
Patrick Sensburg war langjähriges Mitglied des Bundestages und ist nun Präsident des Reservistenverbandes. Als Bundeswehr- und Geheimdienst-Experte gibt er einen Einblick in den Zustand der Truppe. Und der 54-Jährige mahnt, dass der Luxus des Friedens zur Nachlässigkeit bei der Verteidigung führt.
Hier das ganze Interview im Video:
Wenn ein Gespräch die Bundeswehr thematisiert, bleibt der Blick aufs Positive immer schwierig. Diesen Umstand bestätigt auch Patrick Sensburg im Interview. Zwar sei die Ausbildung der Truppe gut – ein positiver Punkt –, aber „wenn ich eben die Panzer nicht vor Ort habe und vielleicht auch mal ein paar in Reserve, dann ist es schwierig.“ Gutes Personal braucht gutes Equipment für den Erfolg, sagt der Chef des Reservistenverbands und ergänzt: „Es ist zu wenig von allem da.“
Der CDU-Politiker Sensburg ist Jurist und Professor an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen in Köln
Dafür, dass man die Truppe jahrzehntelang vernachlässigt habe, findet der Experte eine Erklärung: „Ich glaube, dass wir uns – ich sage es mal ganz drastisch – sehr gut daran gewöhnt haben, was für ein Gewinn doch Frieden ist. Frieden schafft endlos Mehrwerte. Krieg zerstört alles. Wir haben das in Europa gelernt.“ Man müsse sich nur einmal an die Bilder nach dem zweiten Weltkrieg aus Dresden, Köln oder Berlin erinnern – die Zerstörung. „Jede Generation hatte bis zum Zweiten Weltkrieg in Deutschland einen Krieg“, sagt Sensburg. Wandel durch Handel war das Konzept Deutschlands.
Patrick Sensburg ist Professor an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in NRW.
Problem: Das Konzept habe sich nicht auf die ganze Welt ausgedehnt. Deshalb braucht es weiterhin „den Ansatz einer starken Armee, die Frieden sichert durch Abschreckung.“
Landet man mit Aufrüstung auf der ganzen Welt nicht in einer gefährlichen Spirale? Das Risiko besteht durchaus, gesteht Sensburg. Doch der Wettlauf der Aufrüstung habe im Kalten Krieg den Frieden gesichert. „Ich hätte es schöner gefunden, wenn wir eine absolute Abrüstung gehabt hätten – ohne Waffen.“ Das Geld hätte man aus Sicht des Hochschulprofessors viel besser in Bildung investieren können.
„Aber ohne Frieden ist alles nichts. Ohne Frieden wird gar nicht in ein Land investiert. Ohne Frieden – ohne die Möglichkeit, die staatliche Integrität zu gewährleisten – geht keiner in das Land und investiert da. Wir kennen viele Länder dieser Welt, die auf der Kippe stehen. Da geht ja keine Firma rein und investiert. Da baut keiner ein Rentensystem auf oder ein Gesundheitssystem.“
Das ganze Interview mit Patrick Sensburg können Sie hier ansehen.