
Angesichts des russisch-belarussischen Großmanövers „Sapad 2025“ und mehrerer Verletzungen des polnischen Luftraums durch Drohnen hat Warschau umfangreiche militärische Maßnahmen eingeleitet. Nach Angaben des polnischen Senders TVP wurden rund 40.000 Soldaten an die Grenze verlegt.
Der stellvertretende Verteidigungsminister Cezary Tomczyk betonte im Gespräch mit Polsat News, dass sich das Land intensiv auf die Übung vorbereite. „Polen bereitet sich seit vielen Monaten auf die Manöver ‚Sapad 2025‘ vor“, sagte er. Zudem hob er hervor: „Wir dürfen nicht vergessen, dass Sapad 2025 eine Offensivübung ist.“
Ministerpräsident Donald Tusk machte auf der Plattform X deutlich, dass er hinter dem Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum Absicht vermutet. „Wir würden uns auch wünschen, dass der Drohnenangriff auf Polen ein Versehen war. Aber das war er nicht. Und das wissen wir“, schrieb Tusk.
Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump die Möglichkeit ins Spiel gebracht, es könne sich um einen Irrtum Moskaus gehandelt haben. Die polnische Regierung wies diese Einschätzung umgehend zurück.
Auch die Europäische Union reagierte auf die Vorkommnisse. Bereits am Donnerstag seien die Botschafter Russlands und Belarus in Brüssel einbestellt worden, teilte ein EU-Beamter mit. „Wir haben unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass diese rücksichtslose Handlung eine ernsthafte Eskalation seitens Russlands darstellt“, hieß es.
Am Mittwoch drangen mehrere russische Drohnen in den polnischen Luftraum ein. Die weiteste schaffte es mehr als 265 Kilometer in polnisches Staatsgebiet. So schlugen einzelne Drohnen nicht nur im Grenzgebiet zur Ukraine und Weißrussland ein, sondern etwa auch südwestlich von Polens Hauptstadt Warschau in Mniszków. Eine einzelne Drohne flog gar viel weiter nördlich bis an die polnische Ostseeküste nahe Danzig.
Wie inzwischen bekannt wurde, waren auch deutsche Soldaten am Abfangen der Drohnen beteiligt, denn eine deutsche „Patriot“-Flugabwehrbatterie der Bundeswehr in Polen nahe der ukrainischen Grenze identifizierte mehrere der Drohnen. Sein Land hat inzwischen auch den Artikel-4-Fall des Nordatlantikvertrags der NATO ausgelöst. Dieser sieht verpflichtende Konsultationen des Bündnisses vor und gilt als schwächere Variante des Artikels 5, der im Fall eines Angriffs auf NATO-Gebiet die Beistandspflicht auslösen würde.