) wohl ohnehin auf seiner Seite.

Überhaupt staunt man dieser Tage nicht schlecht, wie unvermittelt sich beispielsweise der Antiamerikanismus in Teilen der AfD verflüchtigt hat, nachdem Trumps Buddy Elon Musk sich in der Welt am Sonntag euphorisch für die AfD als „letzte Rettung Deutschlands“ ausgesprochen hatte. Dann noch der muntere Plausch mit AfD-Chefin Alice Weidel auf seiner Plattform X, und von der amerikanischen Kulturhegemonie oder den turbo-kapitalistischen Tech-Giganten und verdächtigen Milliardären ist kaum noch etwas übrig geblieben.

Vom Antiamerikanismus der AfD ist spätestens seit dem gemeinsamen X-Space von Musk und Weidel nicht mehr viel übrig.

Die ostdeutschen Querdenker und Impfskeptiker dürften sich ebenso von Trump und seiner Amnestie für Covid-Kritiker verstanden fühlen wie die notorischen Freunde der Meinungsfreiheit, die sich bisher verschärften Lösch-Attacken im Netz ausgesetzt sahen. Und wer den 47. US-Präsidenten über das „korrupte Regime“ reden hört, dessen Repräsentanten (Joe Biden) er eher lieblos zum Abflug mit dem Marine-Heli begleitete, der fühlt sich ein wenig an die Tage im Herbst 1989 und Frühjahr 1990 erinnert, als die Stasi-Zentralen in Berlin und den DDR-Bezirken gestürmt und tausende Parteikader arbeitslos wurden. Auch Trump will ungezählte Bedienstete feuern.

Wer Freude an verwegenen historischen Vergleichen hat, der könnte Donald Trump auch als den ersten „ostdeutschen Präsidenten“ im Weißen Haus verstehen. Hatten die Westdeutschen ihren JFK, dessen „ick bin ein Berliner“ in erster Linie eine Solidaritätsadresse an den freien Teil Berlins war, mit dem vereint die Besatzungsmacht dem Ostblock gegenübertrat. Als Jahrzehnte später Ronald Reagan dem Kreml-Reformator Michail Gorbatschow entgegenrief, er solle die Berliner Mauer einreißen, wusste er die Ostdeutschen zwar an seiner Seite, hatte zuvor deren Herrscher allerdings auch in den wirtschaftlichen Ruin gerüstet und seine Raketen gen Osten gerichtet. So sehr sie Mauer und Mangelwirtschaft zum Teufel wünschten, so skeptisch standen sie nicht selten der westlichen Führungsmacht gegenüber, die mit Jeans, Western und Rockmusik punkten konnte, aber doch notgedrungen mangels Ansicht vielen fremd blieb.

Ex-US-Präsident Joe Biden und seine Stellvertreterin Kamala Harris wurden bei ihrer Amtseinführung scharf angegriffen: Trump sprach von einem „korrupten System“.

Nun also Trump. Zwei Geschlechter soll es nur noch geben, schreibt er in einem der ersten Dekrete fest und punktet damit schon wieder zwischen Arkona und Zwickau, weil man im bodenständigen Osten mit dem Geschlechter-Flitz der Wessis ohnehin nichts anfangen konnte. Und mit seinen Ansprüchen auf Panama und Grönland bestätigt der Präsident auch noch eine Standard-These zum Ukraine-Konflikt, dass nämlich der Westen seine Einflusszonen habe, auf deren Antasten er allergisch reagiere und damit auch die Berechtigung Russlands offensichtlich sei, einen Nato-freien Kordon um sich zu verlangen. Und wenn man die Ossi-Affinität auf die Spitze treiben will, kann man sogar vielleicht noch den Trump-Erlass heranziehen, wonach staatliche Bauprojekte künftig nur noch in klassischem Stil ausgeführt werden sollen. Schluss mit linken Avantgarde-Architekten, die bürgerliche Sehgewohnheiten mit schrägen Falllinien und vertrackten Kuben aufbrechen wollen, bis des braven Bürgers Auge schmerzt.

Kurz: Donald Trump verkörpert nicht nur die Volkspolitik Amerikas mit einfacher Sprache und der biederen Bodenständigkeit der einfachen Leute, für die sich einzusetzen Linke allenfalls nur vorgeben. Er ist auch der erste Oval-Ossi nach dem Fall des eisernen Vorhangs. Der Osten ist endlich im wilden Westen angekommen. Oder umgekehrt. Ganz nach Belieben.

Thüringer Rostbratwurst statt Schweinebacke. Oder beides. Yippie-Ya-Yeah!

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