
„Es ist sehr viel linke Politik in den letzten Jahrzehnten umgesetzt worden, entweder indirekt oder direkt in Koalitionen. Und die Leute brauchen aber eine vernünftige Basis, auf der sie stabil stehen können“, erklärt die Ex-Grüne Antje Hermenau bei „Schuler! Fragen, was ist“ und nimmt mit diesen Worten nicht nur ihre alte Partei in die Mangel, sondern kritisiert ebenfalls den Markenkern der CDU. Die Politikberaterin aus Leipzig fordert eine „konservative Kurskorrektur“ für einen Großteil des Parteienspektrums.
Die aktuelle Folge „Schuler! Fragen, was ist“ sehen Sie hier:
Wer stabil im Leben stehen wolle, der benötige eine konservative Basis. Doch vielen Parteien fehle inzwischen dieses Fundament. Da helfe es auch nicht, wenn die CDU ein bisschen „Recht und Ordnung“ im Wahlkampf plakatiere, „als ob sie der Meinung wäre, dass sie diesen Markenkern noch besäße“, sagt die 60-Jährige. „Den hat sie natürlich aufgegeben.“
Man hört immer wieder von dem Muster, dass Kinder konservativer Eltern rebellieren würden. Ist das ein Erklärungsmuster, dass die nächste Generation die konservativen Denkmuster der Älteren ablehnt? „Da ist sicherlich was dran“, sagt Hermenau. Das seien aber bei weitem nicht alle jungen Leute. „Wenn Sie sich angucken, wie die Altersgruppe der Leute unter 30 die AfD wählt, gibt es ja offensichtlich viele junge Leute, die etwas suchen, das konservativ ist.“
Antje Hermenau war 25 Jahre bei Bündnis 90/Die Grünen, bevor sie 2015 austrat.
Hermenau war fast 25 Jahre für die Grünen in der Bundes- und Landespolitik aktiv, trat 2015 aus der Partei aus. Über ihre alte Partei sagt sie: „Ich glaube, dass die Grünen einen gewissen Zeitgeist verkörpert haben, der auch noch bis vor fünf oder zehn Jahren relevant war und der aber langsam den Bach runtergeht. Weil die Realitäten so brutal anders geworden sind, dass man sich diesen Zeitgeist einfach nicht mehr leisten kann, weder geistig noch materiell.“
Zum einen gebe es die „idealistische Weltsicht, das andere ist auch der Erfahrungshorizont eines größeren Teils der Grünen“, erklärt die Sächsin. Der komme eben aus einem wohlhabenden Milieu, der es sich leisten könne, „mit teurem Solarstrom oder teurem Windstrom oder wie auch immer zu operieren. Oder die sich das leisten können, mehr Geld für die Lebensmittel zu bezahlen.“
In der grünen Politik steckt, so sieht es die Leipzigerin, eine Wohlstandsphilosophie. „Das Problem ist aber, dass die Realitäten den meisten Leuten bereits am 20. des Monats das Portemonnaie crashen. Die können sich teure Lösungen nicht leisten und sind dann zufrieden, wenn die Lösung billiger ist und nicht ganz hundertprozentig ökologisch oder piekfein.“
Ist es ein Trend, dass alle gegen rechts stehen? Hermenau glaubt nicht daran. Vielmehr ist „es Notwehr, weil sie alle Angst haben, dass sie abgewählt werden.“ Man müsse sich linksgrüne Milieus wie folgt vorstellen: Sie erzählen sich abends beim Rotwein gegenseitig, dass „lauter Usurpatoren, Diktatoren und sonstige Leute überall in Europa an die Macht kommen.“ Man habe dann sofort eine Vorstellung vom Weltuntergang. „Das ist natürlich Quatsch.“ Deshalb spreche Hermenau auch bewusst von einer „konservativen Korrektur und die muss auch sein.“
Das Volk sei laut Hermenau reformbereiter als die Regierung.
Linke und Grüne könnten auch Teil davon sein, stellt die Expertin klar. „Oder sie werden am Ende von der Bewegung herausgekehrt aus den Parlamenten. Das müssen die entscheiden. Die Frau Wagenknecht ist ja darauf eingegangen. Die hat mit dem BSW versucht, ein bisschen Themen-Sharing mit der AfD zu betreiben.“
Das ganze Interview mit Antje Hermenau können Sie hier anschauen.