Dieser Schneewittchen-Film ist so schlecht, dass man ihn nicht mehr wachküssen kann

vor etwa 1 Monat

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Bildquelle: NiUS

Kaum ein Disney-Film der letzten Jahre wurde so heiß erwartet, wie die Neuverfilmung des Klassikers „Schneewittchen“ – allerdings weniger von einem Publikum, das ihm aus Vorfreude entgegenfieberte, sondern von jenen, die ihn verreißen oder anderweitig schlecht machen wollten.

Die Neuverfilmung des Klassikers „Schneewittchen“ wurde lange erwartet, allerdings, um den Film zu verreißen.

Wie es dazu kommen konnte, hat nicht wirklich viel mit dem fertigen Film zu tun, sondern dem Marketingapparat um ihn herum. Nachdem sich Peter Dinklage („Game of Thrones“), der wohl bekannteste kleinwüchsige Darsteller, abfällig über die „rückständige Story von sieben Zwergen, die in einer Höhle leben“ äußerte, ging Disneys progressiv-ängstliche Marketingabteilung gleich am nächsten Tag auf die Barrikaden. Man ließ verlauten, man werde diese sieben Charaktere genau überdenken.

Peter Dinklage, der wohl bekannteste kleinwüchsige Darsteller, kritisierte die Darstellung der sieben Zwerge – und löste damit eine Welle von Änderungen aus.

Was natürlich eine schlechte Nachricht für alle kleinwüchsigen Schauspieler in Hollywood darstellte, da sie normalerweise, trotz aller Progressivität, nicht gerade als „der nächste James Bond“ gehandelt werden und über ein paar Drehtage mehr im Jahr durchaus froh sein dürften.

Dann folgte allerdings schon bald der nächste Shitstorm, da die kolumbianischstämmige Hauptdarstellerin Rachel Zegler sich in Online-Medien für ein „freies Palästina“ einsetzte, wobei man unterstellen könnte, dass sie damit „frei von Juden“ meinte. Was ihre israelische Kollegin Gal Gadot, die als böse Stiefmutter mit von der Partie ist, mit entschiedenem verbalem Gegenfeuer beantwortete.

Hauptdarstellerin Rachel Zegler bei der Weltpremiere von Schneewitchen.

Man muss fairerweise sagen, dass „Schneewittchen“ erzählungstechnisch nicht gerade eines der großen Meisterwerke der Gebrüder Grimm ist. Es passiert nicht wahnsinnig viel. Die Königstochter flieht nach dem Tod des Vaters vor der bösen Stiefmutter, kommt bei sieben Zwergen unter, denen sie den Haushalt macht. Wird dann per vergiftetem Apfel in ein Dauerkoma versetzt, aus dem sie nur durch einen Kuss erlöst werden kann. Für den der küssende Mann, den Umständen geschuldet, nicht um Erlaubnis bitten darf und einfach mal davon ausgehen muss, dass sie diese nachträglich geben würde.

Die Szene, in der Schneewittchen einen vergifteten Apfel entgegennimmt und in ein Dauerkoma versetzt wird.

Also nicht viel, womit Regisseur Marc Webb arbeiten konnte, was den Fokus auf genau das legt, wovon ein Musical (ja, das ist es, wie auch schon 1937) so lebt, wenn der Plot anämisch ist. Sex-Appeal, gute Songs, gute Choreografie und Humor.

Die israelische Schauspielerin Gal Gadot als böse Königin.

Ersteres lässt sich gleich ausschließen, da Zegler – zumindest in diesem Film – so sexy ist, wie ein weißes Blatt Papier, Format DIN A4. Und Gal Gadot, auch nicht gerade unschön, in ihren Kostümen so untergeht, dass da auch nicht viel rüberkommt. Der Darsteller des Prinzen, in diesem Fall, ganz anti-aristokratisch ein arbeitsloser Schauspieler, der nun als Bandit in den Wäldern lebt, ist zwar nett anzusehen – aber spätestens, wenn er den Mund aufmacht, wird klar, warum er von der Bühne in den Forst fliehen musste.

Gal Gadot am Dienstag auf dem Hollywood Walk of Fame.

Noch schlimmer wird es bei den Songs. Die neuen Kompositionen, insbesondere „Waiting On a Wish“, wirken so, als hätte man die künstliche Intelligenz angewiesen, was für den Fahrstuhl im Kaufhaus zu programmieren. „Hi Ho“, der noch bekannteste, ist auch nicht gerade ein Reißer. Und der allerschönste Song des Klassikers von 1937, „Someday My Prince Will Come“, wich der politischen Korrektheit. Denn wo kämen wir denn hin, wenn außer Meghan Markle sich noch weitere junge Mädchen einen Prinzen wünschen würden?

Die Choreografie muss man leider als uninspiriertes „auf der Stelle hüpfen“ bezeichnen. Anders kann man das, was hier auf der Leinwand passiert, bedauerlicherweise nicht nennen. Was doppelt wehtut, weil Choreografin Mandy Moore zuvor in „La La Land“ gezeigt hat, dass sie ihr Metier beherrscht.

Auch wenn dieselbe Choreografin am Werke war: Choreografisch verblasst Schneewittchen eher im Vergleich zu Filmen wie La La Land.

Humoristisch tut sich aber auch nichts, da die sieben Zwerge – Entschuldigung, sie heißen ja jetzt magische Kreaturen – so dämlich animiert sind, dass man sie in einen anderen Film hätte packen sollen. Und ihre Dialoge gleich in die virtuelle Mülltonne. Bei der kürzlichen, exklusiven Berliner Pressevorführung hätte man nach den „Pointen“ eine Nadel fallen hören können. Aber keine fiel, was ausnahmsweise mal nicht an den dicken Teppichen im Zoopalast liegt.

Stattdessen gibt es viel Gerede darüber, den Reichtum mit den Armen zu teilen – und zwar so viel, dass es selbst grünen und linken Proponentinnen der rücksichtslosen Umverteilung irgendwann auf den Keks gehen dürfte. Ein paar niedliche, animierte Tiere, für die offensichtlich eine andere Abteilung zuständig war.

In dem Film wird sehr viel darüber geredet, Reichtum zu teilen. Das dürfte irgendwann selbst grüne und linke Befürworter von Umverteilung nerven.

Wenn „woke“ wirklich von „wach“ hergeleitet sein sollte – und hier lassen wir mal die Originaldefinition aus den späten 60ern außer Acht – ist „Schneewittchen“ das absolute Gegenteil. Valium fürs Gehirn und für die Sinne; gut gemeint, aber schlecht gemacht. Und absolut überflüssig.

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