
Neun Tage nach den verheerenden Terroranschlägen vom 11. September kündigte US-Präsident George W. Bush an, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten den Kampf mit den islamistischen Terroristen und jene Länder, die sie unterstützten, aufnehmen würden. NIUS dokumentiert die wichtigsten Passagen seiner Rede vor dem Kongress.
Am Morgen des 11. September 2001 waren vier Passagierflugzeuge von 19 arabischen Terroristen entführt worden. Ziel waren unter anderem die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York und das Pentagon (Hauptsitz des US-Verteidigungsministeriums) bei Washington D.C. Die beiden Wolkenkratzer wurden vollständig zerstört. Fast 3000 Menschen wurden dabei getötet.
11. September 2001: Terroristen steuerten Flugzeuge in New Yorker Wolkenkratzer.
Kurz darauf hielt US-Präsident Goerge W. Bush eine Rede an die Nation. Er sagte, diese Massenmorde zielten darauf ab, „unsere Nation in Angst und Schrecken zu versetzen und sie zu Chaos und Rückzug zu zwingen“. Amerika sei zum Angriffsziel geworden, „weil wir das strahlendste Leuchtfeuer der Freiheit und der Möglichkeiten der Welt sind. Und niemand wird es schaffen, dieses Licht zu auszulöschen.“
Der Terror, dem 3000 Menschen zum Opfer fielen, traf Amerika ins Mark.
Und er versprach, dass die Suche nach denen, die hinter diesen bösartigen Angriffen stecken, laufe: „Ich habe alle Ressourcen unserer Geheim- und Sicherheitsdienste mobilisiert, um die Verantwortlichen zu finden und ihrer gerechten Strafe zuzuführen.“
Am 20. September sprach Bush vor dem Kongress und richtete seine Worte dabei auch an das amerikanische Volk. Hier die wichtigsten Passagen seiner Rede:
„Im normalen Verlauf der Dinge kommen Präsidenten in dieses Haus, um über die Lage der Nation zu berichten. Heute Abend ist ein solcher Bericht nicht nötig. Die Lage der Nation wurde bereits vom amerikanischen Volk beschrieben. Wir haben sie im Mut von Passagieren gesehen, die sich auf Terroristen stürzten, um anderen am Boden das Leben zu retten – Passagiere wie ein außergewöhnlicher Mann namens Todd Beamer. Bitte heißen Sie hier heute Abend mit mir gemeinsam seine Frau, Lisa Beamer, willkommen.
Von den WTC-Türmen blieb nur noch Asche übrig.
Wir haben die Lage der Nation im Durchhaltevermögen unserer Bergungsarbeiter gesehen, die über ihre Erschöpfungsgrenze hinaus schufteten. Wir haben gesehen, wie Flaggen gehisst, Kerzen angezündet, Blut gespendet und gebetet wurde – auf Englisch, Hebräisch und Arabisch. Wir haben das Mitgefühl eines liebevollen und hilfsbereiten Volks gesehen, das den Schmerz von Fremden zu seinem eigenen machte.“
Der Präsident beschwor das Zusammengehörigkeitsgefühl der Amerikaner und dankte allen, die sich nach dem Terror vom 11. September mit Amerika solidarisierten.
Heute Abend sind wir ein Land, das sich der Gefahr bewusst geworden und aufgerufen ist, die Freiheit zu verteidigen. Unser Schmerz wurde zu Wut, und Wut zu Entschlossenheit. Ob wir unsere Feinde zur Rechenschaft ziehen oder unsere Feinde ihrer gerechten Bestrafung zuführen, der Gerechtigkeit wird Genüge getan werden.
Und im Namen des amerikanischen Volks danke ich der Welt für alle Unterstützungsbekundungen. (…) Amerika hat keinen treueren Freund als Großbritannien. Wir sind wieder einmal durch eine große Sache verbunden. Der britische Premierminister hat einen Ozean überquert, um zu zeigen, dass er mit den Zielen Amerikas übereinstimmt. Heute Abend heißen wir Tony Blair willkommen.
