Prozess gegen syrischen Dreifach-Mörder von Solingen: Gutachter nennt Täter „empathielos, radikal, von Gewalt fasziniert“

vor 2 Tagen

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Bildquelle: NiUS

In Düsseldorf geht der Prozess gegen den Dreifach-Mörder von Solingen zu Ende. Der 27-jährige syrische Flüchtling Issa Al Hasan hat gestanden, am 23. August 2024 vor einer der Bühnen beim „Festival der Vielfalt“ drei Menschen mit einem Messer getötet zu haben. Zehn weitere wurden von ihm zum Teil lebensgefährlich verletzt. Ein Gutachter nannte den Täter diese Woche „empathielos, radikal, von Gewalt fasziniert“. Der Syrer hätte schon 2023 nach Bulgarien abgeschoben werden sollen. Vor dem Oberlandesgericht wurden erschütternde Details zu den Morden bekannt, über die die FAZ berichtet.

Das Tondokument, das der Vorsitzende Richter Winfried van der Grinten vorspielen lässt, ist ein Notruf, der um 21:30 Uhr bei der Polizei einging. Panische Schreie sind im Hintergrund zu hören. „Hilfe, die verbluten am Hals“, ruft jemand. Sekunden später schnappt sich eine Sanitäterin das Telefon, berichtet von bereits sechs schwer Verletzten. „Du musst noch fester draufdrücken“, ruft sie einem anderen Helfer verzweifelt zu. „Weiter, weiter, weiter!“ Auf der Anklagebank hinter der Glasscheibe hört sich Issa Al Hasan die Aufnahme ohne erkennbare Regung an.

Der Angeklagte im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts. Dem Syrer Issa Al Hasan (27) wird dreifacher Mord, zehnfacher Mordversuch und Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung vorgeworfen.

Der Mordfall Al Hasan geht vor Gericht dem Ende entgegen. Diese Woche sagte der psychiatrische Sachverständige Johannes Fuß als letzter Zeuge in dem Verfahren aus. Sein Gutachten soll dem Senat Hinweise geben, ob bei Issa Al Hasan möglicherweise eine Einschränkung der Schuldfähigkeit vorliegt. Am Ende seines Gutachtens attestiert er dem Syrer „volle Schuldfähigkeit und eine hohe Rückfallgefahr“.

Seit 2019 befasste sich der Syrer Al Hasan nach Erkenntnissen der Ermittler mit der Ideologie des Salafismus und lehnte die freiheitliche westliche Lebensweise ab. In Chats, Fotos und Videos präsentierte er sich als überzeugter IS-Anhänger, der die dschihadistische Weltanschauung tief verinnerlicht hat. Er wollte einen „Anschlag auf Ungläubige“ begehen. Die Messerattacke von Solingen war der erste Anschlag in Deutschland seit dem Weihnachtsmarktattentat in Berlin 2016, zu dem sich der „Islamische Staat“ bekannte.

Der Screenshot aus einem Video soll Issa al Hasan zeigen, der vermummt und mit einem Messer in der Hand auf Arabisch einen Treueschwur auf die Terrororganisation Islamischer Staat leistet.

Wenige Stunden vor dem Anschlag zeichnete die Überwachungskamera eines Billigshops auf, wie Al Hasan für 29,99 Euro einen Messerblock kaufte. Aus diesem Block stammt die Tatwaffe, ein Tranchiermesser mit einer 15 Zentimeter langen Klinge. Gegen 21 Uhr machte sich Al Hasan auf den kurzen Fußweg von seiner Flüchtlingsunterkunft zum Stadtfest und drehte dabei ein Handyvideo. Um 21:33 Uhr begann er unter „Allahu akbar“-Rufen mit seiner insgesamt nur eine Minute dauernden Messerattacke.

Es war ein grausames Massaker. In wenigen Sekunden griff er zwei 56 und 67 Jahre alte Männer und eine 56 Jahre alte Frau an und stach ihnen von hinten in den Hals – so heftig, dass sie an Ort und Stelle verbluteten. Der Ehemann der ermordeten Frau schilderte vor Gericht, was in den letzten Sekunden vor ihrem Tod geschah: „Sie konnte nicht reden und zeigte immer wieder auf den Halsausschnitt von ihrem Pullover.“ Er habe ihren Kopf zwischen seine Beine gelegt und versucht, die Blutungen zu stoppen, doch ihre Augen seien zugegangen. „Dann wusste ich, das war es jetzt.“ Der Mörder Al Hassan konnte unerkannt entkommen. Erst mehr als 24 Stunden später wurde er an einer Kreuzung gefasst.

Nach der Vorstellung des psychiatrischen Gutachtens Anfang dieser Woche erteilte Richter van der Grinten den Hinweis, dass zusätzlich zur Haftstrafe die Anordnung der anschließenden Sicherungsverwahrung in Betracht komme.

Mit einem Urteil ist in der kommenden Woche zu rechnen.

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