
Ryanair-Flug 2501 aus Gran Canaria sollte eigentlich am Sonntag um 22:50 Uhr landen. Doch wegen weniger Sekunden mussten die Passagiere der Boeing 737 eine Umleitung nach Hannover ertragen. Das Nachtflugverbot trat um Mitternacht in Kraft.
Es waren nur noch 2,99 Kilometer bis zur Landebahn – doch der Ryanair-Flieger war zu spät.
In einer Glosse berichtet die Tagesspiegel-Autorin Lea Becker von der Odyssee, welche sie im Flugzeug selbst miterleben durfte. Sie schreibt:
„Etwa zehn Minuten vor Mitternacht machen sich Hoffnung und Verwirrung zu gleichen Teilen breit in der Boeing 737. Die Flugbegleiterin bittet uns, die Gurte anzulegen und die Sitze in die aufrechte Position zu bringen. Wir landen. Wo genau, sagt sie nicht. Kann das wirklich sein, eine Landung in Berlin, trotz der riesigen Verspätung? Das Flugzeug geht in den Sinkflug, erste Häuser kommen in Sichtweite. [...] Dann plötzlich zieht das Flugzeug wieder nach oben. Die Uhr zeigt eine Minute nach Mitternacht an. Zu früh gefreut.“
Das Nachtflugverbot hat wahrscheinlich allen Passagieren, die in Hannover gestrandet sind, eine schlaflose Nacht bereitet. Doch auch die Airline wollte kein Risiko eingehen: Eine Missachtung des Verbots kostet eine Geldbuße von bis zu 50.000 Euro.
Etwa 1,8 Kilometer von der Einflugschneise entfernt befindet sich die Siedlung Hubertus. Genau über dieser Siedlung musste der Ryanair-Flieger die Turbinen wieder hochfahren. Das belegen öffentlich verfügbare ADS-B-Protokolle, die Flughöhe, Position, Geschwindigkeit und Steig- beziehungsweise Sinkrate dokumentieren.
Ob so der Nachtruhe ein Gefallen getan wurde, ist eher fraglich. Ein Umkehrschub auf der Landebahn hätte gewiss weniger Anwohner gestört.
Um 00:36 Uhr landete am Montagmorgen der Flieger in Hannover – ganz ohne Nachtflugverbot. Die Passagiere wurden noch in der Nacht mit Bussen nach Berlin gefahren. Sie erreichten ihr Ziel am Montagmorgen gegen 5 Uhr, wie der Tagesspiegel berichtet.