Am 11. September haben Feinde der Freiheit eine kriegerische Handlung gegen unser Land begangen. Die Amerikaner haben Kriege erlebt - aber in den letzten 136 Jahren waren dies Kriege auf fremdem Boden, mit Ausnahme eines Sonntags im Jahre 1941. Amerikaner haben in Kriegen Verluste erlitten - aber nicht im Zentrum einer großen Stadt an einem friedlichen Morgen. Die Amerikaner haben Überraschungsangriffe erlebt – aber nie zuvor Angriffe auf Tausende Zivilisten. Alles das wurde uns an einem einzigen Tag angetan – und die Nacht brach über eine andere Welt herein, eine Welt, in der die Freiheit selbst Angriffen ausgesetzt ist.
Nun wandte sich Gorge W. Bush der Frage zu, wer Amerika dies alles angetan hatte.
Die von uns gesammelten Beweise weisen alle auf eine Reihe lose verbundener Terrororganisationen hin, die als Al-Quaida bekannt sind. Es sind die gleichen Mörder, die wegen der Bombenanschläge auf die amerikanischen Botschaften in Tansania und Kenia angeklagt wurden und für den Bombenangriff auf die U.S.S. Cole verantwortlich sind.
Die Al-Qaida ist für den Terror, was die Mafia für das Verbrechen ist. Aber ihr Ziel ist nicht, Profit zu machen; ihr Ziel ist es, die Welt neu zu erschaffen - und Menschen überall ihre radikalen Überzeugungen aufzuzwängen.
Die Terroristen praktizieren eine Randform des islamischen Extremismus, die von muslimischen Gelehrten und der großen Mehrheit der muslimischen Kleriker abgelehnt wird - eine Randbewegung, die die friedlichen Lehren des Islams pervertiert. Die Terroristen haben Weisung, Christen und Juden zu töten, alle Amerikaner zu töten und keine Unterscheidung zu treffen zwischen Militär und Zivilisten, einschließlich Frauen und Kindern.
Diese Gruppe und ihr Anführer – eine Person namens Osama bin Laden – werden mit vielen anderen Organisationen in verschiedenen Ländern in Verbindung gebracht, einschließlich des Ägyptisch-Islamischen Dschihad und der Islamischen Bewegung Usbekistans.
Al-Qaida-Anführer und Top-Terrorist: Osama bin Laden.
Und Bush erinnerte daran, dass Terroristen von sicheren Häfen aus operierten – Staaten, die ihnen Unterschlupf gewährten.
Es gibt Tausende dieser Terroristen in mehr als 60 Ländern. Sie werden in ihren eigenen Ländern und ihrer Umgebung rekrutiert und in Lager wie beispielsweise in Afghanistan gebracht, wo sie in der Taktik des Terrors ausgebildet werden. Sie werden in ihre Heimatländer zurückgeschickt oder in Verstecke in Ländern auf der ganzen Welt, wo sie Übel und Zerstörung planen.
Die Führung von Al-Qaida hat großen Einfluss in Afghanistan und unterstützt das Taliban-Regime bei der Kontrolle des Großteils des Landes. In Afghanistan sehen wir Al-Qaidas Vision der Welt.
Den Menschen in Afghanistan wurde Gewalt angetan – viele hungern und viele sind geflohen. Frauen dürfen keine Schule besuchen. Man kann für den Besitz eines Fernsehers ins Gefängnis kommen. Religion kann nur unter dem Diktat der Führung ausgeübt werden. Ein Mann kann in Afghanistan verhaftet werden, weil sein Bart nicht lang genug ist.
