Sumy, Charkiv, Chernigov: Putin will drei weitere Städte

vor 23 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Russlands Präsident Wladimir Putin hat in einem Treffen am 20. Mai mit Vertretern der Region Kursk den Anspruch auf die ukrainische Stadt Sumy und möglicherweise die gesamte gleichnamige Region untermauert. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Institute for the Study of War (ISW) hervor. Der Vorstoß wird als Teil einer Strategie gewertet, weitere ukrainische Gebiete zu annektieren – möglicherweise auch durch künftige Verhandlungen.

Außerdem soll der Kreml die Besetzung von Kharkiv und Chernigov (im Norden Kiews) planen – erst mit der Besetzung dieser Städte soll eine ausreichend große Pufferzone geschaffen sein, um russisches Staatsgebiet „umfassend schützen zu können“.

Die Stadt Sumy, nur 25 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, hat für Moskau eine hohe strategische Bedeutung. Eine von Russland kontrollierte Pufferzone rund um die Stadt würde es der Ukraine erheblich erschweren, Artillerie- oder Drohnenangriffe auf russisches Territorium durchzuführen.

Beim Treffen mit Putin schlug der Verwaltungschef des Grenzraions Gluschkowo, Pawel Solotarew, offen vor, eine solche Zone innerhalb der Ukraine zu schaffen. Auf Putins Nachfrage, wie tief diese Zone reichen solle, antwortete Solotarew: „Mindestens bis Sumy“ – und deutete an, dass Russland darüber hinaus expandieren solle. Auch der amtierende Gouverneur der Region Kursk, Alexander Chinschtein, sprach sich auf Telegram für den Vorstoß aus. Er begründete das mit familiären Wurzeln in Sumy: „Dieses Land ist nicht fremd für uns.“

Das ISW wertet das Treffen als gezielte Inszenierung, um Putin als aktiven und entschlossenen Kriegsherrscher darzustellen – und von militärischen Misserfolgen abzulenken. Auch bei den Verhandlungen mit der Ukraine am 16. Mai in Istanbul habe die russische Seite gedroht, das gesamte Gebiet Sumy zu erobern.

Ob Russland aktuell die militärischen Kapazitäten besitzt, um Sumy tatsächlich einzunehmen, wird jedoch bezweifelt. Die Stadt zählte vor dem Krieg etwa 256.000 Einwohner – eine Größe, die russische Truppen seit Beginn der Invasion 2022 nicht erfolgreich einnehmen konnten. Selbst die deutlich kleinere Stadt Lyssytschansk fiel erst nach monatelangen Kämpfen.

Der ukrainische Analyst Kostjantyn Maschowez berichtet, dass in Richtung Sumy derzeit unter anderem die 18. und 72. motorisierte Schützendivision sowie die 83. Luftlande-Brigade aktiv seien. Zusätzlich sollen bis zu fünf mobilisierte Regimenter vor Ort sein. Dennoch hält das ISW diese Kräfte für unzureichend für einen großangelegten Angriff.

Auch aus ukrainischer Sicht erscheint ein Angriff auf Sumy derzeit unwahrscheinlich. Immer wieder äußerten Regierungsvertreter, ein solcher Vorstoß wäre für Russland mit erheblichen Verlusten verbunden und würde sich in die Länge ziehen.

Allerdings: Bereits im April hatte der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrsky erklärt, dass Russland eine neue Offensive in den Regionen Sumy und Charkiw eingeleitet habe. Ziel sei die Einrichtung einer Pufferzone entlang der Nordgrenze, die sich auch auf die Gebiete Tschernihiw erstrecken könnte.

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