Erst provozieren, dann lamentieren: Linke Opfermentalität

vor etwa 18 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Auf dem evangelischen Kirchentag hatte die Journalistin und Autorin Eva Menasse abschätzig getönt: Man könne nicht immerzu die „alten RAF-Geschichten“ hervorholen, um Antisemitismus als Teil linker Weltanschauungen darzustellen. Mehr noch. Sie insinuierte, linker Antisemitismus sei letztlich im Sinne der Regierung Netanjahus. Denn wenn Israelkritik, in deren Gewand linker Antisemitismus bekannterweise gern daherkommt, pauschal als antisemitisch diskreditiert ist, kann sich die israelische Regierung in einen Opferhabitus zurückziehen.

Selbst gegen Israel gerichteter Hass soll also letztlich vor allem den Israelis nützen. Zynischer geht es kaum.

Nun ist allerdings Opferhabitus eher eine Spezialität der Linken, nicht Israels: Gerade wehrt sich das kleine Land am Mittelmeer im Zuge der Operation „Am k’lavi“, das heißt „ein Volk [das sich erhebt] wie ein Löwe“ gegen den Iran. Opfermentalität sieht anders aus. Wieder einmal legen israelische Soldaten Terroristen und deren Helfershelfern das Handwerk.

Und sie machen letztlich den Planeten ein Stückchen sicherer für alle: Denn dass der Iran irgendwelche moralischen Skrupel zeigen könnte, wenn es um den Einsatz von Atomwaffen geht, ist nicht anzunehmen – ein Staat, der seine eigenen Bürger reihenweise einsperren, foltern und hinrichten lässt, und der Terrormilizen unterstützt, die in sadistischer Manier mordend über Zivilisten herfallen.

Wenn Israel Fakten schafft, wird diese Drohkulisse freilich sofort vergessen, und das Land vorhersehbarerweise der Eskalation bezichtigt – als ob diese nicht schon längst eingetreten sei.

Während es also Israel nicht so recht gelingen will oder kann, den von Menasse formulierten Opferstatus für sich zu beanspruchen, inszenieren sich derweil linke Antisemiten – als Opfer.

Thunberg erklärte Reportern, sie sei „nicht gut behandelt worden“. Auf Nachfrage, was konkret ihr widerfahren sei, fällt ihr lediglich ein, dass sie sich nicht habe verabschieden dürfen. Als ihr klar wird, dass das nicht besonders unmenschlich oder grausam klingt, versucht sie es mit der Floskel „dehumanizing“ – „entmenschlichend“ bzw. inhuman – und schwenkt schnell um, ihr Leid sei nicht vergleichbar mit dem, was Palästinenser zu erdulden hätten: eindeutig gut geschult in Pressekommunikation, aber dennoch erkennbar dünn. Ganz offensichtlich hat ihr kein einziger Israeli Anlass dazu gegeben, sich beklagen zu können.

Versuchen kann man es aber trotzdem: Die kurdischstämmige deutsche Aktivistin Yasemin Acar, die ebenfalls zur Crew der „Madleen“ gehört hatte, schrie in ihren Statements wild-emotional herum, das strategische Gegenstück zur betont ruhig-sympathischen Greta. Man könne sie zwar mit einer hundertjährigen Einreisesperre belegen, aber Israel werde nicht so lang existieren, dass sie nicht wieder „das Angesicht Palästinas sehen“ würde. So schnell demaskieren sich die Aktivisten. Das Existenzrecht Israels wird nicht nur geleugnet, sondern seine Auslöschung vorhergesagt.

Acar hatte sich geweigert, die Gräueltaten der Hamas am 7. Oktober 2023 zu verurteilen. Und als der Iran Israel im Oktober 2024 mit massivem Raketenbeschuss attackierte, ließ sie sich dabei filmen, wie sie den Angriff tanzend und jubelnd feierte.

Nun nutzte sie die durch die „Freedom Flotilla“ generierte mediale Aufmerksamkeit, um vor der Weltöffentlichkeit ihren Hass hinauszuposaunen:

Dass die israelischen Soldaten die Provokation an sich abperlen ließen, und die Festgesetzten noch medienwirksam mit Wasser und Sandwiches versorgten, anstatt sich als jene Monster zu erweisen, die Linksextremisten gern in ihnen sehen würden, hielt Acar nicht davon ab, lautstark, larmoyant und aggressiv das Verhalten Israels gegenüber den Aktivisten zu skandalisieren.

Opfermentalität pur, die nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass hinter diesem Gebaren einerseits ein irrationaler, fanatischer Hass steckt, andererseits aber auch eine handfeste Strategie: Neben Thunberg und Acar war unter anderem auch eine französische Linkspolitikerin mit an Bord. Muslime sind die neue „unterdrückte Klasse“, die Klientel, die es zu gewinnen gilt. Der in der islamischen Welt hoffähige und völlig unkritisch ausgelebte Antisemitismus dient hier als bequemer Anknüpfungspunkt. In Kombination mit der Pflege von Ressentiments gegen die nichtmuslimische europäische Mehrheitsbevölkerung und mit der Befeuerung des Gefühls, herabgesetzt und diskriminiert zu werden, bietet sich hier die Gelegenheit, ein gewichtiges Wählerpotenzial zu erschließen und zu binden.

In gewisser Weise kehren die Linken damit lediglich zu ihren Wurzeln zurück: Mit Judenhass verknüpfter Antikapitalismus liegt bereits in den Anfängen des Sozialismus begründet; und die Allianz zwischen Linksextremisten und Islamisten, die den Terror der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts geprägt hat, ist keinesfalls eine „alte Geschichte“.

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