Afghanistan war also sehr schnell als Hauptziel des amerikanischen Krieges gegen den Terror ausgemacht. Bevor die US -Streitkräfte jedoch in Bewegung gesetzt wurden, forderte der Präsident die Machthaber am Hindukusch auf, sich von den islamistischen Terroristen loszusagen:
Die Vereinigten Staaten respektieren die Menschen in Afghanistan - schließlich sind wir zurzeit die größte Quelle für humanitäre Hilfe für das Land - aber wir verurteilen das Taliban-Regime. Es unterdrückt nicht nur sein eigenes Volk, es bedroht Menschen überall, indem es Terroristen unterstützt, versorgt, und sie beliefert. Durch Beihilfe zum Mord begeht das Taliban-Regime Mord. Und heute Abend fordern die Vereinigten Staaten von Amerika Folgendes von den Taliban:
Liefern Sie den Vereinigten Staaten alle führenden Mitglieder der Al-Qaida aus, die sich in Ihrem Land verstecken. Lassen Sie alle ausländischen Staatsbürger frei - einschließlich der amerikanischen Staatsbürger - die sie zu Unrecht verhaftet haben, und schützen Sie ausländische Journalisten, Diplomaten und Hilfsarbeiter in Ihrem Land. Schließen Sie sofort und dauerhaft jedes terroristische Trainingslager in Afghanistan und liefern Sie jeden Terroristen sowie jede Person, die dem Unterbau der Terrorgruppen angehört, an die zuständigen Behörden aus.
Ermöglichen Sie den Vereinigten Staaten uneingeschränkten Zugang zu den Trainingslagern der Terroristen, so dass wir sicherstellen können, dass sie nicht weiter operieren.
Über diese Forderung kann nicht verhandelt oder diskutiert werden. Die Taliban müssen handeln, und sie müssen sofort handeln. Sie werden die Terroristen aushändigen oder sie wird das gleiche Schicksal wie die Terroristen ereilen.
Dass nun nicht weniger als ein Kampf der Kulturen im Gange war, realisierte Bush durchaus, auch wenn er deutlich zwischen dem Islam als Religion und dem Islamismus als Ideologie unterschied:
„Ich möchte mich heute Abend auch direkt an die Muslime aller Welt wenden: Wir respektieren Ihren Glauben. Er wird von vielen Millionen Amerikanern in Freiheit ausgeübt sowie von vielen weiteren Millionen in Ländern, die Amerika zu seinen Freunden zählen darf. Die Lehren des Islam sind gut und friedvoll, und diejenigen, die Böses im Namen Allahs begehen, schänden den Namen Allahs. Die Terroristen sind Verräter ihres eigenen Glaubens, die im Grunde den Islam selbst zur Geisel machen. Feind Amerikas sind nicht unsere vielen muslimischen Freunde, und es sind nicht unsere vielen arabischen Freunde. Unser Feind ist ein radikales Netzwerk von Terroristen sowie jedes Land, das diese Terroristen unterstützt.“
„Unser Krieg gegen den Terrorismus beginnt mit der Al-Qaida, aber er wird dort nicht enden. Er wird nicht eher zu Ende sein bis jede weltweit tätige terroristische Gruppe gefunden, am weiteren Vorgehen gehindert und besiegt worden ist.“
Auch das Pentagon wurde von den Dschihadisten angegriffen.
Dass nun nicht weniger als ein Kampf der Kulturen im Gange war, realisierte Bush durchaus, auch wenn er deutlich zwischen dem Islam als Religion und dem Islamismus als Ideologie unterschied.
„Die Amerikaner fragen: Warum hassen sie uns?
Sie hassen, was wir hier in eben diesem Hause sehen können – eine demokratisch gewählte Regierung. Ihre Führung ist eine selbst ernannte Führung. Sie hassen unsere Freiheiten - unsere Religionsfreiheit, unser Recht auf freie Meinungsäußerung, unser freies Wahlrecht und Versammlungsrecht und die Freiheit, kontroverse Meinungen zu vertreten.
