Wie ein Musikfestival in Paris zum Schauplatz migrantischer Straßenschlachten wurde

vor etwa 6 Stunden

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Bildquelle: NiUS

Eigentlich versteht sich die Fête de la musique als großes Kulturevent, das Brücken bauen möchte: Die Veranstaltung, bei der Amateur- und Berufsmusiker, aber auch DJs und Performance-Künstler auftreten, ist für Besucher umsonst – und findet jedes Jahr in verschiedenen europäischen Städten am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres, statt. Bei der diesjährigen Ausgabe, am vergangenen Wochenende, wurde das Festival in Frankreich und Paris aber von schweren Ausschreitungen überschattet. Wie der Figaro berichtet, sei es in der Hauptstadt zu zahlreichen Gewalttaten, Plünderungen und Festnahmen gekommen.

Nach Angaben des Innenministeriums wurden landesweit 371 Personen festgenommen, davon 89 in Paris, ein Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei soll es zu sechs Messerangriffen gekommen sein, 14 Personen wurden lebensbedrohlich verletzt. Insgesamt gab es 305 Personen in Polizeigewahrsam, etwa ein Viertel davon in Paris. Der Pariser Staatsanwaltschaft zufolge wurden 107 Personen in Gewahrsam genommen, darunter 79 Erwachsene und 28 Minderjährige. Die Straftaten umfassen vor allem „freiwillige Gewalttaten“, Diebstähle, unerlaubten Waffenbesitz, vorsätzliche Sachbeschädigungen und unerlaubten Straßenhandel, so die Staatsanwaltschaft.

Besonders im Zentrum der französischen Hauptstadt, rund um Châtelet und Les Halles, eskalierte die Lage: Die Polizei setzte Tränengas ein, um aggressive Menschenmengen zu zerstreuen. Videos in sozialen Medien zeigen Auseinandersetzungen zwischen Jugendbanden und Sicherheitskräften, die sich teilweise in das Einkaufszentrum Les Halles zurückziehen mussten. Auch in anderen französischen Städten, darunter Montpellier, Rennes, Marseille oder Lyon, war es zu Gewaltexzessen gekommen. Der französische Innenminister, Bruno Retailleau, nannte die Randale „nicht zufriedenstellend“, lobte aber das schnelle Eingreifen der Polizisten, die ihm zufolge Schlimmeres verhindert hätten.

Mehrere Clips in sozialen Medien dokumentieren schwere Gewalt, darunter Tritte gegen den Kopf von Personen, die am Boden liegen – und Massenschlägereien, bei denen sich migrantische Männer ins Gesicht schlagen. Auch mehrere sexuelle Übergriffe und Plünderungen, unter anderem in Filialen von Sephora und Nike. Besonders alarmierend: 131 Fälle von Angriffen mit Spritzen, sogenannte „Piekser-Attacken“, vor allem gegen Frauen. Unbekannte stachen ihnen mit Nadeln oder spitzen Gegenständen in den Körper, teils im Gedränge, teils gezielt und geplant. In sozialen Netzwerken waren zuvor Aufrufe aufgetaucht, die offen dazu ermunterten, Frauen „anzugreifen und zu stechen“.

Die französische Polizei nahm zwölf Verdächtige in Zusammenhang mit diesen Angriffen fest. In Paris wurden 13 solcher Fälle gemeldet, zwölf Verdächtige wurden festgenommen. Ein schwerwiegender Vorfall betraf einen Jugendlich, der mit Stichverletzungen gefunden wurde: „Ein Minderjähriger, geboren im November 2007, wurde sitzend mit einer Stichverletzung im Unterbauch auf der öffentlichen Straße in der Rue Léon Giraud gefunden. Die Ermittlungen sind im Gange“, so die Staatsanwaltschaft.

Die sogenannten „attaques par piqûre“ sind dabei ein Phänomen, das in Frankreich bereits seit einigen Jahren existiert, etwa bei Musikfestivals, in Clubs oder bei Stadtfesten. Die Opfer spüren meist einen plötzlichen Stich, oft im Arm, Rücken oder Gesäß, es folgen Schwindel, Übelkeit oder Bewusstlosigkeit.

Neben den 14 schwer verletzten Personen erlitten 13 Polizisten Verletzten, etwa 1.500 Personen benötigten medizinische Hilfe, oft wegen Ohnmachtsanfällen. Zudem wurden 51 Fahrzeugbrände und 39 Brände im öffentlichen Raum gezählt. Am Sonntagmorgen bot Paris ein Bild der Verwüstung: Müllberge säumten die Straßen, wie ein Video eines wütenden Müllmanns zeigte.

Die ersten Unruhen begannen dabei bereits vor dem Festival selbst. Am Freitag geriet zahlreiche angereiste Briten, darunter viele mit karibischen und afrikanischen Wurzeln, in Konflikt mit überwiegend muslimischen Franzosen. Die Franzosen sollen gerufen haben: „Bei Allah! Beim Koran! Ihr seid hier nicht zu Hause!“ An mehreren Orten der Stadt stießen Engländer und Franzosen zusammen.

Die Szenen vom Wochenende markieren bereits das zweite Mal binnen eines Monats, dass es zu schwerer Gewalt durch junge Männer in Paris gekommen war. Bereits Anfang des Monats war es nach dem historischen 5:0-Sieg von Paris Saint-Germain gegen Inter Mailand im Champions-League-Finale zu Plünderungen, zerstörten Schaufenstern, brennenden Autos gekommen. Wie französische Medien unter Berufung auf Sicherheitskreise berichten, nahm die Polizei mehr als 500 Personen fest. Zwei Personen kamen bei der Randale landesweit zu Tode, ein Polizist lag zwischenzeitlich im Koma.

Auch bei NIUS: Plünderungen, brennende Autos, zwei Personen tot: PSG-Fans verwüsten Städte nach Champions-League-Sieg

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