Schriftstellerin Monika Maron: „Das gesellschaftliche Klima – jeden Tag ein bisschen schlechter“

vor etwa 4 Stunden

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Ihr Wort ist scharf, und ihr Wort hat Gewicht: Die Bestseller-Autorin Monika Maron („Flugasche“, „Die Katze“) spricht in der Neuen Zürcher Zeitung über Denkverbote, politische Doppelmoral und den Vertrauensverlust im Osten. NIUS dokumentiert wichtige Passagen.

Schriftstellerin Monika Maron äußert sich kritisch über die Merkel Regierungen und über Diskurs-Verengungen in Deutschland, insbesondere beim Thema Islam.

„Freiheit ist für alle, oder sie ist es nicht. Laut Umfragen glauben 60 bis 70 Prozent der Deutschen, ihre Meinung nicht sagen zu dürfen. Aber wie Heinrich Böll gesagt hat: Freiheit wird nie geschenkt, nur gewonnen. Wenn alle, die sich in ihrer Meinungsfreiheit behindert fühlen, ab morgen ihre Meinung sagen würden, nicht hinter vorgehaltener Hand oder anonym auf X, sondern am Arbeitsplatz, an der Uni, in den Redaktionen, wären sie vielleicht glücklicher und unser Land ein besseres.“

„Es ist eigentlich jeden Tag ein bisschen schlechter. Inzwischen kennen wir begriffliche Ungeheuer wie die verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates, Meldezentren für Delikte unterhalb der Strafbarkeitsgrenze, tausendfache Anzeigen gegen Bürger, die Regierungsmitglieder beleidigt haben oder auch nur verspottet haben. Allein, dass Politiker auf die Idee kommen, wegen Lächerlichkeiten die Leute anzuzeigen, und die Bürger aufgefordert werden, sich gegenseitig zu denunzieren – das konnte man sich vor zehn, zwanzig Jahren überhaupt nicht vorstellen. Und die Hoffnung, das würde sich unter der neuen Regierung ändern, ist inzwischen widerlegt.“

„Vor allem die von Ideologie getriebene Migrations- und Energiepolitik, die eine politische Minderheit gegen die Interessen und den Willen der Bürger durchsetzt. Die Ignoranz einer städtischen, akademischen Schicht, die nicht da wohnt, wo die Probleme unbeherrschbar geworden sind, deren Kinder nicht in Schulen mit 90 Prozent Ausländeranteil gehen. Leute, die von unserer Demokratie sprechen, als wäre die Demokratie ihr Eigentum. Die jeden, der ihnen widerspricht, als potenziellen Feind betrachten.“

Die ideologisierte Migrationspolitik ist für Maron ein wesentlicher Grund für die gespaltene Gesellschaft.

„Ich finde das unmöglich, wenn 10 Millionen Bürger eine Partei wählen und man ihnen dann sagt: Wählt nur, aber ihr zählt nicht. Verbieten, was soll das bringen? Statt sich damit auseinanderzusetzen, warum so viele eine Partei wählen, die sie nicht unbedingt haben wollen. Ich glaube, dass viele gar nicht wollen, dass die AfD regiert.“

„Auf dem Dorf in Vorpommern, wo ich teilweise lebe, sind wir von Windrädern umzingelt, und es kommen immer neue dazu, das ist ja mittlerweile ein Riesengeschäft, die Leute haben alles versucht. Sie hielten Mahnwachen, schrieben Briefe, luden die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ein. Sie haben sogar eine Partei gegründet namens Freier Horizont. Es hat alles nichts genutzt. Das war dann ihre deprimierende Erfahrung mit der Demokratie. Und ich hatte dieses Gefühl 2015 auch zum ersten Mal.“

„2015 saßen wir auf dem Land zusammen, vereint von diesem Gefühl der Ohnmacht. Man denkt, das ist falsch, was da passiert. Aber alles, was man dagegen sagt, macht einen sofort zum Feind. Zum Gegner. Und nicht zu einer legitimen Stimme, die fragen darf: Ist das richtig? Ich halte es für falsch.“

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