Privatinsolvenzen erreichen neuen Höchststand: Die Wirtschaftskrise trifft den Mittelstand

vor etwa 2 Monaten

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Die wirtschaftliche Krise wird zunehmend auch in der Gesellschaft greifbar. Im letzten Jahr wurden fast 100.000 Privatinsolvenzen verzeichnet. Unbezahlbare Mieten, hohe Energiepreise und die hartnäckige Inflation im Euroraum belasten die Bürger. Hinzu kommen niedrige Löhne und unzureichende Rentenzahlungen, die die Armutsentwicklung in Deutschland weiter vorantreiben.

Die wirtschaftliche Krise in Deutschland trifft zunehmend auch Privathaushalte und den Mittelstand. Die Zahl der privaten Insolvenzen ist im vergangenen Jahr merklich gestiegen. Laut der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Crif wurden insgesamt 99.991 Fälle registriert – ein Zuwachs von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders dramatisch ist die Situation für ältere Bürger: In der Altersgruppe ab 61 Jahren kletterte die Zahl der Insolvenzen um 10,1 Prozent. Die Ursachen sind vielfältig, doch häufig reichen die Einkommen, bzw. Rentenzahlungen nicht mehr aus, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken. Vor allem die weiterhin hohen Energiepreise und zunehmende Mietkosten belasten viele Haushalte zusätzlich und verschärfen die finanzielle Notlage.

Das mittlere Bruttojahreseinkommen (Medianeinkommen) in Deutschland beträgt rund 45.800 Euro, was etwa 3.817 Euro monatlich entspricht. Dies bedeutet, dass die Hälfte der Bevölkerung darunter und die andere Hälfte darüber liegt. Allerdings sind die regionalen Unterschiede enorm: Während in Hamburg der Medianverdienst bei 4.333 Euro brutto liegt, sind es in Mecklenburg-Vorpommern lediglich 3.292 Euro. Das durchschnittliche Nettogehalt pendelt sich somit – je nach Steuerklasse – grob zwischen 2.000 und 2.500 Euro ein.

Angesichts stetig steigender Lebenshaltungskosten stellt sich die Frage, wie viele Bürger mit diesen Beträgen noch über die Runden kommen sollen, zumal rund 10 Prozent der vollzeitbeschäftigten Frauen und 5 Prozent der Männer nicht einmal 2.000 Euro brutto monatlich verdienen. (Stand 2022).

Bei den Rentenzahlungen ergibt sich ein ähnlich kritisches Bild. Die durchschnittliche Altersrente in Deutschland beträgt gerade einmal 1.099 Euro pro Monat (Stand 2023). Männer erhalten durchschnittlich 1.346 Euro, Frauen hingegen nur 903 Euro – und auch diese ohnehin geringen Beträge unterliegen weiterhin Steuern und Abgaben. Sobald der steuerfreie Grundfreibetrag überschritten wird, fällt eine Besteuerung an. Im Jahr 2024 lag dieser bei 11.784 Euro jährlich, also weniger als 1.000 Euro monatlich.

Im europäischen Vergleich hinkt Deutschland in Sachen Rente weit hinterher. Das Rentenniveau beträgt hierzulande lediglich 48 Prozent des Durchschnittseinkommens – einer der niedrigsten Werte in Europa. Dadurch stehen viele Ruheständler vor erheblichen finanziellen Einbußen. Während das Rentenniveau in den 1970er-Jahren noch über 55 Prozent lag, begann ab den frühern 80ern ein fast durchgehender Rückgang. Diese Entwicklung ist bezeichnend für den wirtschaftlichen und sozialen Niedergang, den Deutschland insbesondere auch unter der Ära Merkel und der Ampelregierung erlebte.

Steigende Mieten entwickeln sich zunehmend zu einem ernsten Problem – insbesondere für jene, die ohnehin mit niedrigen Einkommen oder Rentenzahlungen auskommen müssen. In vielen deutschen Ballungsräumen sind die Mietpreise bereits auf einem hohen Niveau und ziehen weiter an. Allein im vierten Quartal 2024 stiegen die Neuvertragsmieten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum durchschnittlich um 4,7 Prozent. Besonders in den Metropolen spitzte sich die Lage im vergangenen Jahr drastisch zu. Berlin verzeichnete einen Mietpreisanstieg von 8,5 Prozent, Essen um 8,2 Prozent, Frankfurt um 8 Prozent. Auch in Leipzig (7,3 Prozent) und Düsseldorf (7,2 Prozent) setzte sich die Preisentwicklung ungebremst fort.

Die Hauptgründe: Ein knappes Wohnungsangebot bei gleichzeitig hoher Nachfrage. Ein zentraler Treiber der Wohnraumverknappung ist die starke Migration. Die Verantwortung dafür trägt in erster Linie bei der Politik, die es versäumt hat, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Das vollmundige Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu errichten, blieb eine reine Illusion. Stattdessen wurden 2022 lediglich 295.300 Wohnungen fertiggestellt, 2023 waren es mit 294.400 kaum mehr. Für 2024 liegen zwar noch keine endgültigen Zahlen vor, doch es deutet sich bereits an, dass das Bauvolumen sogar noch unter den ohnehin enttäuschenden Werten der Vorjahre liegen könnte.

Ein entscheidender Treiber für die steigende Zahl an Privatinsolvenzen ist zudem die anhaltende Inflation im Euroraum. Neben der umstrittenen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) spielen insbesondere die enormen Energiekosten eine zentrale Rolle für die hartnäckige Teuerung.

Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Belastungen, darunter die hartnäckige Inflation, die wachsenden finanziellen Belastungen durch die CO2-Bepreisung sowie die ungebremst steigenden Mieten, ist eine weitere Zunahme der Privatinsolvenzen absehbar. Crif prognostiziert, dass im laufenden Jahr erstmals die Marke von 100.000 Privatinsolvenzen überschritten werden könnte.

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