
Die Nationalbibliothek Schottlands (NLS) hat das Buch „The Women Who Wouldn’t Wheesht“ – was so viel bedeutet wie „sei still“ –, eine Sammlung von Genderkritischern Essays prominenter Frauen, aus ihrer Jubiläumsausstellung zurückgezogen, nachdem Mitarbeiter Einwände erhoben hatten.
Das Buch war einer der meist nominierten Titel in einer öffentlichen Abstimmung für die Ausstellung „Dear Library“, die das 100-jährige Jubiläum der NLS mit einer Präsentation von Büchern feiert, die Leben geprägt haben. Im Juni 2024 debütierte es auf Platz 3 der Bestsellerliste für allgemeine Hardcover-Bücher der Sunday Times.
Trotz seiner Beliebtheit beschloss die NLS am 11. August, es nicht auszustellen, und verwies dabei auf Bedenken, die während einer internen „Gleichstellungsprüfung“ geäußert worden waren. „The Women Who Wouldn’t Wheesht“ enthält Essays von feministischen Frauen wie J. K. Rowling, den ehemaligen Abgeordneten Joanna Cherry und Ash Regan, die eine fünfjährige Kampagne zur Wahrung der „geschlechtsspezifischen Rechte“ von Frauen in Schottland dokumentieren.
Der Titel selbst, eine trotzige Antwort auf den gälischen Ausdruck „haud yer wheesht” (halt den Mund), spiegelt die Weigerung der Autorinnen wider, zu den fortschreitenden Maßnahmen zur Selbstbestimmung des Geschlechts zu schweigen, für die sich die ehemalige Erste Ministerin Nicola Sturgeon einsetzt. Susan Dalgety und Lucy Hunter Blackburn, die das Buch gemeinsam herausgegeben haben, sagten, es sei „verheerend“ gewesen, zu erfahren, dass ihr Buch „auf diese feige und antidemokratische Weise von unserer Nationalbibliothek zensiert“ worden sei.
Die beiden Autorinnen warfen der NLS in einem Brief an die Nationalbibliothekarin Amina Shah vor, dem internen Druck nachgegeben zu haben. Aktivistische Mitarbeiter hätten das Buch als „schädlich, hasserfüllt und mit Rassismus und Homophobie vergleichbar“ bezeichnet und die Bibliothek habe diese Charakterisierung durch den Ausschluss des Buches faktisch bestätigt.
Diese Entscheidung untergrabe die Mission der NLS als neutraler Ort für intellektuelle Debatten. „Sicherlich besteht die Aufgabe der Nationalbibliothekarin darin, dafür zu sorgen, dass die Bibliothek ein Ort ist, an dem Ideen, Debatten und Diskussionen stattfinden”, schrieben sie unter Bezugnahme auf den selbstgewählten Slogan der Bibliothek. „Doch anstatt dieses Buch als Buch zu behandeln, haben Sie zugelassen, dass es als gefährliches Objekt behandelt wird, das für die öffentliche Ausstellung in der Nationalbibliothek Schottlands nicht geeignet ist.“
„Aber es geht hier um mehr als nur das Buch“, fügten sie hinzu. „Es geht um das Erbe einer zehnjährigen politischen Führung, die Menschen, die sich weigerten, sich der anerkannten Erzählung über Sexualität und Geschlechtsidentität anzupassen, verteufelt und delegitimiert hat.“ Und weiter: „Das veröffentlichte Material deckt auch das Netzwerk der Diskriminierung und Zensur auf, das in schottischen öffentlichen Einrichtungen ungestraft durch Mitarbeiternetzwerke und andere Aktivistengruppen betrieben wird, was durch eine schwache Führung ermöglicht wird.“
Die Herausgeberinnen verweisen auf ein aktuelles Urteil des Obersten Gerichtshofs des Vereinigten Königreichs vom April 2025, das die Definition des Begriffs „Frau“ im Gleichstellungsgesetz von 2010 als Bezugnahme auf das biologische Geschlecht bestätigte – eine Position, die mit den Argumenten des Buches übereinstimmt (TE berichtete über das Urteil). Die NLS habe das Werk allein aufgrund seiner Haltung zu Sexualität und Geschlechtsidentität diskriminiert, während Bücher mit gegenteiligen Ansichten weiterhin in der Ausstellung verbleiben durften.
Interne Dokumente, die durch eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz öffentlich zugänglich gemacht wurden, enthüllten, dass das LGBT-Mitarbeiternetzwerk der NLS das Buch als „explizit ausgrenzend“ bezeichnet und vor möglichen Gegenreaktionen von Aktivisten und Geldgebern gewarnt hatte. Dalgety und Hunter Blackburn verurteilen die Entscheidung als „Akt der Feigheit“ und weiten darauf hin, dass dadurch Stimmen zum Schweigen gebracht würden, darunter auch die von farbigen Frauen und Opfern männlicher Gewalt.
Eine Sprecherin der NLS erklärte, das Buch sei nicht wegen seines Inhalts ausgeschlossen worden, sondern wegen „der möglichen Auswirkungen auf wichtige Interessengruppen”, von denen einige damit gedroht hätten, ihre Unterstützung für die Ausstellung zurückzuziehen. Sie fügte hinzu, dass das Buch weiterhin in den Lesesälen der Bibliothek zugänglich sei, zusammen mit 200 anderen Titeln, die nicht für die Ausstellung ausgewählt worden seien.
Kritiker – darunter die Frauenrechtsgruppe For Women Scotland – warfen der NLS vor, dem Druck von Aktivisten nachgegeben zu haben. „Indem sie dem nachgibt, verleiht die Bibliothek ihren völlig unwahren Einwänden gegen das Buch Gewicht“, erklärte die Gruppe in einer Stellungnahme. Die Entscheidung hat erneut Bedenken hinsichtlich der Zensur in schottischen Institutionen ausgelöst, wobei einige argumentieren, dass Mitarbeiternetzwerke zunehmend Einfluss auf die Politik nehmen und damit abweichende Meinungen unterdrücken.
Dalgety und Hunter Blackburn haben ein Treffen mit der Geschäftsführerin der NLS, Amina Shah, und ihrem Vorsitzenden Sir Drummond Bone gefordert zur Klärung, warum ihr Buch als „zu schädlich“ für die Ausstellung eingestuft wurde. Sie argumentieren, dass der Ausschluss einen gefährlichen Präzedenzfall schaffe, indem er die Empfindlichkeiten der Mitarbeiter über die Pflicht der Bibliothek stelle, vielfältige Perspektiven zu vertreten.
Dies ist der jüngste Fall in einer Reihe von Streitigkeiten, an denen schottische Institutionen beteiligt sind. Kritiker warnen, dass Personen, die das biologische Geschlecht als unveränderlich betrachten, zunehmender Feindseligkeit und potenzieller Diskriminierung durch öffentliche Einrichtungen ausgesetzt sind, darunter die dezentrale Regierung und der Nationale Gesundheitsdienst.
Das Thema hat auch internationale Aufmerksamkeit erregt. Der US-Vizepräsident JD Vance, der bald nach Schottland reisen wird, kritisierte kürzlich das Land für das, was er als Angriff auf die Meinungsfreiheit bezeichnete, und verwies dabei insbesondere auf die Einführung von Protestverboten in „Pufferzonen” vor Abtreibungskliniken.
Der aus dem Englischen übersetzte und leicht bearbeitete Beitrag erschien zuerst bei Brussels Signal.