
Der Irrsinn wird normal in unserem Land – jetzt auch bei der Post. Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, ist zuständig für die Post. Diese Institution soll dafür sorgen, dass die Preise bezahlbar bleiben für Millionen Menschen, die Briefe und Postkarten schreiben.
Jetzt hat er auf X einen Tweet gepostet, der belegt, dass er bei der Post nicht wirklich ans Sparen denkt, im Gegenteil. Der Text heißt:
„Die Bundesnetzagentur hat heute der Post eine erhebliche Erhöhung des Portos für 2025/26 ermöglicht. Dabei hat sie vergangene Kosten- wie Effizienzsteigerungen der Vergangenheit berücksichtigt, bei der Inflationserwartung aber realistische Werte zu Grunde gelegt.“
Wie das aussieht, belegen die neuen, deutlich höheren Preise, die ab Januar 2025 gelten: Ein Standardbrief kostet dann 95 Cent statt bisher 85 Cent, die Tarife für Postkarten steigen um satte 35 Prozent von bisher 70 Cent auf 95 Cent.
Die Post ist in aller Munde – leider reden die Münder nicht gut. Nehmen wir die neue Preiserhöhung: Jahrzehntelang war die Postkarte der Brief des kleinen Mannes, wenn ich das so flapsig formulieren darf. Meine liebe Oma sagte gerne: „Ach, schreib doch ’ne Postkarte. Briefe sind so teuer.“ Man schrieb Postkarten aus allen Urlaubsgebieten. Die meisten Postkarten waren Fotos von der Hotelanlage, in der man wohnte. Dann kringelte man zum Beispiel den Balkon im dritten Stock mit dem Kugelschreiber ein und schrieb: „Da wohnen wir.“ Eine wichtige Information für die Oma, oder?
Heute befördert die Post noch rund 195 Millionen Postkarten im Jahr. 1954, als Deutschland Fußball-Weltmeister wurde, waren es noch 920 Millionen Stück. Aber da gab es noch kein Handy.
Postkarten haben in Deutschland eine lange Tradition.
Die Preiserhöhung bei Briefen und Postkarten ist nicht das einzige aktuelle Post-Problem. Seit dem vergangenen Jahr kommt die Post nicht mehr jeden Tag – muss sie auch nicht mehr. „Die tägliche Briefzustellung ist nicht mehr garantiert“, heißt es in schönstem Post-Deutsch. Bis dahin musste die Deutsche Post mindestens 80 Prozent der aufgegebenen Briefe (60 Millionen Briefe täglich) am nächsten Werktag zustellen, am zweiten Werktag muss der Wert bei 95 Prozent liegen. Die Erklärung, warum die Post so lange braucht für die Zustellung: die stark angestiegene Zahl der Beschwerden über die Zustellung – in einem Jahr rund 43.500 Beschwerden. Klartext: Weil sich so viele Menschen über die langsame Post beschweren, wird sie noch langsamer – offenbar, weil die Post die vielen Beschwerden abarbeiten muss. Und das dauert eben.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leser, dass Sie nicht zu oft zu Ihrer Post gehen müssen. Bei mir im Berliner Stadtteil Zehlendorf standen die Menschen schon bis zur Straße. Es gab kein Freibier oder sonst was umsonst. Die meisten hatten eine Benachrichtigung dabei, dass irgendwas nicht zugestellt werden konnte. Wenn ich etwas bestelle, frage ich inzwischen bei der Firma: Passt das in den Briefkasten? Wenn nicht, bestelle ich lieber nicht.
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