
Dieser Text ist keine Glosse, obwohl sich das Thema dafür eignen würde wie kaum ein anderes: Robert Habeck – derzeit immer noch Bundestagsabgeordneter, vormals Bundeswirtschaftsminister, Vizekanzler und „Kanzlerkandidat“ der Grünen, künftig wohl auch Gastdozent an der US-Universität Berkeley – geht ans Theater.
Das ehemals durchaus ruhmreiche und ehrwürdige „Berliner Ensemble“ hat den politisch gescheiterten Ex-Oberlehrer der Grünen als Moderator einer Gesprächsreihe verpflichtet: „Habeck live“ heißt das Format, das vom Theater als „regelmäßiger Sonntagssalon“ beworben wird.
Was man halt so schreibt in einem blutleeren, kopfgesteuerten PR-Text.
Die Ankündigung lässt nichts Gutes erahnen: Auf der Bühne will man „über zentrale gesellschaftliche, politische und kulturelle Fragen unserer Zeit“ reden. „Dabei sollen Hintergründe und strukturelle Probleme jenseits der tagespolitischen Aufgeregtheit beleuchtet werden.“ Aha.
Als Nebenfiguren sind „Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft“ vorgesehen: „mal prominent, mal weniger bekannt, aber stets Expert:innen für die drängenden Themen unserer Zeit.“ Aha.
Für die erste Ausgabe der neuen Quatschrunde hat das Berliner Ensemble keine Mühen und Kosten gescheut und zwei echte Hammer-Gäste eingeladen. Nein, nicht Donald Trump und Wladimir Putin, die haben wohl kurzfristig wegen Terminproblemen abgesagt. Auch der Papst und der Dalai Lama waren leider unabkömmlich, obwohl sie so gerne bei Habecks Premiere dabei gewesen wären.
Stattdessen kommen nun… Trommelwirbel… Anne Will und Volker Wissing.
Das hat eine bestechende innere Logik. Schon 2018 war Habeck Deutschlands Talkshow-König, kein anderer war damals so oft im TV eingeladen – unter anderem bei Anne Will. Die holte den – von einer gewissen Sorte Frau chronisch umschwärmten – Grünen folgerichtig 2023 auch in ihre Abschiedssendung. Da sagte er dann artig Sätze wie: „Danke Ihnen für 16 Jahre Aufklärung, das war schon stilprägend.“
Jetzt revanchiert sich Habeck bei Frau Will also mit der Gegeneinladung. Das wird sie freuen, ist sie doch seit zwei Jahren nicht nur vom Bildschirm verschwunden, sondern auch aus dem öffentlichen Gedächtnis. Der Podcast, den sie seitdem produziert, ist – sagen wir mal: nicht so der Burner.
Auch an Volker Wissing dürften sich die allermeisten Zeitgenossen wenig bis gar nicht erinnern. Als der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz die FDP aus der Ampel-Regierung warf, tat sich Wissing ja durch einen in der bundesdeutschen Politikgeschichte einmaligen Akt von Fahnenflucht hervor: Er trat aus seiner Partei aus, damit er noch ein paar Monate bis zur vorgezogenen Bundestagswahl Verkehrsminister bleiben konnte. So brachte er das bemerkenswerte Kunststück fertig, auch ohne Rückgrat zu gehen.
Vor unserem geistigen Auge sehen wir sie schon auf der Bühne: drei fundamental Gescheiterte, die aber immerhin dank des Steuer- und Gebührenzahlers in der Politik und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk reich geworden sind und jetzt „als Expert:innen für die drängenden Themen unserer Zeit Hintergründe und strukturelle Probleme jenseits der tagespolitischen Aufgeregtheit beleuchten“.
Man kann es kaum erwarten.
Auch das Berliner Ensemble bleibt sich mit dem Ansatz treu. Das einst von Bertolt Brecht gegründete Theater wäre ohne satte Subventionen längst ein ehemaliges Theater. Gute 19,9 Millionen Euro hat der Senat allein im vergangenen Jahr an die Bühne überwiesen, das entspricht einem Zuschuss von über 108 Euro pro Besucher. So sehr am Publikum vorbei wird dort gearbeitet, dass sich das Haus finanziell zu weniger als 25 Prozent selbst trägt. Der Friedrichstadtpalast mit seinen regelmäßig ausverkauften Vorstellungen trägt sich dagegen zu fast 75 Prozent selbst und braucht nur gut 32 Euro pro Besucher.
So werden sich also am staatlich alimentierten Berliner Ensemble demnächst drei vom polit-medialen Komplex aussortierte, aber weiter auf die eine oder andere Art ebenfalls staatlich alimentierte Vertreter des grünen Spektrums ein Stelldichein geben. So funktioniert sie, die linke Kreislaufwirtschaft in Deutschland.
Habeck selbst steuert zu seinem neuen Teilzeit-Job einen seiner berüchtigten küchenphilosophischen Pseudo-Sätze bei: „Demokratie bedeutet nicht nur, dass alle ihre Meinung sagen dürfen, sondern auch, dass jemand zuhört.“ Das klingt ganz hübsch, bis man sich daran erinnert, dass kein anderer Minister mehr Menschen hat juristisch verfolgen lassen als er – nur weil sie ihre Meinung sagten.
Eigentlich fehlt nur noch, dass Robert Habeck für den „Oscar“ nominiert wird: als bester Darsteller eines Politikers.