
Es gibt Momente, da möchte man sich als Journalist einfach zurücklehnen und sagen: Wir haben es Euch doch gesagt. Schon im Sommer 2023, als die gesamte deutsche Medienlandschaft im Gleichschritt den Feldzug gegen Till Lindemann führte, hatte Tichys Einblick Fragen gestellt. Fragen, die jeder seriöse Journalist hätte stellen müssen. Fragen nach den Millionen aus der Spendensammlung für angebliche „Opfer“. Fragen nach Transparenz, nach Verantwortlichkeit, nach Geldflüssen. Doch während „die Qualitätsmedien“ sich in Hysterie ergingen, wählte man lieber die Hetzjagd gegen eine Rockband als die Mühe der Recherche.
TE hat damals nachgehakt – und den Finger in die Wunde gelegt. Das Ergebnis? Totenstille. Kein Spiegel, keine Süddeutsche, ARD und ZDF sowieso nicht. Aber auch keine konservativen oder „neuen“ Medien berichteten. Keiner wollte hören, was nicht in die große Erzählung passte. Keiner wollte aus der Reihe tanzen.
Als im Herbst 2023 die Ermittlungen gegen Lindemann eingestellt wurden, begann plötzlich eine merkwürdige Drehung. Dieselben Medien, die monatelang Jagd auf den Sänger gemacht hatten, fingen an zu flüstern: Ja, wo ist eigentlich das Geld? Selbst die Welt und die Berliner Zeitung trauten sich einen vorsichtigen Satz. Doch statt endlich den Skandal ernsthaft zu beleuchten, verschwand das Thema wieder in der Schublade. Man hätte bei Tichys Einblick nachlesen können, wie tief der Kaninchenbau reicht. Aber das hätte bedeutet, TE zu zitieren. Und genau das ist tabu im deutschen Medienbetrieb.
Im April 2024 meldete sich dann die Amadeu Antonio Stiftung selbst zu Wort. Man habe, so verkündete sie stolz, einen neuen Fonds gegründet: Tilda. Mit großen Worten wurde erklärt, wie die Spendengelder nun „nachhaltig“ eingesetzt würden, um „Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt“ zu unterstützen. Klingt nobel, klingt sauber. Doch wer hinschaut, erkennt schnell die Sprache der Ausgrenzung: Unterstützt werden nicht etwa alle Opfer, sondern vor allem FLINTA-Personen – das ideologische Kürzel für Frauen, Lesben, inter, nicht-binär, trans und agender. Männer? Jungen? Fehlanzeige.
Die Gelder wanderten also in eine neue Konstruktion, betreut von einer gUG namens stattBlumen, gegründet von vier Feministinnen, eigens, um diesen Fonds zu managen. Man kann das auch einfacher sagen: Aus einer spontanen Spendensammlung für Rammstein-„Opfer“ wurde ein ideologisch aufgeladener Dauerapparat finanziert. Und Jasmina Kuhnke, die in der ursprünglichen Planung, bevor sie in der TE-Recherche ins Rampenlicht gestellt wurde, noch als Hauptnutznießerin designiert war, wurde letztlich mit einem Trinkgeld von 50.000 Euro abgespeist.
Dass Spendengelder in undurchsichtigen Strukturen verschwinden, ist kein Novum. Es ist die Norm. Jeder, der schon einmal in die Untiefen deutscher NGO- und Stiftungsfinanzierung geblickt hat, weiß, wie geschickt Gelder verschoben, Fonds umbenannt, Konstruktionen gegründet werden. Alles „gemeinnützig“, versteht sich. Und doch am Ende hochpolitisch.
Das eigentliche Problem ist: Die Medien wissen das. Sie wissen es seit Jahrzehnten. Aber sie schweigen, wenn es unbequem ist.
Und siehe da: Im Frühjahr 2025, also fast zwei Jahre nach der TE-Recherche, beginnen plötzlich einzelne Medien, das Thema wieder aufzuwärmen. Vereinzelt wird gefragt: Was ist eigentlich aus dem Geld geworden?
Die Fakten, die nun wiedergekäut werden, sind jedoch größtenteils dieselben, die hier schon 2023 veröffentlicht wurden. Kein Erkenntnisgewinn. Kein Zitat. Stattdessen die Attitüde: Wir haben es selbst herausgefunden. Denn im deutschen Journalismus gilt bis heute: Lieber den Schein wahren, als sich mit denjenigen gemein machen, die den Mut haben, den Skandal zuerst ans Licht zu ziehen.
Währenddessen bleibt das eigentliche Thema – die Opfer, die angeblich unterstützt werden sollten – im Dunkeln. Wem wurde tatsächlich geholfen? Wer hat real Geld bekommen? Wer wurde im Stich gelassen? Schweigen.
Die Amadeu Antonio Stiftung badet sich in PR-Sprechblasen, die Medien klatschen verhalten, und die eigentlichen Fragen gehen unter. So verschiebt man bald eine Million, so verschwindet Vertrauen. Und so bleibt ein System am Leben, das mit Gemeinnützigkeit prahlt und in Wahrheit Ideologie finanziert und in dubiose Kanäle sickern.
Dieser Fall ist mehr als nur ein Skandal um Spendengelder. Er ist ein Lehrstück über die Degeneration des deutschen Journalismus. Ein Journalismus, der lieber Teil des Kartells ist, als Teil der Wahrheit.
Dass die TE-Recherche totgeschwiegen wurde, dass Fragen bewusst ignoriert wurden, und dass man heute dieselben Fragen unter eigenem Banner wiederkäut – das ist kein Zufall, sondern die logische Folge einer Branche, die sich längst selbst aufgegeben hat.
Und deshalb bleibt am Ende nur eine nüchterne Feststellung: Es sind nicht nur die Lügen, die Vertrauen zerstören. Es ist das Schweigen.