
Die Redaktion des „Spiegel“ residiert in einer Hamburger Straße mit dem hübschen Namen „Ericusspitze“. Das sogenannte Nachrichtenmagazin galt früher einmal als Speerspitze der Demokratie. Heute – mit Figuren wie Melanie Amann an der Redaktionsspitze – ist der Laden nur noch eine Speerspitze für Aktionismus gegen alles, was irgendwie „rechts“ sein könnte.
Mit seinem typischen Sound des überheblichen Zynismus geht der „Spiegel“ voran: „Alice Weidel versteht manches nicht“, höhnt das Magazin und deutet den Angriff auf die Pressefreiheit zum „Protest bei ARD-Sommerinterview“ um. Es folgt der Satz: „Die lautstarke Begleitung einer Aktivistengruppe wirkte“ – und man weiß gar nicht, worüber man da zuerst den Kopf schütteln soll.
Ansonsten verzichtet der „Spiegel“ gleich ganz auf einen Text und zeigt nur ein kurzes Video. Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.
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Den Ansatz versucht auch „Table Media“.
In seinem Polit-Newsletter „100 Headlines“ kommt der Skandal genau mit einer einzigen verschämten Alibi-Überschrift vor: „Demonstranten übertönen ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel“.
Im Text heißt es dann weiter: „Das ARD-‚Sommerinterview‘ mit AfD-Chefin Alice Weidel ist von einem lautstarken Protest begleitet worden.“ Ja, da steht tatsächlich „begleitet“.
Es ist schon erstaunlich, welche sprachlichen Verrenkungen man bei den klassischen Medien macht, um eine illegale und antidemokratische Aktion von militanten Linksaktivisten nicht als das zu benennen, was sie ist.
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Das führt auch die „Süddeutsche Zeitung“ vor.
„Protest bei Weidel-Interview“, lautet die Überschrift, und dagegen ist auch nichts zu sagen. Doch dann geht es weiter: Da ist dann plötzlich von „Demonstranten“ die Rede, die „versuchen“ (!), das Weidel-Gespräch zu „stören“.
So verharmlost eine der größten deutschen Zeitungen einen linken Angriff auf Grundrechte. Man fragt sich, ob das erfolgreiche Verprügeln einer Frau für die SZ auch nur eine „versuchte“ Körperverletzung wäre – und keine vollendete.
Die gesinnungsidentische „Zeit“ findet es passend, völlig auf die Darstellung irgendeines Gesprächsinhalts des Interviews mit Weidel zu verzichten. Stattdessen fragt sie den CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, wann die AfD denn nun eigentlich verboten wird.
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Wo man auch nachschaut, welche klassische Nachrichtenseite man auch anklickt: Nahezu überall schimmert durch jede Textritze das Bemühen, das Ungeheuerliche zu bagatellisieren.
„Weidel-Gespräch geht im Getöse unter“, überschreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ FAZ ihren Bericht – ganz so, als ob es sich um Donnergrollen während eines Gewitters gehandelt hätte und nicht um die gezielte Sabotage der Pressefreiheit.
Dann versteigt sich die FAZ zu der Aussage, die AfD sei „vermeintlich verfolgt“. Wieso allerdings nur „vermeintlich“, das bleibt ein exklusives FAZ-Geheimnis. Kein anderes Interview von keinem anderen Vertreter irgendeiner anderen Partei ist jemals so gestört worden.
Da kann von „vermeintlich“ beim besten Willen nicht die Rede sein.
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Das ZDF, Überraschung, mag ebenfalls weder die Brüder und Schwestern bei der ARD kritisieren – noch die Pöbler, die ein normales Interview des anderen großen ÖRR-Senders tatkräftig verhinderten.
Stattdessen flüchten sich die Mainzelmännchen in ein ungewohntes Lob für die Berliner Ordnungshüter: „Die Polizei hat die nicht angemeldete Aktion dann beendet.“
Das stimmt – und auch wieder nicht. Rechtzeitig NACH dem Ende des Interviews hörten die Störer mit der Beschallung auf. Das hätten sie aber sicher auch ganz ohne Eingriff der Ordnungshüter getan.
Eine halbe Wahrheit ist eben auch eine ganze Lüge.
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Die ARD selbst rechtfertigt sich: „Das war für uns so nicht absehbar.“
Das ist, mit Verlaub, glatt falsch. Schon das „Sommerinterview“ mit Friedrich Merz vor einer Woche zeigte, erstens, dass der Dachgarten als Gesprächsort völlig ungeeignet ist.
Und zweitens: Will die Sende-Anstalt mit einem Jahresetat von etwa sechs Milliarden Euro aus Zwangsgebühren ernsthaft behaupten, dass sie Proteste gegen irgendeinen Auftritt von Alice Weidel für „nicht absehbar“ hält?
Die ARD hat nun angekündigt, das Interview „intern auszuwerten“, und man hält es jetzt schon kaum aus vor Spannung. Was da wohl herauskommen mag? Man wolle aus der Sendung Schlüsse zu ziehen und in Zukunft Vorkehrungen treffen: „Ein ungestörter Ablauf der Interviews ist in unserem Interesse.“
Wenn es um die AfD geht, dann offenbar immer erst hinterher.