Rheinmetall eröffnet größte Munitionsfabrik Europas

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Bildquelle: Tichys Einblick

Rezessionen wurden in den guten alten Zeiten in Deutschland in der Regel mit einem staatlich finanzierten Infrastrukturprogramm übermalt. Das Konzept ging auf, solange der Staat die Privatwirtschaft nicht überwucherte, überregulierte und in ein zerstörerisches ideologisches Programm zwang, wie im Falle der grünen Transformation.

Anders gesagt: Die Wirtschaft war stets in der Lage, die Trümmer, die der Staat hinterließ, aus dem Weg zu räumen.

Im Süden Europas, wo der Staatsanteil traditionell hoch, die Geldpolitik großzügig und der Umgang mit öffentlichen Mitteln notorisch lax war, hinterließ diese Politik nichts als Infrastrukturruinen und Industriebrachen. Die dortigen Ökonomien waren nie in der Lage, den von Brüssel verabreichten Kunstkredit produktiv zu absorbieren. Die fatalen Folgen dieser Scheinkonjunktur prägen die Landschaften bis heute.

Für Wirtschaftshistoriker bietet das gegenwärtige Europa schon seit Jahrzehnten ein interessantes Studienobjekt. Krise folgte auf Krise und stets intervenierte der öffentliche Sektor mit steigendem Volumen. Der Versuch der Installation des Green Deal, einer keynesianischen Kunstökonomie, muss in diesen Kontext eingeordnet werden. Dass nun der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall gestern in Unterlüß das größte Munitionswerk Europas in Betrieb nahm, passt in diese Erzählung.

Eine halbe Milliarde Euro nahm das Unternehmen in die Hand, um künftig eine Kapazität von bis zu 350.000 Schuss pro Jahr ab 2027 bereitstellen zu können. 500 neue Jobs sollen entstehen, gefeiert von der Politik als Zeitenwende und als der Beginn einer pan-europäischen Rüstungsarchitektur.

Rheinmetall-CEO Armin Papperger zeigte sich entsprechend zufrieden: „Es war nicht einfach für uns, eine halbe Milliarde ohne Auftrag zu investieren. Ich bin Ihnen – die Worte richteten sich an Verteidigungsminister Pistorius – sehr dankbar, dass Sie Ihre Handshake Agreements einhalten. Sie sind ein Mann des Wortes und der Tat.“ Viel Pathos und Selbstbeweihräucherung schwingen hier unübersehbar mit – Politik und Rüstungsindustrie sind längst eng miteinander verwoben.

Nach dem Kollaps der grünen Wirtschaft setzt die Politik nun alles auf den Aufbau der nächsten Kunstökonomie. Man will sich loseisen von amerikanischer Abhängigkeit und nutzt den medialen Spin, Wladimir Putins Russland über Jahre zu einem potenziellen Invasor Europas stilisiert zu haben. Ob die Angstkampagne langfristig greift, bleibt abzuwarten.

Angesichts der tiefen ökonomischen Depression, in der Deutschland und große Teile der Europäischen Union feststecken, der generellen Kriegsmüdigkeit, der sozialen Verwerfungen in den beiden Kernstaaten der EU Deutschland und Frankreich, dürfte allen Beteiligten klar sein, dass trotz der Wiedereinsetzung der Wehrpflicht die Mehrheit der Bürger ein militärisches Engagement rigoros ablehnen wird.

Allein der Blick auf die Staatsfinanzen in der EU dürfte genügen, um einen Kriegsgang gegen Russland als politische Wahnvorstellung auszumachen. Frankreich, mit einer Staatsschuldenquote von 115 Prozent, steht wenige Tage vor einer Vertrauensabstimmung über den neuen Sparhaushalt. An den Anleihenmärkten weht den Pleitestaaten ein scharfer Wind ins Gesicht. Die Zeichen stehen auf Sparen und nicht auf bellizistische Abenteuer.

Es ist absurd, in dieser Lage, in der Deutschland das sogenannte Sondervermögen Bundeswehr von 100 Milliarden Euro bereits fast ausgeschöpft hat und nun in den Kreditmodus umschaltet, diesen Weg auch noch beschleunigt fortzusetzen. Doch sie meinen es ernst in Brüssel, Berlin, Paris und London. Im Herbst 2026 plant Rheinmetall in Weeze das nächste Werk in Betrieb zu nehmen. Dort sollen Rumpfmittelteile des F-35-Kampfflugzeugs produziert werden. Kostenpunkt: 200 Millionen Euro, diesmal direkt öffentlich finanziert.

Einen heißen Konflikt mit Russland mag man sich zwar nicht vorstellen und er ist ökonomisch vollkommen unwahrscheinlich. Und dennoch: Ein neuer kalter Krieg, ein Zustand der andauernden Aufrüstung, wie wir ihn bis 1990 kannten, scheint das Ziel der Europäer zu sein. Sie stecken fest in einer absurden ökonomischen Theorie der zentralen Planung und Kommandowirtschaft. Eine neue Machtbasis entsteht, ein neuer Korporatismus zwischen Rüstungsindustrie und dem politischen Komplex in Brüssel.

Zur Finanzierung dieses ökonomischen Desasters wurde ganz offensichtlich Deutschland ausgemacht. Das Land, bislang mit einer der niedrigsten Verschuldungsraten in der EU in Höhe von 64 Prozent, wird seinen jährlichen Verteidigungsetat bis 2029 auf 162 Milliarden Euro verdoppeln. Bis 2027 wird besagtes Sondervermögen aufgebraucht sein, danach werden Kredite von bis zu 400 Milliarden Euro fällig.

Deutschland wird zum aktiven Akteur an den Anleihenmärkten, wo bereits jetzt die Zinsen nach oben ziehen. Dort wartet eine Menge Arbeit für die Europäische Zentralbank, den rasch wachsenden Schuldenberg liquide zu halten. Auch die EU beteiligt sich mit neuen Fonds, dem EDIP, dem ASAP (was für ein Infantilismus in diesem Kontext) mit 50 bis 70 Milliarden Euro jährlich an gemeinsamen Rüstungsprojekten.

Europa hat aus dem Desaster der grünen Kunstwirtschaft keine Lehren gezogen. Bis heute verweigert man die Aufarbeitung dessen, wie es zur Deindustrialisierung Deutschlands und anderer industrieller Zentren kommen konnte. Das Fatale am Aufbau der Kriegswirtschaft ist, dass sie dem produktiven Teil unserer Wirtschaft knappe Ressourcen im großen Stil entziehen wird. Unter diesen Bedingungen wird die Finanzierung und der Aufbau zivilwirtschaftlicher Unternehmen nahezu unmöglich sein.

Deutschland wird technologisch abgehängt und bombardiert seinen Wohlstand – im wahrsten Sinne des Wortes.

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