Wieso machen die das, obwohl jeder weiß, dass es falsch ist?

vor 25 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Eine These: Eine „von Unternehmern geführte“ Marktwirtschaft und ein von Politikern/Parteien geführter Staat sind auf Dauer nicht miteinander vereinbar. Ludwig Erhard wusste das noch. Der Staat gab die Rahmenbedingungen vor und hielt sich ansonsten aus der Wirtschaft raus. Das Ergebnis war das Wirtschaftswunder. Heute werkeln Politiker in der Wirtschaft herum – mit verheerendem Ergebnis.

Kennzeichen der Marktwirtschaft ist der Wettbewerb um die Kunden. Wenn ein Unternehmer langfristig erfolgreich sein will, muss er seine potentiellen Kunden davon überzeugen, dass er bessere Produkte anbietet als andere. Was bedeutet langfristig erfolgreich? Der Unternehmer muss für sein Produkt tatsächliche Alleinstellungsmerkmale entwickeln, das Produkt muss zu einem Preis angeboten werden, der es dem angestrebten Kundensegment attraktiv erscheinen lässt. Dieser Preis muss eine ausreichende Marge beinhalten, sodass aus den Gewinnen in neue Produktgenerationen und Expansion investiert werden kann.

Ein erfolgreicher Unternehmer hat ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Er versteht, dass insbesondere je komplexer das Produkt, die Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter umso mehr von essenzieller Bedeutung sind. In diesem hochdynamischen, zumeist internationalen Umfeld, wird aussortiert, wer nicht mithalten kann. Dieses Umfeld sorgt automatisch für die nachhaltige und intelligente Nutzung jedweder Ressourcen, einschließlich des Kapitals. Der Unternehmer, der nicht beständig optimiert, verliert seine Wettbewerbsfähigkeit.

Politiker sind erfolgreich, wenn sie Macht haben und sich das von Dritten zwangsbezahlen lassen. Auch Politiker sind einem Wettbewerb ausgesetzt. Hierbei werden andere Qualifikationen als bei Unternehmern in Anspruch genommen: Intrige, Wortverdrehen, Schönreden, Netzwerken, Seilschaften bilden, unter Druck setzen, Kuhhandel. Sie müssen Mehrheiten organisieren und dabei auf die Ideologie Rücksicht nehmen – also meist zusammenphantasierten Vorstellungen über das, was die Welt zusammenhält, aber meist nur zum Einsturz bringt. Wer das nicht ausreichend beherrscht, wird aussortiert. Es geht in der Parteienpolitik nicht um die Schaffung von Mehrwert, sondern um den Ausbau der Macht.

Warum ist das so wichtig? Aufgrund der genannten Selektionsmechanismen ist Parteipolitikern die Komplexität von Wertschöpfung intellektuell nicht zugänglich. Ein einfaches Beispiel aus der Praxis. Ein deutscher Motorenhersteller hat Probleme mit seinem indischen Zylinderkopfzulieferer, es entsteht in der Gießerei zu viel Ausschussware. Der Vorschlag des Motorenherstellers ist die Automatisierung. Die sozialistische Arbeiterpartei protestiert, weil das Arbeitsstellenverlust bedeutet.

Was bedeutet „Automatisierung“?: 1. Minen, die Metall gewinnen. 2. Ingenieure, die Automaten designen. 3. Ingenieure, welche die Maschinen und Werkzeuge zur Herstellung von „Automaten“ designen. 4. Facharbeiter, welche die Automaten herstellen. 5. Zulieferer, welche wiederum den Herstellungsprozess unterstützen. 6. Logistikunternehmen, die Lagerkapitalbindung reduzieren. 7. Universitäten, welche die Ingenieure ausbilden. 8. Schulen, welche eine Ausbildung zum Ingenieur oder Facharbeiter ermöglichen, usw. 9. All diese Prozesse bedürfen preiswerter Energie, diese wiederum bedarf Innovationen, Ingenieure, Facharbeiter und Arbeiter für die Infrastruktur, Konkurrenz, welche sich gegenseitig darin beflügelt, bessere, produktivere „Automaten“ zu erzeugen, etc. … Wertschöpfung ist ein mehrdimensionales, sehr komplexes Universum.

