Polens neues Wirtschaftswunder

vor 3 Tagen

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Bildquelle: NiUS

Die wirtschaftliche Boom-Region Polens liegt im Umland von Poznan, dem früheren Posen. Überall Industrieanlagen, Lagerhallen und Bürogebäude – im Wachstumsland Polen ist Poznan einer der großen Player.Hier verbergen sich einige Hidden Champions, wie das Handelsblatt berichtet. Orte, deren Namen nur wenigen bekannt ist, die aber eine hohe wirtschaftliche Kraft aufweisen. Tarnowo Podgorne etwa ist so ein Ort. Die 20 Kilometer nordwestlich gelegene Gemeinde, die zur preußischen Zeit Schlehen hieß, hat 33.000 Einwohner und 7557 Betriebe. Auf vier Einwohner kommt also eine Firma.

Dazu zählen zwar, wie überall in Polen, viele Kleinstunternehmen, die oft nur aus steuerlichen Erwägungen gegründet wurden. Aber auch eine beträchtliche Zahl kleiner und mittlerer Unternehmen sowie mehrere Großfirmen sind dort ansässig, etwa die polnischen Niederlassungen des britischen Tabakkonzerns Imperial Tobacco und des Lebensmitteldiscounters Lidl, dem wichtigsten Steuerzahler im Ort.Insgesamt wird Tarnowo Podgorne in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 400 Millionen Zloty, etwa 96 Millionen Euro, an Steuern einnehmen. In Polen, wo nur fünf Prozent der Firmensteuern an die Standortgemeinde fließen, eine beträchtliche Summe. Den Wohlstand sieht man der Stadt an: Die Straßen sind in einwandfreien Zustand, am Ortsrand steht eine neue Sekundarschule, die vor zehn Jahren eröffnete Therme gegenüber ist die größte des Landkreises.

Ein Lidl in Poznan

Was sich in Tarnowo Podgorne im Kleinen abspielt, gilt in vieler Hinsicht für das Land als Ganzes. „Kein ehemals sozialistischer Staat hat die Transformation so gut gemeistert wie Polen“, erklärt Marcin Piatkowski. Der Wirtschaftsprofessor an der privaten Kozminski-Universität in Warschau forscht zur wirtschaftlichen Entwicklung Polens nach dem Systemwechsel und hat ein Buch über „Europas Wachstums-Champion“ geschrieben. „Polens Wirtschaftsleistung ist dreieinhalbmal so hoch wie vor 35 Jahren“, sagt er. Laut dem Internationalen Währungsfonds werde das Land bis Ende des Jahres Japan überflügeln. „Das ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte.“

Piatkowski nennt fünf Faktoren, die den erfolgreichen Strukturwandel begünstigt haben. Nach den Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe spricht er von der „Theorie der fünf E“: Neben der Mitgliedschaft in der EU sind das die gute Ausbildung (education) der Bevölkerung, eine solide Wirtschaftspolitik (elites), eine egalitäre Gesellschaft (egalitarian society) und Unternehmertum (Entrepreneurship).

Wirtschaftsprofessor Marcin Piatkowski

In Boom-Regionen wie Poznan gehört der Arbeitskräftemangel zu den größten Sorgen der Unternehmer. „Schon jetzt bringen unsere Firmenbusse Angestellte aus einer Entfernung von bis zu 70 Kilometern in den Betrieb“, sagt der DHL-Manager Mierzwicki. Bei einer Arbeitslosenquote von ein bis zwei Prozent kann man im Großraum Poznan von Vollbeschäftigung sprechen.Das Auswanderland Polen ist zunehmend auf Einwanderung angewiesen. Tatsächlich sind im vergangenen Jahr erstmals mehr Menschen aus Deutschland nach Polen gezogen als andersherum. Viele Polinnen und Polen, die einst auf der Suche nach besseren Verdienstmöglichkeiten ins Ausland gingen, kehren nun in die alte Heimat zurück.

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