
Der ARD-Radiosender COSMO, der vor allem Migranten ansprechen will, hat kaum Hörer, kostet aber viel Geld, was ihn für die Streichliste der Sendergruppe qualifizierte. Andererseits trommelt er zuverlässig für linke Identitätspolitik. Nun setzen sich wenige Promis und viele No-Names für den Erhalt von COSMO ein.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sparen. Zwar beträgt ihr Etat inzwischen über 10 Milliarden Euro (wovon auf die neun ARD-Anstalten 7,250 Milliarden Euro, auf das ZDF 2,501 Milliarden und das Deutschlandradio 276 Millionen Euro entfallen), doch entfallen allein auf die Alters- und Ruhegelder ihrer ehemaligen Bediensteten 7 Prozent des Budgets. Auch die üppigen Intendanten-Gehälter von durchschnittlich 350.000 Euro jährlich pro Person gehen ins Geld: Etwa 3,85 Millionen Euro lassen wir uns Tom Buhrow, Kai Gniffke & Co. kosten.
Sie alle sind von der 2024 vereinbarten Rundfunkreform nicht betroffen, dafür wohl 17 der 70 (!) Radiosender. Auf der Liste potenzieller Streichkandidaten steht COSMO, ein „interkultureller Radiosender“, der „queere und migrantische“ Themenfelder beackert, und dies auf äußerst skurrile Weise, wie wir noch sehen werden. Um schon einmal zu teasern: Straßennamen etwa seien der Nährboden für rassistische Gewalt, deswegen müssten Straßen umbenannt werden. „Du kannst gut Mathe“ zu „Asiatisch Gelesenen“ zu sagen, sei Rassismus. Und wenn eine Sommerrolle mit Avocado, Paprika und Räuchertofu gefüllt ist, ist das ein Fall von kultureller Aneignung.
„Du kannst gut Mathe" verletzt Asiaten und riecht nach Rassismus.
So etwas will natürlich kaum jemand hören, der Marktanteil von COSMO liegt bei gerade mal 0,2 Prozent. Was wohl auch der Grund sein dürfte, warum es dem Sender an den Kragen gehen könnte. Wie bizarr die Inhalte sind, weiß jeder, der den Sender schon einmal gehört hat oder auch nur mit den digitalen Inhalten auf sozialen Netzwerken wie Instagram, YouTube, Facebook oder TikTok konfrontiert wurde. Neben „Monitor“ und der im Unterleibsbereich gründelnden „Mädelsabende“ ist COSMO eine der härtesten Propagandaschleudern linker Ideologen beim WDR. Der Sender ist es nämlich, der mit Radio Bremen in Zusammenarbeit mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) COSMO produziert.
Das Aus des Senders wird nur von wenigen befürchtet, das aber lautstark. Um COSMO zu retten, hätten „fast 300 prominente Namen aus Kunst, Kultur und Politik“ eine Petition unterschrieben, wird vermeldet. „Cosmo ist ARD-weit das einzige Radioprojekt, das konsequent mehrsprachig arbeitet, migrantische und queere Perspektiven redaktionell verankert hat“, schreiben die Macher der Petition „Vielfalt braucht eine Stimme: Save COSMO Radio!“ (Initiative #saveCOSMOradio).
Die Liste der Erstunterzeichner liest sich wie erwartet: Claudia Roth ist dabei, Luisa Neubauer, Margarete Stokowski, Sven Lehmann, Georg Restle, Sibel Schick, Hengameh Yaghoobifarah und Daniel Bax, Alfonso Pantisano – das ganze grün-linke Milieu ist versammelt. Der Großteil der „Prominenten“ ist allerdings nicht einmal ausgesprochen kulturaffinen Zeitgenossen ein Begriff. Wann etwa hat man je von Krisina Schippling, Asmir Šabić oder Chiara Sambuchi gehört? Und wer würde sie als beruflich oder gesellschaftlich weithin bekannt, gar berühmt einschätzen?
Für COSMO treten zu wenig Männer im Frauensport an.
Egal, um COSMO zu retten, wird jeder genommen – auch Semiya Şimşek, deren Prominenz sich daraus ableitet, dass sie die Tochter des NSU-Opfers Enver Şimşek ist. Hinzu kommt noch eine ganze Reihe von einschlägigen Organisationen: von „Arsch huh e.V.“, „Herkesin Meydanı – Platz für alle“ und „MafiaNeinDanke – Berlin“ über die unvermeidlichen „Neuen deutsche Medienmacher*innen e.V.“ und die „DIDF Föderation demokratischer Arbeitervereine“ bis zum „Verein türkischer Dönerhersteller in Europa ATDID.“ Mahlzeit!
„COSMO bringt zusammen, was Deutschland heute ausmacht; macht hörbar, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt in einem Einwanderungsland wirklich klingt; und schafft damit Raum für ein echtes Wir“, heißt es in der Petition. Aber wie dienlich ist es dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn COSMO sich freut, dass das Land Nordrhein-Westfalen Petz-Portale, euphemistisch „Meldestellen“ genannt, einrichtet? Oder moniert, dass der Buchhandel in Deutschland früher von „weißen Autor:innen“ geprägt war?
Hurra, es gibt neue Petz-Portale! Nachbarn verpfeifen stößt „gesellschaftliche und politische Veränderungen“ an.
Angeblich steht COSMO „wie kein anderes [Radio] für das Zusammenleben in kultureller Diversität“, wirft aber Menschen, die einen Kakao mit Schuss „Lumumba“ nennen, Rassismus vor. Ob es einen solchen Sender in der ARD wirklich braucht, wo doch schon alle anderen linke Lieblingsthemen wie Alltagsrassismus, Transfeindlichkeit und die Wiederkehr des Nationalsozialismus jeden Tag rauf und runter beten? Und der die Verrücktheiten von „Woko haram“ auf die Spitze treibt, also die Spaltung kultiviert statt des Zusammenlebens?