Weil erfolgreiche Politiker um ihr kognitives, selektionsbedingtes Defizit wissen, ist es ihnen umso wichtiger, eine Art ideologisch fundierte Scheinwelt aufzubauen, welche ein Gegenentwurf zur Marktwirtschaft ist. Denn wie gezeigt, sind ihre intellektuellen Qualifikationen in der Regel nicht dazu geeignet, in der Marktwirtschaft zu bestehen. Es geht nicht darum, seinen vermeintlichen Kunden, den Wählern, einen Nutzen zu stiften. Es geht darum, diesen Störfaktor „Wahlergebnis“ so weit als möglich in seinen lästigen Auswirkungen zu reduzieren. Diese Scheinwelt ist ein künstliches Gebilde, in der Naturgesetze außer Kraft gesetzt werden, und je weiter dieses Gebilde ausgedehnt wird, desto mehr Ressourcen nimmt es in Anspruch.

Das bedeutet: Der nachwachsende Rohstoff, von dem sich die politische Klasse ernährt, also der Steuerzahler, muss geschröpft werden. Dieser Automatismus des zunehmenden Schröpfens stößt irgendwann auf passiven und dann auf aktiven Unmut und vielleicht auf Widerstand. Wenn sich dieser Widerstand organisiert, ist das Kind für die politische Klasse schon fast in den Brunnen gefallen. Um sich zu retten, muss mit jedwedem Mittel – und diese Mittel rekrutieren sich nun mal aus dem Pool der vorhandenen Eigenschaften, also Intrige, Wortverdrehen, Schönreden, Netzwerken, Seilschaften bilden, unter Druck setzen – die Macht ausgebaut werden, um die Macht zu bewahren.

Macht ausüben bedeutet zu kontrollieren, zu zwingen und zu bestrafen. Somit gleitet eine ursprünglich leistungsfähige, marktwirtschaftlich geprägte Gesellschaft per Automatismus hinüber in eine Art Faschismus, einer „Bündelung“ der Kräfte, von denen Friedrich Merz bereits gesprochen hat, die gekennzeichnet ist durch wenige, zumeist von Staatsgeld finanzierte Großunternehmen und der politischen Klasse, welche den vollkommenen Machtanspruch umzusetzen gedenkt, auch in und mit den Mitteln der Unternehmen. Die Macht bestimmt über das Leben und den Tod des nachwachsenden Rohstoffs, des Steuerbürgers.

Die Macht, Menschen in den sicheren Tod zu schicken, in den Krieg, und dann Beileidstelegramme versenden zu dürfen, ist ebenso historisch ein vielfach verfolgtes Ziel. Es kennzeichnet auch das eine Szenario des Untergangs der politischen Klasse, das andere Szenario ist die endgültige Zerstörung der Wirtschaft ohne Krieg. Das ist nicht komplex. Im großen Gegensatz zu Unternehmern, die stets – um wirtschaftlich zu überleben – die permanente Optimierung der Ressourcennutzung umsetzen. Im Gegensatz dazu dienen wirtschaftsbezogene Maßnahmen der politischen Klasse ausschließlich ihrem Ziel des Machterhalts bzw. des zwangsläufigen Machtausbaus.

Somit geht das politische System aus der Sicht derer, die wirtschaftlichen Mehrwert schaffen, verschwenderisch und sinnlos mit Ressourcen um, insbesondere mit Kapital. Aber nicht nur mit Kapital. Was tragen in Wirtschaftsfragen gut ausgebildete Wähler zum Machterhalt der etablierten Parteien bei? Richtig, nichts – im Gegenteil, je besser ausgebildet der nachwachsende Rohstoff in Geschichte und Wirtschaft ist, desto eher steigt die Unzufriedenheit mit der politischen Klasse. Die systematische Verlotterung des Bildungswesens dient der politischen Klasse, diese Verlotterung wird mit zielstrebiger Absicht forciert.

Wir werden nicht von Idioten regiert. Die erfolgreichen Politiker der CDU, CSU, SPD, Linke, FDP und Grünen sind höchst versierte Fachleute in ihrem Gebiet der Machtanhäufung und Ausbeutung des nachwachsenden Rohstoffs, des Steuerbürgers.

Waren Ihnen, geneigter Leser, diese Gedanken zu radikal? Vielleicht. Aber machen Sie sich doch die Mühe und prüfen einmal Maßnahmen, welche Ihnen wirtschaftlich fragwürdig erscheinen aus der geschilderten Sicht eines erfolgreichen Politikers. Vielleicht ergeben diese Maßnahmen, dem richtigen Ziel zugeordnet, plötzlich Sinn und Sie merken auf einmal: Es sind keine Idioten, die uns regieren.

Es ist vielmehr so, dass Sie, die Leser, andere Zielprioritäten haben, und mit der öffentlichen Formulierung dieser abweichenden Ziele zwangsläufig den Staat delegitimieren.

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