Schwache Quoten: ZDF beendet Kochsendung mit Jan Böhmermann

ZDFneo streicht die Koch-Talksendung „Böhmi brutzelt“ mit Jan Böhmermann. Das bestätigte eine Sendersprecherin gegenüber DWDL. Nach vier Staffeln sei keine Fortsetzung mehr geplant. Grund sei eine strategische Neuausrichtung, offiziell begründet mit „Raum für neue Ideen […] im Rahmen einer nachhaltigen Portfolioentwicklung“. Tatsächlich waren die Einschaltquoten zuletzt deutlich gesunken.

„Böhmi brutzelt“ lief von Sommer 2021 bis 2024 jeweils in einer Staffel pro Jahr. Während die zweite und dritte Staffel im linearen Fernsehen bei den 14- bis 49-Jährigen noch rund 2 Prozent Marktanteil erreichten, fiel die vierte Staffel auf gut 1 Prozent zurück. Laut DWDL schalteten zuletzt am Samstag nur etwa 100.000 Zuschauer ein. In der Sendung kochte Böhmermann mit wechselnden Gästen. Produziert wurde die Sendung von Böhmermanns eigener Firma Ehrenfeld UE.

Die Einstellung der Sendung fällt in eine Phase wachsender öffentlicher Kritik an Böhmermann. Jüngst sorgte ein Beitrag des ZDF Magazin Royale über den YouTuber „Clownswelt“ für Diskussionen. In Kooperation mit der Zeit wurden persönliche Informationen des YouTubers veröffentlicht, darunter Vorname, Nachname-Initiale und Wohnregion. Auch das Elternhaus wurde aufgesucht. Sogar eine wissenschaftliche Stimmanalyse ließ man durchführen. Kritiker werfen dem Team um Böhmermann Doxxing vor, also die gezielte Preisgabe personenbezogener Daten. Die Veröffentlichung wurde von der Zeit mit einem „öffentlichen Interesse“ begründet.

Der YouTuber, der mit bürgerlichem Namen Marc-Phillip L. heißt, bezichtigte Böhmermann der Falschdarstellung der Vorgänge: Zeit und ZDF Magazin Royale hätten unter Vortäuschung falscher Tatsachen angerufen und sollen ihm später sogar gedroht haben. Zuerst habe eine Influencer-Agentur mit unterdrückter Nummer bei ihm angerufen, die nach eigenen Angaben durch einen Freund seine Privatnummer bekommen habe.

Auch Böhmermanns Hauptsendung ZDF Magazin Royale verzeichnet seit Jahren sinkende Zuschauerzahlen. Eine Auswertung des Medienanalysten Lutz Olaf auf Basis von AGF-Daten zeigt: Seit dem Start 2020 hat die Sendung bei den unter 50-Jährigen fast die Hälfte seiner Zuschauer verloren. Waren es anfangs über eine Million, lag die Zahl 2023 nur noch bei rund 515.000. Auch der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtzuschauerschaft ist stark gesunken – von knapp 50 Prozent auf etwa 31 Prozent. Die Gesamtreichweite fiel laut Olaf von rund 2,02 auf 1,67 Millionen (Apollo News berichtete).