Revolte gegen Elon Musk: Tesla-Vorstand will den Chef absetzen

vor 5 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Die Revolte gegen den Chef hätte bereits begonnen – das berichten Mitglieder der Tesla-Führungsspitze gegenüber dem Wall Street Journal. Hintergrund ist die anhaltende Abwesenheit Musks vom Tagesgeschäft bei Tesla, während er sich zunehmend in Washington für die Regierung von Donald Trump engagiert.

Bereits vor einem Monat nahmen Tesla-Vorstandsmitglieder Kontakt zu mehreren Personalberatungen auf, um formell mit der Suche nach einer neuen Führungspersönlichkeit zu beginnen. Während Musk offiziell noch CEO ist, drängt der Vorstand darauf, dass er wieder mehr Zeit im Unternehmen verbringt. In einem Treffen machten die Mitglieder laut Insiderberichten deutlich, dass er seine Präsenz nicht nur erhöhen, sondern dies auch öffentlich erklären müsse. Musk widersprach dem nicht.

Vergangene Woche kündigte er bei einer Telefonkonferenz mit Investoren an, „ab dem nächsten Monat deutlich mehr Zeit bei Tesla“ zu verbringen. Diese Ankündigung kam unmittelbar nach einem enttäuschenden Quartalsbericht: Der Gewinn brach um 71 % ein, der Umsatz sank um 9 %.

Musk, Gründer und Visionär des Unternehmens, ist seit der Wahl Trumps stark in Regierungsarbeit eingebunden. Als „Sonderbeauftragter für Effizienz“ verbringt er den Großteil seiner Zeit in Washington, berät die Regierung bei der Budgetkürzung und ist regelmäßig Gast in Trumps Mar-a-Lago-Resort. Für viele Tesla-Mitarbeiter und Investoren ist dieser politische Fokus zunehmend ein Problem: Während Tesla-Märkte wie Kalifornien, Deutschland und China wegbrechen, zeigt sich Musk meist nur per Video-Schaltung.

Einige Führungskräfte äußerten intern Zweifel. So sagte etwa ein Tesla-Manager in Kalifornien, man müsse sich darauf einstellen, dass Musk nicht zurücktritt, aber auch nicht mehr der alte sei – und riet seinem Team, die Politik von der Arbeit zu trennen. Kurz nach Bekanntwerden dieser Aussagen wurde er gefeuert.

Der politische Kurs Musks, insbesondere seine Nähe zu Trump und die Kritik an Klimaauflagen, stößt vielen Tesla-Kunden und -Mitarbeitern sauer auf. In sozialen Medien und auf Fahrzeugen distanzieren sich Nutzer demonstrativ von Musk. Trumps Handelspolitik verschärft die Lage zusätzlich: Neue Zölle behindern Teslas Geschäfte in China und stören Lieferketten mit Mexiko und Kanada. Und das neue Vorzeigeprodukt, der Cybertruck, hat mit Sicherheitsrückrufen und enttäuschenden Verkaufszahlen zu kämpfen.

Auch das lang ersehnte Robotaxi-Projekt, das Tesla nun im Juni in Austin testen will, sorgt eher für Skepsis als Euphorie.

Intern gilt Musk trotz allem weiter als unersetzlich – aber auch als überfordert. Mehr als 20 Tesla-Führungskräfte berichten direkt an ihn, zusätzlich verantwortet er Unternehmen wie SpaceX, X (Twitter), Neuralink und xAI. Er klagt öffentlich darüber, dass er trotz 13 % Firmenanteil seit sieben Jahren ohne Gehalt arbeite. Der Vorstand hat inzwischen ein Sondergremium gebildet, um eine neue Vergütung zu prüfen, nachdem ein Gericht seine vorherige Milliardenvergütung gekippt hatte.

Die Suche nach einem Nachfolger wird intern von einer der großen Personalberatungen koordiniert. Ob Musk in die Pläne eingeweiht ist oder ob seine jüngste Rückkehr-Ankündigung Auswirkungen auf die Nachfolgesuche hat, ist unklar. Sicher ist: Ein Wechsel an der Spitze wäre ein epochaler Einschnitt. Musk hat Tesla geprägt wie kein Zweiter. Doch seine beiden Jobs als politischer Akteur und CEO scheinen immer schwerer vereinbar.

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