Sie wollen die gegenwärtigen Regierungen in vielen muslimischen Staaten wie Ägypten, Saudi-Arabien und Jordanien stürzen. Sie wollen Israel aus dem Nahen Osten vertreiben. Sie wollen Christen und Juden aus weiten Teilen Asiens und Afrikas vertreiben. Diese Terroristen töten nicht nur, um Menschenleben auszulöschen, sondern um eine ganze Lebensweise zu sabotieren. Mit jeder Gräueltat hoffen sie, in Amerika Furcht zu schüren, wollen, dass Amerika sich aus der Welt zurückzieht und seine Freunde im Stich lässt. Sie stellen sich gegen uns, weil wir ihnen im Weg stehen.
Wir lassen uns nicht von ihrer angeblichen Frömmigkeit täuschen. Wir hatten schon vorher mit solchen Leuten zu tun. Sie sind die Erben aller mörderischen Ideologien des 20. Jahrhunderts. Indem sie Menschenleben für ihre radikalen Visionen opfern – und dabei alle Werte mit Ausnahme des Willens zur Macht aufgeben – folgen sie dem Weg des Faschismus, des Nationalsozialismus und des Totalitarismus. Und sie werden diesem Weg bis zum Ende folgen: dem anonymen Grab der Geschichte für ausgemusterte Lügen.“
„Die Amerikaner fragen: Wie werden wir diesen Krieg führen und gewinnen? Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen – alle Mittel der Diplomatie, alle nachrichtendienstlichen Mittel, alle polizeilichen Instrumente, alle Möglichkeiten der finanziellen Einflussnahme und alle erforderlichen Waffen des Krieges, um das Netzwerk des weltweiten Terrors zu zerschlagen und zu besiegen.
Präsident George W. Bush bei einem Truppenbesuch.
Unsere Antwort umfasst weit mehr als unmittelbare Vergeltung und einzelne militärische Schläge. Die Amerikaner sollten sich nicht auf eine Schlacht, sondern auf einen lang andauernden Feldzug einstellen, wie wir ihn bislang noch nicht erlebt haben. Dazu können bedeutende militärische Schläge gehören, die im Fernsehen zu sehen sein werden, und verdeckte Operationen, die selbst bei Erfolg geheim bleiben werden. Wir werden die Finanzquellen der Terroristen austrocknen, sie gegeneinander ausspielen, sie von Ort zu Ort jagen, bis es keinen Ort der Zuflucht oder der Ruhe mehr für sie gibt. Und wir werden Staaten verfolgen, die Ihnen Hilfe oder Unterschlupf gewähren."
„Jede Nation in jeder Region muss nun eine Entscheidung treffen. Entweder sind sie auf unserer Seite oder auf der Seite der Terroristen. Von diesem Tag an wird jeder Staat, der weiterhin Terroristen unterstützt oder ihnen Unterschlupf gewährt, von den USA als feindliches Regime betrachtet.“
„Diese Maßnahmen sind sehr wichtig. Aber der einzige Weg, Terrorismus als Bedrohung unserer Lebensweise zu bekämpfen, ist, ihn zu stoppen, zu vernichten und auszumerzen, wo immer er entsteht.“
„Dies ist nicht nur ein Kampf Amerikas. Und es geht hier nicht nur um die Freiheit Amerikas. Dies ist der Kampf der gesamten Welt. Dies ist der Kampf der gesamten Zivilisation. Es ist der Kampf aller, die an Fortschritt und Pluralismus, Toleranz und Freiheit glauben.“
Nicht jeder wollte sich diesem Kampf anschließen. Während die Briten an der Seite der Amerikaner in den Krieg zogen, hielt sich Deutschland zurück. Das Terror-Netzwerk Al-Qaida in Afghanistan wurde zerschlagen, Osama bin Laden 2011 getötet. Der Kampf gegen den Terror ist jedoch nicht vorbei, die Taliban sind wieder da, ebenso wie der IS, die Hamas oder die Hisbollah. Wie Bush sagte: Wir müssen uns auf einen lang andauernden Feldzug einstellen.
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