Ein Heißgetränk mit Rassismus-Hintergrund: Lumumba.
Weiter heißt es in der Petition: „COSMO gerade jetzt in Frage zu stellen, ist ein gefährlicher Fehler. In einer Zeit, in der rechtsextremistische Hetze, Ausgrenzung und demokratiefeindliche Tendenzen zunehmen, wäre das Ende dieses Programms nicht nur ein kultureller Verlust, sondern ein politisches Signal – gegen Sichtbarkeit, gegen Teilhabe, gegen Vielfalt“ – als wäre mangelnde Sichtbarkeit ein wirkliches Problem von Migranten in Deutschland. COSMO sendet übrigens tagsüber auf Deutsch, abends werden Einschaltsendungen in den Muttersprachen der neun größten Zuwanderergruppen in Deutschland angeboten: türkisch, bosnisch, italienisch, russisch, polnisch, arabisch, kurdisch, griechisch, spanisch und natürlich arabisch, wobei man Anfang Juli 2016 in die arabischsprachige Sendung „Al-Saut Al Arabi – Die arabische Stimme“ das Refugee Radio integrierte.
Wie viele Mitarbeiter des aus über 20 Nationen zusammengesetzten Teams (oder Künstler, deren Musik dort gespielt wird) die Petition gegen das COSMO-Aus unterschrieben haben, harrt noch der Recherche. Sie wären nicht die einzigen dort, die von Steuergeldern bzw. Gebühren leben und ein vitales Eigeninteresse am Erhalt des Senders haben.
Doch geht es nicht allein um ethnische Vielfalt bei COSMO. Auch „queere“ Themen werden lang und breit behandelt, was insbesondere potenzielle Hörer aus der islamischen Welt eher abschrecken dürfte. Dass Männer als „trans*Sportlerinnen“ bei Frauenwettbewerben antreten, ist COSMO ein Herzensanliegen, weshalb der Sender den algerischen Boxer Imane Khelif, der Frauen aus dem Ring prügelte, dort als positives Beispiel verkauft. Jetzt muss man sich in der Redaktion überlegen, wie man mit der Tatsache umgeht, dass inzwischen selbst das Oberste Gericht in Großbritannien festgestellt hat: Transfrauen sind eben keine Frauen und dürfen sich nicht in geschützte Bereiche einschleichen.
Imane Khelif einen Leistungsvorteil zu unterstellen, ist „unethisch“.
Mit der Biologie hat man es bei COSMO in Köln, Bremen und Berlin allerdings nicht so. Der Sender überraschte die Weltöffentlichkeit schon mit dieser sensationellen Nachricht: „Nicht alle Frauen menstruieren. Und nicht alle Menschen, die menstruieren, sind Frauen. Auch Trans*Männer und nicht binäre Personen können ihre Periode haben.“ Gynäkologische Praxen sollten sich besser BVU-Praxis nennen – also eine Praxis für Menschen mit Brüsten, Vulva und Uterus. Soweit bekannt, hat sich dieser durchaus originelle Vorschlag bis heute nicht durchgesetzt.
Kontrafaktische Aussage: „Nicht alle Menschen, die menstruieren, sind Frauen.“
Bei solchen Beiträgen wünscht man sich den „Sound der Welt“, also die Musik, die bei COSMO gespielt wird, geradezu herbei, wie auch immer die sein mag. Gegen Weltmusik oder Global Pop ist ja erst einmal gar nichts zu sagen. Hauptsache, keine Politik: Aus sämtlichen Beiträgen des Senders quillt der Abscheu vor allem, was dem grün-linken Establishment zuwider ist. Zum „Rechtsruck in Europa“ befragt man nach alter ÖRR-Tradition eine Rechtsextremismus-Expertin, die zufällig SPD-Politikerin ist. Ein 9-Slide langer Instagram Beitrag stellt den Nahostkonflikt wie die Pressestelle der Hamas dar. Zuher Jazmati, Moderator des Black-Brown-Queer Podcasts, postet nach dem Mordanschlag auf Donald Trump ein Bild mit dem Slogan „Make Fascists afraid again“. Und so weiter und so fort. Wo die Tagesschau mitunter noch bemüht ist, Seriosität vorzutäuschen, fängt COSMO gerade erst an mit der Agitprop.
Möchte „Faschisten“ Angst einjagen: COSMO-Moderator Zuher Jazmati.
Bei der ARD-Intendantenkonferenz am 24. und 25. Juni soll entschieden werden, ob COSMO nach 27 quälenden Jahren der Stecker gezogen wird. Dass bis auf ein paar Liebhaber von Weltmusik und vor allem linksradikale Hardcore-Aktivisten die Menschen im Land bestens auf den Sender verzichten können, wird nicht das Argument sein – nur die Kosten. Allerdings könnte der mediale Wind um die „Promi“-Petition genug Druck aufbauen, um die Intendanten noch einmal ins Grübeln zu bringen. Gerade jetzt, in diesen Zeiten der „rechtsextremistischen Hetze“ und der „Demokratiefeindlichkeit“, ein Propagandawerkzeug einzumotten, und sei es auch nur ein Nischenprodukt – das röche im Milieu der Zeichensetzer nach Niederlage. Und die Versuchung, „rechte“ Beitragszahler noch für linksradikale Dauerbeschallung zahlen zu lassen, selbst wenn sie diese gar nicht wahrnehmen, die ist gewiss auch noch da.
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